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Brodersen, Kai; Gebhardt, Hans [Editor]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Editor]
Heidelberger Jahrbücher: Weltbilder — Berlin, Heidelberg [u.a.], 47.2003 [erschienen] 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.4061#0013

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Einleitung 3

eines volkes oder kulturkreises, einer gesellschaftlichen Schicht oder einer in-
stitution [...]/ c) einer geistesrichtung oder einer wissenschaftlichen diszi-
plin [... ] "6 Ausdrücklich wird im Artikel „Weltbild" unter 2) gesagt, dass zwi-
schen dem Begriff „Weltbild" und dem Begriff „Weltanschauung", der 1790
durch Kant eingeführt und gängig gemacht wurde, zu unterscheiden sei. Folgt
man den im Artikel „Weltanschauung" gebotenen Definitionen und Verwen-
dungsbeispielen, so haben Weltanschauungen einen eher subjektiven, prä-
oder transwissenschaftlichen Charakter, während sich Weltbilder eher wis-
senschaftlich fundiert und objektiv geben. Freilich wird im Grimmschen
Wörterbuch eingeräumt, dass es sich bei „Weltbild" und „Weltanschauung"
um zwei „sinnverwandte" Begriffe handelt,7 und die angeführten Verwen-
dungsbeispiele belegen neben den Differenzen auch die Tatsache, dass „Welt-
anschauung" und „Weltbild" häufig mehr oder minder gleichbedeutend ver-
wendet wurden (und werden). Sucht man nach einer knappen Definition, die
diesen Beobachtungen gerecht wird, so wird man in der jüngsten Ausgabe der
Brockhaus-Enzyklopädie von 1994 fündig. Dort heißt es unter dem Lemma
„Weltbild": „Für den einzelnen meint W einerseits eine in sich zusammen-
hängende, relativ geschlossene und umfassende Vorstellung von der erfahrba-
ren Wirklichkeit, wobei die Umwelt in ihren phys., sozialen und kulturell-his-
tor. Grundzügen den Grundzügen eines W gemäß einheitlich gedeutet wird,
sowie andererseits die Gesamtheit der subjektiven Erfahrungen, Kenntnisse
und Auffassungen, die ein Mensch von mehr oder weniger großen Bereichen
der Wirklichkeit hat (z.B. das W des Kolumbus). / Während eine Weltan-
schauung die Wirklichkeit eher ideologisch als Totalität auffaßt, ist das W.
mehr realitätsbezogen und versucht eine möglichst umfassende Darstellung
der einzelnen Erfahrungsbereiche; oft werden die Begriffe aber auch syno-
nym verwendet." Hinzugefügt wird dem, dass Weltbilder „kulturell bedingt"
sind und „sich im Laufe der Geschichte wandeln".8

Grundzüge der abendländischen Weltbildentwicklung

Grundlegend für die Entwicklung des europäischen Weltbilds sind die Welt-
vorstellungen oder Weltbilder der griechischen und der jüdischen Antike, al-
so der griechischen Mythologie sowie Philosophie und des Alten Testaments,
die sich - trotz aller Unterschiede - in Grundzügen gleichen und mit anderen
und älteren orientalischen und mediterranen Weltvorstellungen verwandt
sind.9 Die germanischen Weltvorstellungen, die es selbstverständlich auch

6 Vgl.ebd.,Sp.i552ff.

7 Vgl. ebd., Sp. 1531 und 1553.

8 Vgl. Brockhaus Enzyklopädie, Bd. 24 (1994), S. 21.

9 Basis der folgenden Skizze sind die einschlägigen Artikel der altertumswissenschaftlichen und theologi-
schen Handbücher.
 
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