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Frauenstädt: Schopenhauers Nachlass.

nismus gegen Fichte, Schelling und Hegel dennoch die meiste
Verwandtschaft mit diesen habe. Es verhält sich auch wirklich
so. Das Object ist nach S. für das Subject Vorstellung und weiter
nichts, und das Ding an sich ist in Allem und für Alles der Wille.
Die erste Behauptung führt zum subjectiven Idealismus, die zweite
zum Monismus. Die erste zeigt mit Fichte Verwandtschaft, die
zweite mit Schelling und Hegel. Das Schimpfen gegen diese Philo-
sophen beweist nichts, sowenig, als dass S. »streng am Kant’schen
Idealismus festhielt.« Das that ja auch Fichte. Das »Ueberbieten«
der Andern beweist nicht, dass sie nicht ursprünglich von den-
selben Principien, wie S., ausgehen. Das Zurückfallen »in Dogma-
tismus« kann man auch bei der S.’sehen Philosophie wahrnehmen.
Man muss eben glauben, dass es kein anderes Ding an sich, als
den abstraeten Willen gebe, den S. noch zudem in den eigentlichen
Teufel verwandelt, da dieser Wille nicht vernünftig ist, sondern
ein moralisches Chaos von Erscheinungen ohne Fortschritt hervor-
ruft, so recht eigentlich die Grundlage des S.’schen Pessimismus ist.
S.’s Anmerkungen beziehen sich bei Kant auf die Pro-
legomena, die metaphysischen Anfangsgründe der
Naturwissenschaft, die Kritik der Urtheilskraft, die
Rechts- und Tugend lehre, bei Fichte auf die Kritik
aller Offenbarung, das Naturrecht, die Sittenlehre,
bei Schelling auf das Werk über die Weltseele, das Sy-
stem des transcendentalen Idealismus, Bruno, die
Ideen zur Philosophie der Natur, Philosophie und
Religion, die Darlegung des wahren Verhältnisses
der Naturphilosophie zur verbesserten Fichte’schen
Lehre, den ersten Band der philosophischen Schriften,
das Denkmal von Jacobi’s Schrift, bei Jacobi auf die
Schrift: David Hum e über den Glauben und die Schrift
von den göttlichen Dingen, bei Fries auf die drei Bände
seiner Kritik der Vernunft. Von Schelling’s ganzem Auf-
satz über die Freiheit sagt S. S. 201: »Er ist fast nur eine
Umarbeitung von Jakob Böhme’s Mysterium magnum, in welchem
sich fast jeder Satz und jeder Ausdruck nach weisen lässt. Warum
aber sind mir bei Schelling dieselben Bilder, Formen und Aus-
drücke unerträglich und lächerlich, die ich bei Jakob Böhme mit
Bewunderung und Rührung lese? Weil ich erkenne, dass in Ja-
kob Böhme die Erkenntniss der ewigen Wahrheit es ist, die sich
in diesen Bildern aussprioht, obwohl sie auch mit gleichem Fug
in vielen andern sich hätte aussprechen können, wenn Jakob Böhme
nicht gerade auf diese gerathen wäre, Schelling aber nimmt von
ihm, was er allein von ihm nehmen kann, dieselben Bilder und
Ausdrücke, hält die Schaale für die Frucht, oder weiss sie wenig-
stens nicht von der Frucht zu lösen.« .... »Es ist höchst spass-
haft, aber unleugbar, wie in dieser ganzen säubern Theorie der
Chemiker durchblickt. Alles, Gott, die Welt, der Mensch, ist ein
 
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