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Heidelberger Zeitung — 1862 (Juli bis Dezember)

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November
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Uridelbergrr Zritung.

N'. 2S8. Lonotag. ». «ovcmber L8«2.

» SI»f Lik „HnLelbergrr
Zeilugg« ka»» man jich
noch für die Monatc»»-
»emdrr und Deremder mit 36 »reuzrrn abon-
mrrn bei allen Pofianstalten, den Boten u»d
Lrigern, so wic der Lrpedition (Hrugaffe
Nr. 2).

Das Ergcbniß des Mmichener
Haadelstages.

Durch die vom tleibrnden «»»schuffe fest.
gksrtzte Tagesorduung waren bekanntlich drei
Hauptgegenstände z»r ibrvrterung und Ent-
scheidung sestgeftklli worden, nämlich: t) Han»
dclsvenrag mit Keankreich, 2) die Zolleini»
gung mil Oesterreich und 3) die Erhaltung
und bcffere Organisation de» Zollverein».
Dicse Fragen flnd ader so eng »ntereiuauder
verbunden, daß «rst eine Gesammtverhaudlung
»ber alle zusammen eröffnrt wcrden mußle,
welche zwe, volle Lagk bauerte. Hierbel trat
Ansangs mehr dcr klngriff gegen die volkswirih-
schafeliche Seite de» Hankelsoerlrag« »nd die
Berthridigung deSselben, und der lkamps sür
und gegen Freihandel und Schutzzoll in den
Vordergrund, während die Redner dic poli-
tische Seite zuerst n»r vorfichrig berührlen.
Di« Gegner de» Verrrag» deckten seine Schä-
den nach allcn Seitea ans, Schon der AuS-
schußbericht hatie durch ein gründliche» Ein-
gehcn in die Tarissätze dr« Verirag» dir Blö-
ßen de«selben offen dargelegt, namenllich die
vielea Ungleichheiten de» sranz. und deuischen
Larif» zu unskreii Ungunsten, z. B. die hvhen
Zille aus alle feinere Jndustrieerzeugniffe in
grankreich, die nichl mehr al« Schutz , sondcrn
al« Prohibiiivzölle wirken u. s. w. ÄIS den be-
deulenbstcn Grund gegen dcn Haadel«vcrlrag
zeigr fich jedoch wiederholt, daß sein Wortlaut
nicht nur ein nädere« Berhältniß und wcitere
VerkehrSerleichierungen mii Oesterreich verhin-
kere, sondern sogar die Erhöhung einer gro,
ßen Zahl von Tarissätzrn gegen Oesterreich
herbkisühren würde. Dieser Paffu» bildcte als-
tal« den Mittelpunkt de« Kampfe». Dic delm
HandelStage anwesendeu Oesterreicher »erlang-
tea die Zolleinigung wil drm übrigen Deutsch-
laad al» ihr Recht, unb bekämpfien den Han-
delsvertrag sowohl wegen der Zurücksrtzung
der deurschen Jntereffen in demselben, al» auch
haupisächllch, weil er Oestcrreich au« Deutsch-
lan« hinäusdränge. Dic anwesenden Preußen
tagrgen benutzten zu Gnnstea ihre« StaareS
den Handel«verlrag gegen da< gesürchlele Ein«
dringrn Oesterreichs. Sie konnien zwar eben-

