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Nr. 15. HEIDELBERGER 1865.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Duhamel: Des Methodes dans les Sciences.

(Schluss.)
Die Wissenschaft eines Dinges ist der Inbegriff seiner
Gesetze. Ist dieselbe eine Vereinigung der Folgerungen, die mit
Noth Wendigkeit aus angenommenen Sätzen sich ergeben, so ist sie
eine Wissenschaft durch Schlussfolgerung (science de
raisonnement). Dazu gehört, dass die Natur des Dinges in aller
Genauigkeit bekannt sei.
Sind einmal bestimmte Wahrheiten bekannt, so kann man
neue daraus zu folgern suchen, wobei man freilich nicht weiss,
zu welchem Ziele man gelangt. Will man dann eine so gefundene
Wahrheit Andern mittheilen, so spricht man zunächst den Satz
aus, der diese Wahrheit ausdrückt, um so ihre Aufmerksamkeit auf
den einen Punkt zu lenken, und zeigt dann, wie sie aus den be-
kannten Wahrheiten abzuleiten ist. Dies heisst man den ausge-
sprochenen Satz beweisen; und man heisst Lehrsatz (theoröme)
jeden Satz, der eines Beweises bedarf, um evident zu werden. Bei
einem Probleme stellt sich man sich zum Ziele, aus gegebenen
Dingen, die mit einem gesuchten in bestimmten Verhältnissen
stehen, andere Dingen abzuleiten, mit denen das gesuchte in Ver-
hältnissen stehe, die seine Definition bilden. So z. B. wenn der
Vorwurf eines Problems ist, einen Kreis nach gewissen Bedingungen
zu bestimmen, so hat man aus den gegebenen Dingen den Mittel-
punkt und Halbmesser des Kreises abzuleiten, deren Verhältniss
zu ihm seine Definition bildet.
Zur Auflösung der als Lehrsätze und Probleme bezeichneten
Fragen dienen zwei Methoden, die unter den allgemeinen Namen
der Analyse und der Synthese aufgeführt werden können,
deren genaue Darstellung sich der Verf. sehr angelegen sein lässt,
um so mehr als namentlich die erste »ne semble pas tres-connue
de la plupart des logiciens.« Soll man den Beweis eines ausge-
sprochenen Satzes finden, so kann man suchen, aus welchem (nicht
bewiesenen) Satze derselbe gefolgert werden könnte; dadurch ist
die Aufgabe die geworden, den letztem Satz zu beweisen. Hiebei
kann man nun wieder denselben Weg einschlagen u. s. f., bis man
zu einem Satze gelangt, der als wahr erkannt, oder aus wahren
unmittelbar gefolgert werden kann. Damit ist der Satz auf analy-
tischem Wege erwiesen. Die Analyse ist somit eine Methode der
LVIII. Jahrg. 3. Heft. 15
 
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