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Heidelberger Zeitung — 1862 (Juli bis Dezember)

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September
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N: 217


Dienstag, 16. September L8S2.

EinlaÄung zum Äbonnement

Hei-elberger Aeitung.

Auf die Heidelberger Zeituna werden auch für das IV. Semcster 1862, welches am 1. Oktober beginnt, Bestellungen angenommen. Auswärtige
Abonnenten wollen sich damit frühzemg an das nächstgelegene Postamt wenden, damit nicht wegen verspäteter Anmelbung nur unvollständtge Eremplare
geliefert werden müssen. Die Heidelberger Zeitung wird, wie bisher, auch ferner die Bahn des Fortschrittö mit Freimuth beharrlich verfolgen und dabei den
nationalen Standpunkt festhaltend in dieser Richtung namentlich die Angelegenheiten des gcsammten deutschen und jene unseres engeren Vaterlandes Baden
der Betrachtung unterziehen, übcrdieß alle wtchtigen und interessanten Thatsachen der Tageögeschichte so schleunig als möglich und ebenso die telegraphischen
Nachrichten mittheilen. Die Verhandlungen unserer Ständekammern werden jeweils am andern Tage nach der Sitzung in unserem Blatte veröffentlicht.

Seit Anfang d. I. erscheint dreimal wöchentlich ein abgcsondertes Unlerhaltungsblatt, um auch den für diesen Theil des Blattes fich mehr interes-
firenden Lesern eine größere AuSwahl und Mannichfaltigkeit zu bieten.

Wie bisher werden wir uns angelegen sein lassen, auch unseren localen städtischen Verhältnissen gebührende Beachtung zu widmen
Schließlich sei bemerkt, daß wir die obrigkeitlichen Bekanntmachungen sowohl, wie alle Anzeigen aus dem praktischen Gebiete und die Ankündigungen
der Behörben theils vollständig, theils auszugsweise mittheilen werden. Insbesonvere werden dabei alle auf das öffentliche, commercielle und
sociale Leben sich beziehenden Ankündtgungen eine Stelle finden. Die Heidelberger Zeitung erscheint täglich (Montags ausgenommen) in groß Folio. Der
vierteljährige Abonnementspreis beträgt v4 kr. Kür AuSwärtige kommt dazu noch der Postaufschlag.

Heidelberg, im September 1862.

Adolph Emmerlmg.

Verlagsbuchhandlung und Buchoruckerei.

Erpedition: Heugasse Nr. 2.

* Politische Umschau.

Die „Coburger Ztg." erklärt es als eine
keck erfundene Buchhändler-Reclame, daß die
Neimer'sche Sortimentsbuchhandlung ein Bilb
des Herzogs von Coburg durch ein Circular
empfehlen wolle, in welchem sie sage, der Her-
zog habe den Wunsch ausgesprochen, dah jeder
dem deutschen Schützenbunde angehörige Ver-
ein es anschaffen möge.

Jn Herford ist der Secondelieutenant Schöu-
feld durch Erkenntniß in einer ehrengericht-
lichen Untersuchungssache aus dem preußischen
Officiersstande entfernt, mithin aus der Armee
gestoßen worden; der König hat das Urtheil
bestäligt. Das Urtheil lautet dahin, der be-
treffende Ofsicier habe zu verschrobene poli-
tische Ansichten, denn er habe sich nicht ent-
blödet zu sagen, er rechne es sich zur Ehre,
zur demokratischen Partei zu gehören; wenn
auch die Entfernung aus dem Officiersstande
nur anwendbar sei auf gemeine Berbrechen,
so sei doch das Vergehen des Lieukenants ein
in den Annalen der Armee so seltenes, daß
die schwerste Strafe auf ihn anwendbar er-
scheinen müffe.

Bei einer im Minifterium des Aenßeren in
Wien abgehaltenen Conferenz der Zollvereini'
gungscommission sprach man sich einstimmig
gegen die Trennung Deutschlands in einen
nord- und südveutschen Zollverband aus.

