Nr. 20.
HEtDELBERGER
1861.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Ein Beitrag zur Kenntniss der Trachyle des Siebengebirges von Dr. Gerhard
vom Rath. Bonn, bei Adolph Marcus. 1S61. S. 43.
So häufig und vielfach die Gesteine des Siebengebirges untersucht und be-
schrieben, bleibt immer noch, namentlich in chemischer Beziehung Vieles zu
thun übrig. Dies gilt insbesondere von den Trachyten, welche in solcher
Mannigfaltigkeit auftreten, dass es dem Beobachter gestattet ist, die wichtigsten
Abänderungen der Trachyte, welche man überhaupt bis jetzt in Europa ken-
nen gelernt hat, auf dem kleinen Raum des Siebengebirges zu studiren. In-
dess lassen sich, trotz der zahlreichen Trachyt-Varietäten drei Abtheilungen
scharf von einander unterscheiden; diese hat G. vom Rath — welcher in
jüngster Zeit die Geognosie mit manchem werthvollen Beitrag bereicherte —
in vorliegender Schrift einer näheren Betrachtung unterworfen.
D r a c h e n f e 1 s e r Trachyt, der wohl bekannte, die Hauptmasse des
Drachenfels bildend und von da in einer Reihe von Bergen sich bis zur Per-
lenhard hei Ittenbach ausdehnend; diese Trachyt-Masse ist an der Oberfläche
etwa auf 1270 Ruthen zu verfolgen. Sie sendet zwei Arme aus, einen grössern
gegen Norden, der über die Rosenau bis zum Stenzeiberge vordringt, und ei-
nen kleineren südlich, aus dem der Breiberg besteht. Gleich Satelliten um-
geben jene Hauptbildung noch einige kleinere Trachyt-Gruppen. — Was nun
die mineralogische Zusammensetzung des Drachenfelser Gesteins betrifft, so
enthält dasselbe in weisser oder grauer, ziemlich dichter Gruudmasse einzelne
grosse Krystalle von Sanidin, viele kleine Oligoklas-Krystalle, Magnesia-Glim-
mer und Hornblende. Die Krystalle des Sanidin sind in früherer Zeit durch
Klaproth und Berthier, in neuerer durch Lewins t ein und Rammels-
berg untersucht worden. Der Letztere, welcher durch seine Analyse na-
mentlich den Alkali-Gehalt genauer zu ermitteln strebte, glaubt, dass in dem
Drachenfelser Sanidin 1 Atom Natron auf 2 At. Kali vorhanden sei, demnach
der Sanidin folgende Zusammensetzung besitze: 65,91 Kieselsäure, 18,80Thon-
erde, 11,50 Kali und 3,79 Natron. Die früher von Abich, jetzt von Ram-
melsberg zerlegte Grundmasse enthält nach Letzterem 7,05 lösliche auf
92,95 unlösliche Theile. Diese auf 100 berechnet ergeben: 41,7 Sanidin, 40
Oligoklas, 15,1 freie Kieselsäure. Unter den unwesentlichen Gemengtheilen
des Drachenfelser Trachyt sind zu nennen: Titanit, Magneteisen, Augit und
Apatit. —
Der Wolkenburger Trachyt wird besonders durch den Mangel an
glasigem Feldspath oder Sanidin charakterisirt. Die graue, bläuliche bis
schwarze, oft etwas poröse Grundmasse besteht aller Wahrscheinlichkeit nach
aus Oligoklas; sie umschliesst zahlreiche Körner und Krystalle von Oligoklas,
Hornblende und Magnesia-Glimmer, ausserdem sehr fein vertheilt Magneteisen
und Eisenkies, Körnchen yon Olivin. Das Gestein enthält häufig mit Kalk-
spath ausgekleidete Drusenräume. — An Verbreitung steht der Wolkeuburger
UV. Jahrg. 4. Heft. 20
HEtDELBERGER
1861.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Ein Beitrag zur Kenntniss der Trachyle des Siebengebirges von Dr. Gerhard
vom Rath. Bonn, bei Adolph Marcus. 1S61. S. 43.
So häufig und vielfach die Gesteine des Siebengebirges untersucht und be-
schrieben, bleibt immer noch, namentlich in chemischer Beziehung Vieles zu
thun übrig. Dies gilt insbesondere von den Trachyten, welche in solcher
Mannigfaltigkeit auftreten, dass es dem Beobachter gestattet ist, die wichtigsten
Abänderungen der Trachyte, welche man überhaupt bis jetzt in Europa ken-
nen gelernt hat, auf dem kleinen Raum des Siebengebirges zu studiren. In-
dess lassen sich, trotz der zahlreichen Trachyt-Varietäten drei Abtheilungen
scharf von einander unterscheiden; diese hat G. vom Rath — welcher in
jüngster Zeit die Geognosie mit manchem werthvollen Beitrag bereicherte —
in vorliegender Schrift einer näheren Betrachtung unterworfen.
D r a c h e n f e 1 s e r Trachyt, der wohl bekannte, die Hauptmasse des
Drachenfels bildend und von da in einer Reihe von Bergen sich bis zur Per-
lenhard hei Ittenbach ausdehnend; diese Trachyt-Masse ist an der Oberfläche
etwa auf 1270 Ruthen zu verfolgen. Sie sendet zwei Arme aus, einen grössern
gegen Norden, der über die Rosenau bis zum Stenzeiberge vordringt, und ei-
nen kleineren südlich, aus dem der Breiberg besteht. Gleich Satelliten um-
geben jene Hauptbildung noch einige kleinere Trachyt-Gruppen. — Was nun
die mineralogische Zusammensetzung des Drachenfelser Gesteins betrifft, so
enthält dasselbe in weisser oder grauer, ziemlich dichter Gruudmasse einzelne
grosse Krystalle von Sanidin, viele kleine Oligoklas-Krystalle, Magnesia-Glim-
mer und Hornblende. Die Krystalle des Sanidin sind in früherer Zeit durch
Klaproth und Berthier, in neuerer durch Lewins t ein und Rammels-
berg untersucht worden. Der Letztere, welcher durch seine Analyse na-
mentlich den Alkali-Gehalt genauer zu ermitteln strebte, glaubt, dass in dem
Drachenfelser Sanidin 1 Atom Natron auf 2 At. Kali vorhanden sei, demnach
der Sanidin folgende Zusammensetzung besitze: 65,91 Kieselsäure, 18,80Thon-
erde, 11,50 Kali und 3,79 Natron. Die früher von Abich, jetzt von Ram-
melsberg zerlegte Grundmasse enthält nach Letzterem 7,05 lösliche auf
92,95 unlösliche Theile. Diese auf 100 berechnet ergeben: 41,7 Sanidin, 40
Oligoklas, 15,1 freie Kieselsäure. Unter den unwesentlichen Gemengtheilen
des Drachenfelser Trachyt sind zu nennen: Titanit, Magneteisen, Augit und
Apatit. —
Der Wolkenburger Trachyt wird besonders durch den Mangel an
glasigem Feldspath oder Sanidin charakterisirt. Die graue, bläuliche bis
schwarze, oft etwas poröse Grundmasse besteht aller Wahrscheinlichkeit nach
aus Oligoklas; sie umschliesst zahlreiche Körner und Krystalle von Oligoklas,
Hornblende und Magnesia-Glimmer, ausserdem sehr fein vertheilt Magneteisen
und Eisenkies, Körnchen yon Olivin. Das Gestein enthält häufig mit Kalk-
spath ausgekleidete Drusenräume. — An Verbreitung steht der Wolkeuburger
UV. Jahrg. 4. Heft. 20