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Neueste Sammlung von Uebersetzungen griech. u. röm. Klassiker. 357

sind dabei insbesondere B. Stark’s Untersuchungen, die im Jahre
1846 zu Leipzig erschienen sind, zu Grunde gelegt und seinen Er-
örterungen ist der Verfasser mit Recht gefolgt eben so wohl in
der vorausgeschickten Einleitung wie in den auf die Ueber-
setzung folgenden Anmerkungen. So ist das Ganze nun in zwei
Theile geschieden, von welchen der erste, unter der Aufschrift
Anakreon, die dem alten Dichter von Teos selbst zuge-
schriebenen Reste von Liedern, wie die Epigramme — unter
denen aber immerhin mehrere schwerlich für ein Produkt des alten
Anakreon gelten können, befasst, der andere die Anakreonteen,
oder die AnaKreon’s Namen tragenden, aber mit Ausnahme von
einigen wenigen Liedern, in eine spätere Zeit fallenden Dichtungen
enthält, in ähnlicher Weise, wie auch in Bergk’s Lyrici poetae
beides unterschieden ist. Wir lassen als Probe der Uebersetzung
aus diesem zweiten Theile zwei kleine Lieder folgen, welche ihrem
Inhalte nach dem Anakreon zufallen dürften, wenn auch in der
Form verändert oder aus Theilen ächter Lieder zusammengesetzt,
und zwar Nr. 1. Die Leier.

Ich will des Atreus Söhne,
Ich will den Kadmos singen:
Doch meiner Laute Saiten,
Sie tönen nur von Liebe.
Jüngst nahm ich andre Saiten,
Ich wechselte die Leier,
Herakles’ hohe Thaten
Zu singen : doch die Laute,
Sie tönte nur von Liebe.
Lebt wohl denn, ihr Heroen!
Weil meiner Laute Saiten
Von Liebe nur ertönen.
und Nr. 55: Natur gab en.
Es gab Natur die Hörner
Dem Stier, dem Ross die Hufe;
Schnellfüssigkeit dem Hasen,
Dem Löwen Rachenzähne,
Den Fischen ihre Flossen,
Den Vögeln ihre Schwingen;
Und den Verstand dem Manne.
— So bliebe nichts den Frauen?
Was gab sie diesen? — Schönheit:
Statt aller unsrer Schilde,
Statt aller unsrer Lanzen!
Ja über Stahl und Feuer
Siegt Jede, wenn sie schön ist.
 
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