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Heidelberger Zeitung — 1862 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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N 2S«


Mittwoch, 17. December


18«2.

Einladung zum Äbonuement

Heidelberger Z e i t u n g.

. ^ die Heidelberger Zeitung werden auch für das I. Quartal 1863 Bestellungen angenommen. Auswartige Abonnenten wollen sich damit
fruhzeitig an das nächstgelegene Postamt wenden, damit nicht wegen verspäteter Anmeldung nur unvollständtge Eremplare geliefert werden müssen. Die
Heidelberger Zeitung wird, unterstützt durch tüchtige Eorrespondenz, wie bisher,.auch ferner die Bahn des Fortschritts mit Freimuth beharrlich verfolgen
und dabet den nationalen Standpunkt festhaltend in dieser Richtung namentlich die Angelegenheiten des gcsammten deutschen und jene unseres engeren
Vaterlandes Baden der Betrachtuug unterziehen, überdieß alle wichttgen und interessanten Lhatsachen der Tagesgeschichte io schleunig als möglich und ebenso
dte telegraphischen Nachrichten ryittheilen. Die Verhandlungen unserer Standekammern werden jeweils am andern Tage nach der Sitzung in unserem
Blatte veröffentlicht.

Seit Anfang d. I. erscheint dreimal wöchentlich ein abgesondertes Unterhaltüngsblatt, um auch den für diesen Theil des Blattes fich mehr interes-
firenden Lesern eine größere Auswahl und Mannichfaltigkeit zu bieten.

Wie bisher werden wir uns angelegen sein lassen, auch unseren localen städttschen Verhältniffen gebührende Beachtung^zu widmen

Schließlich sei Hemerkt, daß wrr dle obrigkeitlichen Bekanntmachungen sowohl, wie alle Anzeigen aus dem pxaktischen Gebiete und die Ankündigungen
der Behörden theils vollständtg, theils auszugsweise mittheilen werden. Insbesonyere werden dabet alle auf das öffentliche, commerctelle und
socrale LehMi sich beziehenden Ankündigungen eine Stelle finden. Die Heidelberger Zeitüng erscheint tägllch (Montags ausgenommen) in groß Folio. Der
vierteljährigMlbonnementspreiS beträgt 54 kr. Kür Auswärtige kofflmt dazu noch der Postaufschlag.

HeidMerg, im December 1862.

Aiwlph Emmerlmg.

Verlagsbuchhandlung und Buchoruckerei.

Die Erl affe des Königs von
Prenßen,

betreffend daS 50jährige Jubiläum der Länd-
wehr und daS 100jährige Jubiläum des
Hubcrlsburgcr Frlcdens erweckcn bel den ver»
schledenen polltischen Parteien in und außer
Preußen ganz eigcnthümliche Gefühlc. Wozu,
fragen dle Freunde deS Fvrtschrilts mlt Rccht,
den JahrcStag der Errichtnng der kandwehr
feiern, da dvch nach der neuen Hecresorgani-
sation, dem „eigensten Werke» deS KönigS, wie
vvn officieller Seite in Prcußen diese Reuerung
schon beront wurdc, d.ic Landwehr g-nz in den
Hintergrund treten wird? Anstatt die. Erinne-
rung an jenen Beginn dcr ruhmvollcn Tha«
ten der preußischen Armce in dcr neueren gcit-
geschichte festlich zu bcgehen, wärc wohl —
so sagen jene — mit größcrm Rechtc dem-
nächst cine Todenfeicr für die Landwehr au>
zuordnen. Was werdcn namcntlich Diejcnigen
sagen, dic mit allen Kräften, durch Wort nnd
Schrift vorzugsweise auS dcm Grunde gegcn
dic Armeereorganifation gckämpft habcn, weil
die Landwehr nach derfclben nur dem Namen
nach bestehen wirds Sie wcrdcn die Fcier
alS eine wahre Aronie anschen. Sicher hat
der König nicht die Absicht, diefer Parlei deS
Landcs durch einen absichtlichen Hohn cinen
Schlag zu versetzen, wiewohl stch nicht läug-
ncn läßt, däß er >n der letzlen Zeit sehr scharfe
Worte gegen die Gegucr dcr Armcereorgani-
sation gesprochen hat. Eher dürfte man noch
annehmen, eS solle die Errichtung der Land-
wehr festlich begangcn werden, um dcn Ver<
lust deS JnstitutS durch einc Feier deS Na-