Der Michaelimarkt für zu verkaufende
PfarrsteUen in England ist wieder sehr be-
deutend; eine große Anzahl mit einem Ein-
kommen von l'rO bis 720 L. werden an ben
Meistbietendeu ausgeboten. „Morning Post"

VoLkswirthschaftlicher Congreß in
BKeimar.

(Fortsetzung).

3) Antrag des Ausschuffes für die Zollvereitzs-
verfassungsreforin: „Der Congreß spricht sich dahin
aus, daß das einzige Mittel, einer periodischen
Wiederkehr solcher handelspolittschen Krisen, wie
die gegenwärtige, vorzub'eugen und dic gedeihliche
Entwicklung uuserer volkswirthschaftlichen Angele-
genheiten zu sichern, darin besteht, daß für die ge-
meinsamen volkswirthschaftlichen Angelegenheiten
neben einer einheitlichen Erecutive eine aus der
Wahl der Bevölkerung des gemeinsamen Zollge-
bieteS hervorgehenbe Volksvertretung alsbald und
noch vor Ablauf der gegenwärtigen Zollvereins-
verträge in das Leben trete." 4) Antrag der stän-
digen Deputation des volkswirthschaftlichen Con-
greffes zur Prüfung dcr mecklenburgischen Zollfrage.
Der volkswirthschaftliche Longreß, indem er den
bereits auf dem vorjährigen Cvngreß fast einstim-
mig gefaßten Beschluß, dem von den beiden Groß-
herzogthümern Mccklcnburg projectirten preußisch-

bemerkt, wenn die Kirche einen guten Schlag
Leute a!s Geistliche haben wolle, müsse der
Pfründenverkauf abgeschafft werden, benn wo
das Verdienst keine Chance habe, hielt es sich
entfernt.

Der berühmte englische Chirurg Professor
Partridge ist nach Spezzia abgereist, um Ga-
ribaldi' seine Dienste anzubieten. «seitens
mehrerer Engländer ist eine Subscriplion er-
öffnet worden, welche die Kosten decken soll.

Ein Pariser Correfpondent der „Köln. Z."
schreibt: „Garibaldi im Gefängniß beschäftigt
fast alle Welt eben so sehr, als Ggribaldi an
der Spitze seiner Freicorps. Die Minifier
in Turin wissen nach wie vor nicht, was sie
thun foüen; die Zournale enthalten fast nur
Artikel über denselben, und die öffeutliche Mei-
nung verschlingt mit Begierde immer noch
alles, was man von ihm erzählt. Der Zu-
stand Garibaldr's ist viel schlimmer, als man
Anfangs geglaubt. An ärztlicher Hilfe hat
es Garibaldi nicht gefehlt, bagegen an jeder
anderen Bequemlichkeit, an paffenden Lebens-
mitteln, ja, sogar an den Arzneimitteln. Hr.
Natazzi vergaß zwar nicht, Gendarmen und
Polizisten in großer Anzahl nach La Spezzia
zu senden, aber erst am vierten Tage erhielt
Garibaldi, der ein elendes, fast unmöbelirtes
Zimmer bewohnt, das für seinen Zustand
nothwendige Bett, und dieses ist auch nicht
von Herrn Natazzi, sondern von einem Pri-
vatmanne geliefert worden! Und doch hatte
derselbe angekündigt; man habe „Appartements
für den Gefangenen in Bereitschaft gesetzt."
Man mag über Garibaldi und sein Unter-
nehmen denken, wie man will, von der Tu-

mecklenburgischen Grenzzoll auch an seinem Theile
entgegcnzuwirken, hierdurch wicdcrholt, erachtet es