fall« nicht umhm, da< Vorhandrnsein großrr
unb vieler MLaael an demselben anzuerkennen,
doch behaupreien fi« auderseitS, er sri ein
Fortschritt zum greihaadel, er öffne den fran-
zöfischen Markl und nur seinc unbedingtc Sn-
nahme könnr den Zollvcrein erhalien. Dieser
Bch.auprung wurbe al» Einseiligkcit und Vcr-
derblichkcit die greihandel«theorie cntgcgengc-
halten, ferner der Umstand, daß bei der Höhe
der franzöflschen Zölle der HandelSverirag
nicht einmal ein ernstlicher Fortschritt IN frei-
hänblerischer Richtung zu nennen sei, und daß
da» Anerbieten Oesterrctch», sctnen Markt brl-
nahe gauz uubeschräiikt zu öffncn, cin »icl be-
beuienderer Fortschritt zum greihandel wäre,
ais wrun dcr Zoüverein ctwaS »om sranzöfl-
schen Markt gewinnc, dessen größerer Theil
ihm doch immcrhin »erschloffen bleibe. Die
Preußen wollten scrner Ocsterreich nicht in den
Zollvcrrin hiaeinlaffrn, weil damit der ILH-
mende DualiSmuS dc» deutschen BundeS auch
i» den Zollverel» komme, weil mit dem Ein-
Irilte OcsterreichS Siagnation eintreien würde,
wetl man bci dcn fetzigen Baluia-Verhältnis-
srn in keine GrschäslSverbinduiig mit Orster-
reich lretcn könnc, unb weil der Co»sum uad
der BildungSgrad dcr Croaten, Slovacken,
Magparen, Rumänen rc. eineSihkilS dic rich-
llge Thellung ber Zollciiikünslr erschwere) au>
berniheil« gemciuschafllichc Beralhungen un.
möglich mache. Hicrgegen wurbe von öster.
reichischer Seite «ingcwendet, baß auch In
Prrußen Wenden, Polacken, «osacken rc. woh.
nen, daß der VerkLuser, wcnn er mtl klingen-
der Münze bezohlt würb«, nirgend« nach bem
BlldungSgrad und dcn Baluta-Verhäliniffen
de« lkäusers srage, daß ein bedeulenber Ver-
kehr mit Oefierreich jept schoa bestihe, baß
diese« Rcich längst nichi mehr da» alte, stag.
nirend« Meliernich'sche Oesterreich sel, (wle
in Folge der ilushebung der geudallasten unb
Prohibiiivzölle, d>» BaueS von Eisenbahnen,
der Einsührung de« deutschea Handelsgesetz-
buchs und de« Wechselrechis, der Hirstclluug
riner Vcrsaffung, dcr Gewerbe- und Preßsret.
heit, durch den Änschluß an den Postverein,
den Münzverein ic.). Zugleich wurbe bemerkt,
daß durch eine nicht sehr bcdeuiende Erhöhnng
der Grunbfteuer da« vorhandcne Deficii geho,
den, upd di« Valuia hergestelll werden könne,
daß dik Einigung Ocsterretch» mil dcm Zoll-
verein borl da« beuische Elemcnl starke,
deulsche Cullur und denischen Eiufluß in t!än-
der trage, die daburch sür deulsche Zntereffen
und Deuischland« polilische Machl gewonnen
werden. Durch diese und ähnliche Einwen»

dungen wurden bie Preußcn anf den wahrcn
inneren Grund ihrer Abwehr OrsterreichS zu-
rückgetiieben, und in dem mit steigendem Eiscr
concenlririen Wort-flampse erklärie cndlich
Beckerath geradezu: Ocsterreich sei niemal«
zum Zollverein zuzulaffen; Bkhrenb: Pren-
ßea könne »immermchr dcn HandelS-Vertrag
zurücknehmen, e» sei mit seiner Ehre daran gk-
bunden; Spbel aber äußerie schroffe, übereilte
Worte gegcn Ocsterrclch, bie er svfort in der
Versammlung wieber zurück nehme» mnßte.
Von Seiten der anwesenden Vertreter der
Kleinstaalen wurde gelienb gemacht, daß von
einer Verpfändung ber Ehre Prcußen« nicht
die Rebe sein könne, daß ste, dic Zollverbün-
detcn, auch cin Wort übcr ben HandelS-Ver,
trag milzusprcchc» hätten. Jn ähnlicher Wcise
erklärte schließlich der Präfident Hanse-
mann, daß Preußens Ehre nicht gcsährbet
sei, und daß bcr Hanvels-Vcrtrag eia salscher
Wkg zu dcm gesteckien Ziele sei; «s miissr ei«
anberer betreicn wcrdcn; Peeußen habe den
Vertrag ohnchin sür fich allcin nicht adschlie-
ßcn können. Bci ber hieraus ersolgten Ad-
stimmung wurde der Anlrag: „DaS fchleunig«
Zustanbekommen be« HandelS-Bertrag» dürse
nicht in Frage grstellt werden," mlt tOl) Sllm-
mcn gegen 96 angrnommcn. Der weilere An-
trag (drjügllch dcr jwklleu Haupisrage): „Die
österreichlschen Vorschläge sollen gleichzcitig mi«
bcr Erneuerung de« ZollvcrclnS, mlt dek Re-
sorm scines TarifS, und mll d„n Adichluffe
deS HandelSverlrag« mlt Oesterreich ln Be-
raihung gczogtn nnd erledig, werdcn," wurde
mlt lt? Siiininen gege» 8l) abgrlchnt. Der
Ausschußantiag abcr (dezuglich «er driitcn
Haupnrage), für Echaliuua de» ZoUverein«
und Vccbefserung seiiier Versäffung, wurdc
mlt l32 Siimini» gegeu 37 ailgenommen.
Echließllch erfolgle noch dle Wahl «e» iieuen
AuSschuffc«, dle, nachdcm Hanscmann mit den
glelchgesinnikn Gewahlien die auf ste griaUrnr
Wahl abgelehnt hatlen, in sreihändlerischein
Sinne ecsolgi».

* Politische Umschau.

Von dem bckannteii Dr. v. Schwcitzer, det
selnen vorläufig-n Ausenihait in WieSdadea
genommcn, ist umer bem Tilel: „Die öster-
reichische Spitze", eiue neue politischr Bco-
schüre erschlenen, die dem lkaiser von Oester-
rcich dle Hcgcmonie über Deulschland zuwcist.

Der Rebacilon der Berliner Nallonal-Zig.
fln« von „Einigen Hamburgern" 2iX> Thlr.
und 1 Psd. Si. für ben NailonalsondS uber-

Zur Ausstrllung nach London.

