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Heidelberger Zeitung — 1862 (Juli bis Dezember)

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August
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IK; 187.


Dienstag, 12. August


18«2.

» A»f dke „Heidelbkrger
Zeitmig" kann mnn sich
nvch für den Monat Au-
gnst und Aeptembcr mit 36 Krcuzern abon-
niren bei alten Postanstalten, den Boten und
Lrägern, sowie der Erpedition (Heuqaffc Nr. 2).

* Politischc Umschau.

Den Vordergrund der Pvlitik bildet Jta-
lien und die Fragen: was wird Garibaldi,
was Victor Emanuel, waS Napoleon thun?
Das bis jetzt Vorgkfallene führt nicht auf die
Spnr eines mit Sicherhcit zu verfolgenden
Wcges, um so leichter wird es für Jeden,
bis die Thatsachen daS Uriheil sprechcn, sein
eignis untcrzuschieben. Man müht stch ab,
den Grnn^ ver Schilderhebung zu erfaffen,
ob Palmerston'S schlaue Politik iin Spiele ist,
ob Vicior Emanuel in Wortcn tadclt und im
Geisie einverstanden ist, ob Napoleon in der
Verwirrnng nicht im Trüben zu fischen ge-
denkt. Alles dics ist möglich,- die krnmmen
Wcge der Politik führten schon durch dunllere
Labprinlhe. Garibaldi ist nur der AuSdruck
der Zdeen, wclchc daö ganze italienische Volk
beherrschen, daß der Bcstand dcs ReichS be-
dingt ist durch den Besttz von Rom, dag die
sranzösische Vormnndschast eine Schmach ist
für ein sreieS, selbstständigcs Volk, daß es
endlich Zeit sei, die Maskc abzunehmen, da-
mit Jtalien wisse, ob es cinen Freund ge-
wonnen, oder nur den Unterdrückcr gewechselt
hat. Jndem cr dic Fahne mit der Znschrist:
„Rom oder Tod" hoch empor hält, gidt er
seincm Volke Gelegenheit stch auSznsprechen,
zeigt er Europa dkN ganzen Ernst der Lage.
Von hier bis zum Bürgerkrieg isi noch etn
weiter Weg und nichts im Leben des Gene-
rals berechtigt zu der Vermuthiing, daß er
zur Einheit gelangen will, indcm er die Ein-
heit zerstört. Freiwillig solt der Strom stch
nach Rvm wälzen, nicht durch Zwang dorthin
geleitet werden. Der Rns eines ganzen Bolks
wird in Paris eher gehört werden, alS daS
zarte Gesäusel diplomatischer Noten, und die
Erhaltung einer rcvolutionären Slufreipung in
einem für Frankreich so wichtigen Nachbarland
wie Ztalien bietel der despotischen franjösischkn
Regierung Gesahren, bie der Nutzen, den fie
ans der Besetzung Roms ziehi, nicht anfwicgt.
Der Bürgerkrieg ist znr Erreichiing des Zweckes
mithin ganz nnnütz, eS gibt in Frankreich wi-
berstrebende Elemente und gährendc Stoffe ge-
nug, wclche die Rcgierung ängstlich bewacht
und welche ste vor jeocr Bcrührung mit ähn-

lichen im Ausland behütcn muß. Die Schild-
erhebung GaribaldiS ist mithin ein klug auS-
gesonnener Plan, die Abstchten deS Kaisers
zu durchkreuzeil und ihn zu zwingen, eiuen
andern als den beabstchtigteu Weg zu gehen.
Die königliche Autorität wird i„ Sicilien über-
all, sogar in Garibaldis Lager, ancrkannt.
Seiu jetziger Standort, daS nicht unbebeutende
Stäblchen Ficuzza oder BoSco Ficnzza (nicht
Ficuzzi), liegt auf dem Vorsprung cines Ge-
dirgszugeS seitwärts von der Straße, welche
von Palermo nach Corlcone sührt, und ist
etwa sechs beutsche Meilen von dcr Küste ent-
fernt. Unbedeutenbe Unruhen in Genua, Parma
und andern Orten wurden mit leichier Äühe
unterdrückt. Jn Rom selbst herrscht Ausrcgung,
man ist dvrt überzeugt, die italienisch/n Trup«
pen würden die Campagna besetzen, die gran-
zosen flch auf Rom unb Civita-Vccchia be-
schränkcn, und dieS der Ansang dcS Endcs
sein. Daß übrigenS die päpstliche Regierung
trotz aller Freundschaftsbeweise dic französtsche
grünblich haßt, zeigt sich biS ins Kleinlichste.
Mehrere Angcstellic mnßten anf höhcren Besehl
ihren Vornamcn Napoleon in einen andern
beffer lantenden umänbern. Man steht, bie
kaiserliche Politik hat mit dcm Mißtraucn
und dem Haffe allcr von ihr angeblich Bc-
schützten, ste mögen Namen haben wie stc wol-
len, einen harten Kamps.

