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Heidelberger Zeitung — 1862 (Juli bis Dezember)

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August
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HMlberger Ieilung.

N; 202


Frettag, 2S. August


* Politische Umschau.

Die „BörftnzeHung" schreibt: Mnn spricht
in politischen Kreise» viel von unängenehmen
Eindrücken, dir das Anstreten bcs Herzogs Ernst
von Koburg bei dcm deutschen Schützenfeste in
Frankfurt a. M. an hoher Stelle in Bcrlin
errcgt hat, unb von cinem in Folge dcffen
eingelretenen Icbhaften Briefwechsel zwifchen
Berlin und Koburg.

Der „Ztg. f. Nordd." wird geschrieben:
„Bom Ministerium dcs Jnnern in Berlin soll
den Polizeibehörben eine strengere Beausstch-
tigung der Preffe befohleu wordeu sein."

Nach ber „Ztg. s. Rordd." hat Graf Bor-
ries bie erste beste Gelegenheit ergriffen, vor
dem vorauSgesehenen Einstnrz scineS Spstems,
das kci keincm Stande des LandeS mehr ei-
nen Halt habe. sich zurückzuziehen.

Wie die „Sternzeitung" berichtet, ist der
biSherige interimistifchc Polizeipräsident, Land-
rath v. Bernuih, definitiv zum Polizeipräst-
denten von Berlin ernannt worben. Der gc-
wesene Gesandte in Kurheffcn, v. Spdow,
wurdc zum Unlerstaatssckrctär im Ministerinm
dcs Acußern crnannt.

Auch in Cremona hat, trotz aller von dcm
dortigen Präfccten Herrn Eonte gcnommenen
Maßrcgeln, am 17. d. Abends eine imponi-
rende Demonstration stattgefunden. Zahlreiche
Gruppen von Einwohnern vereinigten sich ge<
gen 7 Uhr AbendS anf dcm dortigen Haupt-
platz, dic Civilmustkbande a» der Spitze. Die
Procession dauerte biS gegcn Milternacht;
man durchzog uiilcr dem Gebrüll: Viva 6s-
ribslcki! Vivs AIsrLini! Norto sl Lonspsrte,
tiiori lo 8taniero! rlblissso Rsta^-i! Vo-
AÜsmo lioms eto., alle Straßen. Djc zur
Berhütung dcr Demonstration unter die Waf-
fen getrerene Nalionalgardc, anstatt den cr-
haltenen Befehlen nachzukommcn, trug bazu
bei, die Demonstrativn nur noch größer zu
machcn, als sie ohnedieS war. Es wurden
im Laufe der Nacht und den Tag darauf zahl«
reiche Verhaftungcn vorgenonimcn.

ES bestätigt sich, daß der Herzog von Ma-
genta eventucll zum OderbcfchlShabcr in Rom
ernannt ist. Jst cS wahr, daß nothigenfaUS
gewiffe stralegische Puukte im Königreich Ne-
apel besetzt wcrden sollen, und geschieht dieS,
dann darf man sich auch auf eine Okkupation
Siciliens durch England unb auf weiter grci-
fende Verwicklungcn gefaßt machen.

Man schrcibt der „France" auS Madrid,
daß Marqnis Concha der Königin sehr beru-
higende Depcschen auS PariS gcschickt haben

Elwas Neues vom alren Napoleon.

Zm „Brcmer SonntagSblatt" crzählt Larl Sc!-
fart foig-nd- G-schichte: Ein kärzlich!n HildeShcim
hochbrjahri «crslorb-n-r Kausmann L., der zur Zeit,
als Napoleon l. auf dem Gipf-l selner Macht und
s-iiicS RuhmcS stand, in PariS als Commis con-
ditlonirte, hatte eincn Handel mit dem großen Kat-
scr, wclcher bewcist, daß der Ucbirwindcr Earopa'«
auchzn fcilsch-n v-rstand, glclchwohl aber das größte
Opf-r nicht sch-utc, wcnn eS ihm darauf ankam,
slincn Willcn oder Wunsch dnrchzusch-n. Der Com-
mis hatte cincn Frrund untcr den Schreibcrn deS
MinisteriumS, den cr oft s-inem iu Bureau b-suchte.

EincS Tagcs tritt Eambaceres in das GeschäftS-
zimmcr und sragt, nachdem er elnlge Papiere durch-
geschen: „siuolie beurs est-il?" L. deeilt fich, da
cr wciß, daß sein Frcund kcine Uhr hat, dic seinige
hervorzuzichen und gibt dem Erzkanzlcr di- ge-
wünschte Auskunst. Dirser sieht sich nach dlm jun»
gen Mann um, erblickt dcffen Uhr und meint:
quelle ckrvle mootre, Nwntrer-Ia moi ckono, ce sernit
quelque cbose pour l Lmpereur:" Dle fflbcrnc Uhr,

soll. Die span«schc Reglerung, so heißi eS
weiter, wolle eine neuc Poliiik in Bezug auf
Meriko einschlagen und, nach dem Einzuge
der Franzosen in Meriko, an einer Conferenz
znr Regclung der merikanischen Angelcgenheid
sich bctheiligen. Marschall Serrano habe an
dcn französischen Admiral Rozc vor Vcracruz
geschrieben, daß er auS Madrid Besehl er-
haltcn habc, sich für Alleö, waS die franzö-
stsche Fiotic nöthig habcn solltc, zur Verfü-
gung zu stellen.