MeäS vergeffen zn machen. An unserer Zeit
kommt es bckanntlich auch sonst häufig vor,
daß blos Namen und Schcindinge gefeiert
werden, die ohne allcs Wefen stnd. Ucber die
Motive zu der Landwchrfeier kann man da-
her verfchicdener Meiiiung srin, nichr übcr die
Feier selbst; stc ist ein blvßctz Erinnerungs-
fest, fic gilt nur einem Namcn. Solltr cine
Feler der Landwehrerrichkung und mit ihr des
patriotischen Aufschwungs vom Jahr 1813 in
That uiid Wahrheit stattfinden, so müßte der-
felben vor Allem cin vollständiger Spstem-
wcchsel vorhergehen, wozu nach dcr eben erst
geschehencn V-rvvllständigung des Ministc-
riums in reaclionäreni Sinne wahrlich keine
AuSstcht ist.

Ein zweiteS Aubiläum soll im nächflen
Februar stattfinden, dann werden es, wie dcr
König sagt, 100 Aahrc, daß ber 7jährigc
Krirg burch bcn glorreichcn HubertSbiirgcr
Frieden becndigt wurde, ein Ereigniß, wclcheS
die Großmachtstellung Preußens in jeiieu Zei-
ten fcst begründete, unb für wclchcs wir eben-
falls der gvttlichen Vorsehung unscrn Dauk
zu bringen verpstichlel stud. WaS diese Feier
betrifft, so können wir uns nicht verhehlen,
daß cs, gerade unter den jetzigen Zeitverhält-
niffen, paffendcr und geeigneter scin dürfte,
jene nicht zn begehen. Es ist nicht, am we-
nigsteu bei den jctzigen precärcn politischen
Berhältniffcn DcutschlandS, gutgethan, altc
Wunden anfzureißen, und traurige Blätter
unserer Geschichte, weil auf inncrn Zwist u.
Bürgcrkrieg hiiideuteub, zu cnlrollen. Eine
solche Feier ist baher keinenfalls gecignct, bie
Freundc der deütschen Einigkcit unb Einigung

zu erfreuen: eine solche Feier, die gegen ekn
deutschcS Bundcsinitglicb ängeordnct ist, wird
dje ohnchin größtentheils verlorcnen Spm-
pathien >m übrigen Deutschlanb nicht wieber
erwecken. Kanm wird ma» die abhandcn ge-
kommcnen Freundc bcr preußischen Hegemonie
durch eine solche geier wsedcr ernstlich gcwin-
nen, höchstens viclleicht einem Theile derselben
zn Reden und Tvasten erneucrte Gelcgenheit
gebenl —

* Polittsche Umschau.

Die „Nied. Volksztg." sagt u. A.: Wenn
nicht dasür gesorgt wirv, daß die Abgeorvne-
ten im Stande find, den Gegnern mit einem
Muth entgegenzulreten, der zumal hei ältern
Männern und bei Familienvätern ohne die
Sicherhöit der äußern Eristenz gar nicht mög-
lich ist, so findet die Neaction gar keine
Dchranke und je weiter ste vorschreilet, desto
mehr gehen natürlich nicht blos Handel und
Gewerbe zurück, sondern es wird auch die all-
gemeine Sicherheit deö Eigenthums und der
Perjon verringert. Den Abgcordnetcn wie
ben Publicisten muthet man jeden Augenblick
zu, mit ihrer ganzen Eristenz für die allge-
meinen und bie Parteiinteressen einzutreten,
und zögert nicht mit den schwersten Vorwür-
fen, sobald eiuer nicht vollständig den Wün-
schen der gestreugen Hrn. Wähler oder Leser -
entsprochen hat. Wo aber solllen die Vertre-
ter des Volkes und der öffentlichen Meinung
den Muth hernehmen zu ihrer rücksichtslosen
Ausopserung, wenn ihnen, wie bei dem
der Sammlungen für den National-

c? Zur Ausstellung nach Lon-on.