Die „Palrie" fordert Spanien auf, Ztalicn
anzuerkcnnen. Spanien dürse nicht länger eine
pasflve Rolle spielen. Die Elemcnte politischer
Kraft im spanischen Volk würden nicmals eine
beffere Gelegcnheit stch zu änßern stnden, als
in unscrcr heutigcn Zeit, unb eS möge nur
feine Steüe unter ven Großmächten einnehmen.
— DaS klingt fast wic eine Einladung, mit
Frankreich zusammen >n dcr Welt aus Aben-
ieucr auszugehcnz Spanien wird stch dafür
bedankcn, die Nolle eines fahrcnden Ritters
mit zu übernehmcn, wobci es doch nur den
volleu Antheil Prügel oder, wie bei Annam,
cinen kleinen Theil dcr Bcute zu erwarlen hat.

Dasselbc Blatt ist sehr vcrgnügt übcr den
Streit zwischen Cobdcu und Palmcrston und
prophezeit wiedcr einmal für die uächstc Ses-
ston den Sturz deS vcrhaßlen Ministers.

Dic erste Kammer der Gcncralstaaten der
Niedcrlande hat mit 26 Stimmcn gcgen sechö
den Gesctzentwnrf über die Aufhebung dcr
Sclaverei in Surinam angenvmmen, Das
Gesetz tritt vom 1. Juli 1863 an in Wirk-
samkeit.

DaS englische Parlamcnt ist geschlosscn. Jn
der vom Lorbkaiizler verlesenen königlichen

Schlußrede werdeu die Beziehungen des kan-
dcS zum Auslande als befriedigend geschilbekt
und die Hoffnung ausgesprochen, daß keinc
Gesahr eines Bruches deS curopäischen Fric-
d-ns »orhanden sei. Auch des Bürgcrkrieges
in Amerika wird gedacht, deffen Ucbel stch
leider nicht auf Amerika beschränken. England
sei von Anfang an cntschloffen gewesen, sich
nicht in den Streit einzumischen, und auch
jetzt liege kein Grunb für daffclbe vor, scinc
Neutralilät aufzugeben. Von den Conseren-
zen in Konstantinopel stehe zn erwarten, daß
die schwcdenden Fragen in einem den einge-
gangenen vertragsmäßigen Verpstichtungen und
ben Rechtcn beS Sultans wie dem Wohle sei-
ner christlichcn Unterthanen enisprcchenden Sinne
geordnet werdcn. Dic Lhronredc geht sodann
anf die Vorgänge in China und den Abschluß
eincS HandelsvcrtragS über.

Deutschland

Karlsruhe, 9. Aug. Drlttes Bül-
lenn über bas Befinven Ihrer KönigUchen
Hoheit der Großherzogin Luise und der neu-
gebornen Prinzessin. Den gestrigen Tag
und die letztverfiofsene Nacht genosien die hohe
Mutter mit ver Neugebornen wohlthätige Ruye
uuv erquickenden Schlafes, und auch diesen
Morgen berechtigt das Befinden Beiver zuF
Hoffnung der Fortdauer dieses ersreulichen
Zustanves.

ÄartSruhe, 8. Aug. DaS heutige RegteruugSblatt
Nr. 37 e^t ^ ^

erkannte Strafe tn Gnaden nachzulaffen.

Gegeben zu Karlsruhe, den 7. August 1862.

Friedrich.

Stabel. Ludwtg. Nüßltn. A. Lamey.

Auf Sr. Königl. Hohett höchstca Befehl:

Knrlsruhe, 9. Aug. Wie wir mit Be-
dauern vernehmen, hat Hr. Fabrikant Buhl
in Ettlingen sein Mandat als Abgeordneter
zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung,
in welcher er.den 24. Aemterwahlbezirk (Aem-
ter Ettlingen unb Nastatt) vertrat, aus drin-
genben geschästlichen Gründen niedergelegt.