I. Aus der Hinreife.

(Sortietzung).

Zehn Mtnuten vor der Haltestrlle, ivo wir von
der Straße ab aui elnen Kclbwrg einlenkrn, der aa
bca r-«-nbögil fützrl, st-llt fiw ein mit riclen Me-
d-illen grtchmückir, rtzrwürbiger Wrißdart rin, gibt
fich nn» al« r»glisch-n Vctrranm, der die Schlacht
mitgemacht, zu erkennen und berichtet -lSbald
üder die Hauptfcraen ves OrteS, über drn wir eben
iahrrn. »r gidt naturgemätz dea Kübrrr ab sür
bir g-nzr iiomp-gni- in unserem Wagen. D- ich
jedoch Bibekern >a drr Laschr tzab«, «elcher fttzr
ausjützrlich übrr dir Schlacht brrlchiel, s» beschloß
ich, mit dem Pla» in der Hanb mlch mrinrr Un-
abtzingtgftit zu wabre» unb -ns cigenr Kaast ble
Puuktr auizusuchcn, wclchr mlr ba» meifte Zntereffe
boten. Zch will natürlich nicht ans ba« Sinzclne
eiugehen; ich k-m allel» vollftinbig zu Wege un«
satz b-»prlt so «I,l, wft dic «brigr Grftllschast,
welche tlo« auf bft süe Engliader iutereffanten
Punkte gesützrt «urde u»k dort eiaige Ditail« ber

Schlachl erklirt bekam. Ich ortentteir mtch »or
allem anf dem Löwenhügrl. Ls ift dtcs etn au«
dcm «oden drr Rachbarschast, woburch blr Beschaf-
frnheit des Terraiu« etwa« verinker« wnrde, zwrt
huadrrt Kutz tzvch -nsgcwvrsenrr Kegel, aus d cffen
Spttzc rin aus den cibeuftftn Kanonen gegoffcnrr
niibcrlSndiichcr Löwe fich btfinbcl. Die AuSficht
»o» hier oben aus va« rstche sruchtbarr Land ift
nibenbei Ireffii». M-n überftehl von einer s«
grotzrn Höh«, weiche die Unebenhtiten de« BodcaS
gewiß um da« dreisache übrririfft, so daß das Land
f-st wi« rine ebene KlS«, erscheiat, allc «unkft, an
denen die SchlachtwüIdete, genau. Dte g-nze Auf.
ftellung betder «rmren hat man gerade jll den
Kützen. Doch tft e« nothwendtg, um di, Echwftrig.
keift» keanen zu iernen, womit Aagriff unb Vcr-
thridignng zu kiiapstn haitr» dirwichtigsicn Panltr
drr Schlacht ftibft zu besuchrn und bie Zrit rkicht

»nd »aro 8-iol- zum Löwenbügel znrückzukehren.
Dlr rngitsche Lolonie, die blo« dis Ilougomvvl vor-
gerick, war, fand fich f°« glrichzeitig mtt mir ein.
3» dem Mnftum uad Hoftl am Auße de« Hiigei«
«nrde »och «tn« Erstifchnng «tngenommen, «intg«

Mrrkwürbtgketftn gikaust und fort ging« wicdrr
zurück nach Brüffrl. Jch schftb, um eine grotze iic-
inncrung bcretchcr». Der Sindnc«, «elchen ma»
»on dier svrinimmt, kann ntchi anders wic unver-
gctzttch bleiben. Eln spiftrer Besach Brüffet« wird
mich gcwitz nochmat», abcr aus tängcrr Zrit an btefe
merkwürbtge Sftlle zichen.

Der Abend biefts thatenreichrn T-gc« geftalftt«
ftch reizend. Dcr scharfe Wind ber Krühe hatie fich
gelegt und eine ruhige, milveLust, ein wolkenloser
Sternrnhimmel Ifttz bas Aianiren anttr ben Tau-
ftnden di« Stratzcn dichl ersüllendcn Menschen ai«
angenehmsten Zctloertreib erschcinen. Es «ar der
Voradend de« größftn Kesft«, wcichc« ber Brüffrlrr '
dcfihi, ba« cr zur Lrinncrung an die Revoluiio»
oou I8M ftiert; iu K-Ige d-rftlben «renuft fich bc-
kannlii« das k-tholischi Bcigftn »om proftflanti-
ichcn Holland und cntwickclle stch unier der ftesstt-
chcn Regierung ftine» ftlbflerwihltin Köntg« Leo-
pold zu etncr fo hohen Biüthe, «elch, nicht we»
nig den Reid und die Hadsucht fttnee sübwcstlichm
ruhmsuchtlgrn Nachdarn crrcgt. Dir Krstiichkriftn
dauirn vom 23. bi« zum 2ll. Septcmbcr, nchmr»
adrr schon am Abenb dr» 22. itzre» Aafang, wtr
 
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