2. In London.

(Fortsetzung).

Da ist die lVstional 6s11er^ mit ihrer Gemälde-
sammlüng und ihren Gcmäldeausstellungen leben-
der Künstler während des Sommers. Ferner das
ausgezeichnete Musenm der 66oloKies18oei«t/, wo
auch populäre naturwiffenschaftliche Vorträge vor-
zugsweise für ein Arbeiterpublikum fast gratis ge-
halten werden. Dann noch zahllöse Privatinuseen
und Aussteüungen, wohin man an gewissen Tagen
freien Zutritt erhält. Von eigentlichen Unterhal-
tungsmitteln find vor Allem die Theater namhast
zu machen; in den beiden großen Opernhäusern
und dem ?rioee88 MeLtre, wo tn den letzten Iah-
ren fast alletn Shakspeare'sche Dramen zur Auf-
führung gelangten, übertrifft die Pracht der Aus-
stattung alles weit und breit bekannte. Die ein-
zelnen beifällig aufgenommenen Stücke werden ge-
wöhnlich hundert und mehrere hundertmal Hinter-
einander gegeben. Eigenthümlich ist, daß man tn
den beiden Opern nur tm Baükostüm Zutritt hat,

anderweittg unbarmherzig zurückgewiesen wird. Die
übrigen Theater laffen viel zu wünschen übrig. Da
sie auch ziemlich theuer find, so wird der nicht mit
schwercm Beutel kommende Fremde diese Art der
Unterhaltung nicht viel frequentiren. Ich bin nir-
gends in der Welt seltner ins Theater gekommen
als in London, — ich muß, um offcn zu setn, einen
Ort ausnehmen, den ich aber lieber verschweige,
um nicht in den Fall zu kommen, von unserm
Theaterkritikus, welcher mir oft die Hälfte des
Raumes im Feuilleton in Beschlag nimmt, einen
Mangel an Kunstsinn ober gar eine leere Börse
vorwerfen lassen zu müssen. — Es ist übrigens
merkwürdig, wie außerhalb Londons, also in der
Provinz, das Theater überhaupt unentwickelt ge-
blieben ist. Selbst in den größten Städten, wie
Liverpool, Manchester, Birmingham, scheint sich
das Theater durchaus nicht über die Stufe unserer
kleinstädtischen Bühnen zu erheben und nur für die
mittleren und unteren Klassen bestimmt zu ftin.
Bei den reicheren Ständen ift es durchaus nicht
fashion, in das Theater zu gehen; sie sparen sich
diefts Vergnügen auf bis zu einem gelegentlichen
Besuch in London. Ich glaube, daß man hierin j

so recht den Unterschied des Bildungsgrads zwischen
der englischen und deutschen Nation im AUgemei-
nen erkennen kann. Haben wir doch in unserer
unmittelbarsten Nachbarschaft nicht weniger als fünf
Bühnen, welche als Musteranstalten dastehen kön-
nen und sich, was die Darstellung selbst anbelangt,
nur wenig von den großen Londoner Theatern un-
terscheiden werden. Vor mehreren Iahren sagte
mir in Manchester ein am Oveu8 OolleKs ange-
ftellter Professor der Chemie, welcher länge in Deutsch-
land gelebt und auch einc deutsche Frau geheirathet
hatte, daß er in der ungehcuren Stadl keinen ihm
zusagenden Umgang finden könne und deshalb ziem-
lich isolirt lebe; unter den reichen Fabrikbesitzern
sinde man fehr viele, welche nicht schreiben könnten!

(Kortsetzung folgt.)

Erkelenz, 6. Dec. Jn dem benachbarten Orte Lent»
holt verschied vor einigen Tagen ein Zsraeltte 1n dem
bohen Alter von 112 Jahren. BiS zu setnen letzten Tagen
war er törperlich und getstig gesund.
 
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