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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0347

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Grenzenlos mobil? 335

eil unterschiedliche Bedeutung aufweisen, steht die Gesamtheit identifizierter
Strukturierungen der weit verbreiteten Vorstellung einer freien, objektiven,
universellen und globalen Wissenschaft entgegen. Statt dessen zeigen die fol-
genden Ausführungen, wie erst die Zirkulation von Wissenschaftlern und da-
mit verbundener Wissensressourcen einen zentralen Beitrag zu jeder noch so
kleinen Annäherung an das räum- und zeitlose Ideal eines standardisierten
und weltumspannenden wissenschaftlichen Diskurses leistet.

Grundlage der empirischen Analysen sind 85 semi-strukturierte Inter-
views, die im Herbst 1999 und im Herbst 2003 mit ehemaligen Humboldt-
Gastwissenschaftlern an den großen US-amerikanischen Forschungsuniver-
sitäten Harvard University, M.I.T., University of Chicago, I.I.T. und University
of California at Berkeley geführt wurden. Bei der Mehrheit der Gesprächspart-
ner handelte es sich um Humboldt-Forschungspreisträger, die für ihr Lebens-
werk geehrt und gleichzeitig für einen bis zu einjährigen Forschungsaufent-
halt an die Institute der in Deutschland tätigen nominierenden Wissenschaft-
ler eingeladen wurden (Interviews Nr. 1 bis 60). Das Preisträgerprogramm
der Alexander-von-Humboldt-Stiftung ist 1972 als Teil einer Danksagung der
Bundesrepublik an die USA für die Marshallplanhilfe eingerichtet worden
und hat maßgeblich zur Beschleunigung der letzten Phase der Reintegration
Westdeutschlands in die internationale Wissenschaftsgemeinschaft beigetra-
gen.8 Der kleinere Teil der Interviews (Nr. 61 bis 85) wurde mit ehemaligen
Humboldt-Forschungsstipendiaten geführt, die aus einem anderen Land als
den USA zu einem Forschungsaufenthalt nach Deutschland gekommen sind,
aber zum Zeitpunkt der Interviews an den genannten US-amerikanischen In-
stitutionen arbeiteten.9

Zu Beginn des Beitrags wird das zu Grunde liegende Wissenschafts-
verständnis skizziert und eine theoretische Positionierung der Bedeutun-
gen zirkulärer Mobilität im Rahmen wissenschaftlichen Arbeitens vorgenom-
men. Anschließend wird die Ausprägung geographischer Mobilitätsmuster
in den Wissenschaften des ausgehenden 20. Jahrhundert thematisiert, be-
vor das Hauptkapitel untersucht, durch welche Einflüsse Möglichkeiten und
Bedürfnisse von Wissenschaftlern zur Teilnahme an internationaler Mo-
bilität und Kooperation und damit zur Generierung möglicher positiver
Rückkopplungseffekte für die eigene Arbeit und gegebenenfalls auch für die
eigene Arbeitsgruppe variieren können.

Jons 2003.

Humboldt-Forschungsstipendien wurden erstmals 1953 ausgeschrieben und richten sich an
promovierte Wissenschaftler aller Fächer und Länder im Alter bis zu 40 Jahren. Diese können
sich mit einem frei gewählten Arbeitsthema selbstständig für einen Forschungsaufenthalt in
Deutschland bewerben.
 
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