gend geboten, daß die zum Zollverein verbundenen
Staaten, namentlich aber Preußen, das dazu vor-
zugsweise im Stande ist, schleunigst unb nachdrück-
lich alle legalen Mittel in Anwendung bringen,
um die Ausführung des mecklenburgischen Gränz-
zollprojcctes zu verhindcrn und oen Anschluß der
Größherzogthümer Mecklenburg an den zu recon-
struirenden Zollverein zu erwirken. Dr. Wolf aus
Stettin referirt darauf über den Antrag der Com-
misfion untcr 1. Born aus London trägt stari-
stische Nachweisungen übcr die seit Einführung des
Freihandels (1846) in England gcmachten Erfah-
rungcn und finanziellen und moralischen Fortschritte
vor, im Uebrtgen für den Antrag. v. Kerstorff
aus Augsburg will die Arbeitsintereffen ganzDeutsch-
lands vom deutsch-nationalcn Standpunct vertreten
wissen. Die deutsche Nationalität habc mit dem
Freihandel und etnem Handelsvertrage mit Frank-
reich nichts zu thun, wohl aber mit dem mit Oester-
reich. Der Schwerpunkt der Frage liege nicht im
Tarif, sondern in dcr Beschränkung der eigenen

l riner Regierung hätte man jedenfaüS ein
menschlicheres Auftreten erwarten dürfen.

Herr Ambagio hal einen Dampfbootdienst
zwischen Genua und Spezzia errichtet und
gewährt allen Denen freie Fahrt, welche nach
Varignano reisen wollen, um Nachrichten über
den Verwundeten einzuholen.

Die „Palrie" spricht sich für eine Amnestie
zu Gunsten Garibalvi's und seiuer Gefährten
aus, welche ganz Jtalien verlangt.

Die Patrie glaubt das Lorhandensein eines
Briefes des Präsidenten Iuarez au den Kai-
ser Napoleon behaupten zu können. Es soll
Iuarez in demselben darlegeu, daß gerade die
Anwesenheit des franz. Erpeditionscorps ihn
an der Errichtung emer starken und dauer-
haften Regierung hindere, und darauf bestehen,
daß in Folge einer Uebereinkunft die französ.
Erpedition die Partei, die sie bis jetzt mtter-
stützt, aufgebe und daß eiu Eiuverständniß
zwlschen Frankreich und der natioualen Par-
tei sich bilde.

Dem Turiner Correspondenten der „Presse"
zufolge sind alle Festlichkeiten, welche bei der
Lermählung der Prinzessin Pia am 20. v.
stattfinden sollten, abbestellt. — Der „France"
wirb aus Rom geschrieben, daß die französ.
Occupationsarmee gegeuwärtig 15,000 Mann
zähle, wovon 900 fieberkrank in den Spitä-
lern lägen. Es sei dies ein genügender, aber
kein übermäßiger Effectivbestand.

Briefe aus Neapel vom 9. melden neue
Nazzias von Cammorristen. Vicle von die-
sen waren bei ihrer Verhaftung als Priester
verkleidet.

Die Zah! der Polizei-Agenten, die Ratazzi

Autonomie, wclche der Vertrag mit Frankreich als
solcher den oeutschen Staatcn auferlege. Diese Auto-
nomie wcrde überdies auf Fremde übertragen, mit
diesen ein Handel übcr die eigene Kreiheit getrie-
ben; der Vertrag sci antinational u. s. w. Er
protestire deshalb gegen den Vcrtrag, wenn er auch
das im Vertrag zur Geltung gekommene Princip
einer umfängltchen Tarifreform als richtig aner-
kenne, weshalb er vor Allem hierauf das Augen-
merk des Congresses gerichtct zu sehen wünsche, da-
mit derselve nicht über den im Vertrag selbst lie-
genden weittragenden politischen Act hinwegstolpere.
Endltch warnt der Nedner vor Annahme des drtt-
ten Satzes des Commissionsantrages, weilderselbe
unbefugte und verletzende Vorwürfe gegen dte den
Handelsvertrag ablchnenden Regierungen enthalte.
Faucher aus Berlin vertheidigt gegen den Vor-
redner den Handelsvertrag als entsprungen auS
einem nationalen, d. h. egoistischen Bcdürfniß der
Nation, als Mittel, bci der Vereinigung der übrt-
gcn westeuropäischcn Staaten auf gleichen Prin-
cipien sich vor den Nachtheilen deS Zurückbleibenö
zu sichern.

(Fortsetzung folgt.)
 
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