— Mannheim, 8. Aug. Unser hiesiges
Bier, wetchem man mit dem besten WiUen
nichts Rühmliches nachsagen kann, hat jetzt,
wo es fich seinem Ende zuneigt, noch zu einer
komischen Scene Veranlaffung gegeben. Aus

Erstes deutsches Bundesschießen.

Von C. Heyner.

(Fortsetzung).

Gätschenberger aus Würzburg freut sich der Jn-
nigkeit, des echten freien reichsstädtischen Sinnes,
den er hier gefundcn; hier sei kein Oesterreich, kein
Preußen, hter war nur ein einiges Deutschland zu
sehen. Haben wir auch die Hoffnung verloren,
unsere Eintgung von oben zu finden, so bleibt uns
doch die, daß es von unten gehen wird. Zwar
habe hier bei dem Fest nur Heiterkeit geherrscht,
doch es habe auch einen ernsten Hintergrund, es
sei ein hoher Ernst im heitern Spiel gewesen. „Die
Schützen sind überall Pionniere der Freiheit, ihnen
gilt mein Hoch." (Bravo.)

Mit diesem Redner war das Banket geschlossen.

Gegen Abend fand aber einc weitere erhebende
Feierlichkeit statt, dte Wiener übergaben ihre Fahne
dem Vorstand des deutschen Schützcnbundes.

Unter Vorantritt verschiedener Comite-Mitglieder
und eines Mnsikcorps zogen die Wiener nach dem
Gabentempel. Dort ergriff I. G. Stuböck aus
Wten das Wort:

„Mcine Herren, ich bin beauftragt, dem deut-
schen Schützenbund oder jetzt seinem Vvrstand dte
Fahne oer Wiener Schützen zu übergeben. Sie
kommt aus einer großen, ja der größten deutschen
Stadt, die mit Liebe und freudtg an Deutschland
hängt. Wir sind keine Kinder des Schmerzes, wir
find ketne Kinder, die man von sich wegfiößt, wir
werden Euch treu zur Seite stehen, ich spseche dies
nicht nur im Namen der Wiener, tch spreche dies
im Namen ganz Deutsch-Oesterreichs. Wir Deutsche
in Oesterreich haben einen schweren Stand, da wir
umringt sind von verschiedenen Nationalitäten. Sind
wir erst zur vollen Geltung gekommen, dann wer-
den wir auch mit Macht eintreten. Ruft uns nur,
wenn Gefahr ist, wir werden kommen. Ich über-
gebe hiermit die Fahne und glaube, daß Sie sie
getrost an der Seite des deutschen Bundesschützen-
banners aufstelleI können."

Nachdem der Beifall, der dieser Rede folgte, et-
was verrauscht war, sprach der Vorsitzcnde des deut-
schen Schützenbundes, .Oberstaatsanwalt Stertzing
aus Gotha: „Deutsche Schützenbrüder! Als Deutsche
begrüße ich Sie hier an dem Tempel, auf dessen
Zinne Germania, in dessen Innern retche Gaben

aus allen deutschen Landen aufgestellt sind, AlleS
Zeichen des Patrtotismus. Wtr hatten mit Zu-
versicht darauf gerechnet, Euch in unserem Lunde
zu sehen, wir haben uns nicht getäuscht, Ahr seid
hier erschienen an den Tagen des Festjubels. Wir
hoffen aber auch, daß Ihr erscheint, wenn es gilt,
des Daterlandes Ehre, des Varerlandes Größe zu
wahren. Ich übernehme diese Fahne als Pfand
dafür, daß Ihr stets an unserer Seite steht, daß
Ihr uns an alle Orte hinbegleitet, wohin das
deutsche Banner getragen wird. Deutsche Schützen-
brüder, ich fordere Euch noch ein N!al auf, ein Hoch
auf die deutsche Einigkeit auszubringen. — Hoch!
Und nun übergede ich als Vorstand des deutschen
Schützenbundes die Fahne dem Festort Frankfurt.

Der Vorstand des hiesigen Schützcnvereins, Dr.
S. Müller, ergreift die Fahne mit den Worten:
„Ich übernehme diest Fahne und wir werden treue
Depositare derstlben sein; wo nur das deutsche Volk
erscheint zum deutschen Schützenfest, wird auch die
Wiener Fahne wehen vereinigt mit den andern
deutschen Fahnen unter dem schwarz-roth-goldnen
Banner."

I. G. Stuböck dankt schließlich. im Namen der
 
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