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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 2.1892

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Heft 1
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Schumacher, K.: Über den Stand und die Aufgaben der prähistorischen Forschung am Oberrhein und besonders in Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.29032#0128
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heimische Fabrikation mit besonderem Charakter folgert. Er behauptet,
dass jene Funde nach Stil und Technik völlig unter sich übereinstim-
men, dagegen vielfach von denen der Schweiz, Baierns, des Donau- und
Rhonegebietes abweichen. Auch seien im deutschen Rhein- und oberen
Donauthal 36 Gussstätten und nur 23 Handelsdepots gefunden, woraus
zu schliessen sei, dass nur ein geringerer Teil der Bronzeware durch
Handel eingeführt wurde. Wie schon bemerkt, kann ein solcher scharfer
Unterschied zwischen Handelsdepots und Gussstätten nicht gemacht
werden. Etwas anderes wäre es, wenn die von v. Tröltsch aufgestellte Be-
hauptung des einheitlichen und selbständigen Charakters der Bronzegegen-
stände jenes Gebietes begründet wäre. So hat aber weder von Tröltsch
noch sonst jemand bis jetzt einen Beweis dafür erbracht. Nur durch
Gründe, wie sie Naue für die oberbairische Bronzeindustrie ins Feld ge-
führt hat, liesse sich jenes erhärten. Eingehende Analyse des Ornament-
systems, Vergleich der Technik und Form der verschiedenartigsten Gegen-
stände wäre vor allem nötig. Von besonderer Wichtigkeit ist dabei die
Keramik, da an ihrem einheimischen Ursprung nicht gezweifelt werden
kann. Es wären daher die auf den Thongefässen zu Tage tretenden
Ornamente mit denen der Bronzen, welche ja häufig ebenfalls mit Ver-
zierung bedeckt sind, zu vergleichen. Erst bei völliger Übereinstimmung
der Formensprache und des Verzierungssystems wird man einheimische
Fabrikation der Bronzeware annehmen dürfen, wobei aber auch der Nach-
ahmung noch ein gewisser Spielraum einzuräumen ist. — Weitere An-
haltspunkte für die Herkunftsfrage der älteren Bronzen dürften mit der
Zeit gewisse bald gegossene, bald eingeschlagene Zeichen geben, welche
verschiedene Geräte dieser Periode, namentlich aber die Sicheln, tragen;
sie gleichen häufig den römischen Zahlzeichen und sind wohl mit Recht
teils als Schmuck, teils als Fabrikmarken betrachtet worden. Es muss
deshalb eine systematische Zusammenstellung und Vergleichung dieser
mit Marken versehenen Geräte, welche diesseits und jenseits der Alpen
u. a. gefunden sind, ins Auge gefasst werden. — Auch die kartographische
Darstellung der zuletzt betrachteten Fundstätten in der Fundstatistik
von Tröltsch giebt uns ein annäherndes Bild der grossen Handelsstrassen
jener Epoche. Ein solcher Handelsweg (natürlich noch keine eigentliche
Strasse) führte den Rhone hinauf und teilte sich bei Lyon. Der eine Zug
ging dann den Seen der Westschweiz entlang und traf unser Land zwischen
Basel-Waldshut. Der andere folgte dem Laufe von Saöne und Doubs
und mündete vom Eisass her gegen den Rhein. Eine andere Strasse
kommt von Italien her, übersteigt den Splügen (vergl. allerdings die
 
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