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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0401

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Universität im Umbau

Heutige Universitätspolitik in historischer Sicht
und Vorschlag für eine neue Personalstruktur *

DIETER LANGEWIESCHE

I

In der Geschichte der modernen Universität, entstanden in Europa und dann
als Erfolgsmodell weltweit verbreitet, gibt es zwei Phasen eines radikalen Um-
baus: die eine liegt um 1800, die andere erleben wir zur Zeit. Die Radikalität
dessen, wovon wir Augenzeugen sind, als Mittäter oder Mitleidende, mitun-
ter auch beides, läßt sich an den neuen Formen der Planung und Steuerung
ermessen. Vergleichbares gab es nie. Die moderne Forschungsuniversität der
Gegenwart ist nicht nach einem Masterplan geschaffen worden. Ein schrof-
fer Gegensatz also zu den Hoffnungen unserer planungsgläubigen Zeit. Die
heutige Hochschulpolitik - Bologna-Prozess heißt ihr Markenname - baut an
einem Einheitsgebäude für die europäische Universität der Zukunft. Die Er-
folgsgeschichte ihres Vorgängers, der gegenwärtig so entschlossen abgewrackt
wird, ist hingegen eine Geschichte der Universität in Europa - ein feiner, aber
gewichtiger Unterschied.

Die moderne Universität ging aus einem vielschichtigen Suchprozeß her-
vor, in dem unterschiedliche Hochschulmodelle miteinander konkurrierten. Er
begann in einer Ära des Zusammenbruchs und Neubeginns. Ein Trümmerfeld
hat Walter Rüegg die europäische Universitätslandschaft um 1800 genannt, ei-
ne Epoche des Universitätssterbens, die annähernd sechzig Prozent der Hoch-
schulen Europas nicht überlebten.J Dass die Universität danach die Spitzenpo-
sition unter den Bildungsinstitutionen erringen sollte, war damals keineswegs
abzusehen. Ihr Weg an die Spitze war jedoch kein gemeineuropäischer, denn
die Renaissance der Universität in Europa war ein Weg der Vielfalt.

Großbritannien ging einen eigenen, auf dem unterschiedliche Hochschul-
typen nebeneinander entstanden. Auf dem Kontinent konkurrierten hinge-

Dieser Artikel fasst einige Beiträge von mir zu den gegenwärtigen Entwicklungen im deut-
schen Hochschulwesen zusammen und erweitert sie: Langewiesche 2005a-b, 2003, 200ia-c,

1995,1994-

Dazu und zum Folgenden Rüegg 2004.
 
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