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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0045

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Humboldt heute - das klassische Bildungsprogramm
und die gegenwärtigen Bildungsaufgaben

VOLKER LENHART

i Die Problemstellung

Wilhelm von Humboldt hat einen Platz in der deutschen Bildungsgeschichte
der Moderne wie kaum ein Zweiter. Das ist - was die praktische Wirksam-
keit angeht - begründet in seiner noch nicht einmal zweijährigen Amtszeit als
Chef der Sektion des Kultus und Unterrichts im preußischen Innenministeri-
um 1809/1810. Dabei hat neuere bildungshistorische Forschung durchaus das
Humboldt-Bild, wie es zum Beispiel von seinem ersten kongenialen Interpreten
im 20. Jahrhundert Eduard Spranger (1909; 1910) gezeichnet worden war, als
Mythos destruiert, dadurch dass zum Beispiel auf die Leistungen seiner Mitar-
beiter, wie Süvern, oder Nachfolger, wie des ersten Preußischen Kultusminis-
ters Altenstein verwiesen wurde.' Auch wenn Humboldt nur ein Initiator zur
rechten Zeit am rechten Ort war, dessen bildungstheoretische, -politische und
-planerische Impulse oft genug unter der Perspektive des Scheiterns gedeutet
worden sind,2 hat er doch ein Programm vorgelegt, das in den letzten 200
Jahren immer wieder als Bezugsrahmen für die Bearbeitung von Bildungsfra-
gen herangezogen worden ist. Hier geht es nicht um eine historisch-narrative
Herangehensweise an die Folgen des Programms, also weder um die ideenbe-
zogene Rezeptionsgeschichte,3 innerhalb derer neben fundierter Kritik4 und
abwägender Aufnahme5 es auch missbräuchliche Vereinnahmung gegeben hat,
besonders in der Nazi-Deutung Humboldts als eines „völkischen" Bildungs-
denkers, noch um eine Wirkungsgeschichte, bei der die Verflechtung Hum-
boldtscher Impulse mit der institutionellen Entwicklung des Bildungswesens
thematisiert wird.6 In gegenwartsbezogener bildungstheoretischer Perspekti-
ve soll das Programm Humboldts vielmehr darauf befragt werden, was es zur

Wehler 1987,474L

Z. B. Menze 1975,337-407.

Z. B. Hübner 1983,11-22.

Z. B. Horkheimer 1952/1953, zit. nach Wicke 1997,19, mit Hinweis auf die Abgründe der „Bar-

barisierung der Menschheit".

Z. B. schon Paulsen 1919-1921, Neudruck i960.

Z. B. Tenorth 2000 oder Jeismann 1987.
 
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