Die „Morning Poß" bricht über dic Po-
litik Ratazzi's den Stab; ste macht ihn viel
mehr als Garibaldi selbst für den AuSbruch
der jetzigen bcdrohlichen KrifiS JialienS ver-
antworilich. „Raiazzi und scine Collegen,"
sag! ste, „suchen abstchtlich die öffeniliche Mki-
nung Europa's über den wirkiichen Stand
der Dinge >» Sicilien irrc zu sühren. Sie
haben biS jetzi sich bemühi, dcn gefährlichen
Chnrakler, den die krists aus der-ganzen
Haibinsel annimmi, zu vcrheimlichen. Der
widerstandslose Forischriit Garibaldis ist Anar-
chie, der Kamps gegen Garibaidi ist der Bür-
gerkrieg. Bricht die iialienische Regierung
mit Napoleon III., so zicht sic sich die Ocster-
reicher auf den Hais, und erweist sie stch dem
französtschen Kaiser unierwürfig und dicnst-
willig, so facht sic dadurch die revolntionäre
Fiamme in Jlalien an. Soil inan glauben,
daß Victor Emanuel sich nnr von Garibaldi
gern zwingcn und forireißen laffen möchic?
Es steht sehr schlimm, wenn uiaii nur die
Wahi hai, eniweder an die Ohnuiachl der
Regierung oder an die Vcrstellung deS KönigS
zu glauben."

Die „Morning - Post" bczweifelt, daß die
iialien. Generalc auf ihre Soldalen zählen
kömieii, wenn diefelbcn gcgcn Garibaldi in's
Gefecht gcschickt werdcn. Wenn sich diese
VorauSstchien verwirklichtcn, so sei cs nicht
nur um das Ministerium Natazzi geschehen,
sondern jedes andere Ministerium, dad die
Aufrechierhaiiung eincr engen Allianz zwischcn
Frankreich und Jtalien zur Grundiage scines
Programmes mache, sei unmöglich geworden.

Die offizielle Turiner Zeilung berichiet anS
Palermo nnb mehrercn andcrcn Siädten, nichi
aber auch aus Catania. Dic NegiernngSbe-
hördcn haben überall vollkommene Ruhe auf-
rechierhaiicn. Der nach Sicilien gesandie
außerordeniiiche Commiffar hai zubem auf
teicgraphijchem Wegc gemeldet, daß die Auf-
wicgler das Spstcm angcnomincn haben, be-
sorgliche Nachrichtcn zu verbreiien. Allcrwäris
erhält man Meldnngen, die zu beruhigen geeig-

ein altes Familicnstnck, war nämüch von sthr an-
tiker Form und cigcnjhümiicher Arbeii; L. haiie
dic ühr von stincin Vater gcscheuki crhaiien und
daS Versprccheu geben müffcn, si- nicht zu veekau-
fcn. LambacercS sordert den jungeu Mann auf,
ihm die llhr miiziigeben, er wolle sie dcm Kaiser
zcigcn, L. aber meini, er diirse die Uhr nichi auS
den HSnd-n laffcn, doch sci -r b-reii, dieselbe dem
Aaistr seibst zu überrcichxn, wenn ihm dazu Ge-
lcgenhcii g-boi-nwürde. Liwa vierzehn Tagc nach
di-scm Vorgange -rhält L. eine Ladung nach den
Luiicrien, wird dur« verfchiedene Wachen g-führi
und geiangi endlich in -in Zimmer, in weichem sich
dcr Kaistr mii CambacercS und drci H-rren, dic
jencr nicht kannte, b-find-i. Der jungc Mann schrei-
tei »ao» kapou aus den Kalstr zu und will ihm die
Uhr übcrreichen, wird aber mii Haft von drn Hcr»
ren zuruckgehalien, nnd Lambacrres überreicht dcm
Kaiscr dic ühr, dcr sich damit in ein F-nstcr zurück-
zi-hi und fi- lange beirachiei. Endlich rusi cr dcu
jungcn Manu näher, öffnei cinc üaffeiie und fragi,
fünf Napoieonsd'or aufzählend, ob ihm bic llhr
dafür s-ii s-i. AiS L. verneint, verdoppeii Napo-
leon die Snmme, und aus eine abermaiige Vcr-

net sind. Vorgestern stieß Menoiii, der stch
nach Messina wandte, auf die königl. Trup-
peu unb mnßie nach Caiania zurnckkehren.
Um dic Bevöikerung Caiania's cinzuschüchiern,
ließ Garibaidi bie falsche Nachricht vrröffeni-
lichen, baß der Präseci von Palermo mii dem
Volke capiiuliri habe; baß Palermo frci und
in den Händen der Näiionalgarbe sei, und daß
er (Garibaldi) nun sreie Hand habe, z»
handeln.

Hcrr Finanzminister v. d. Hepdi ist ans
einige Tage der Grunbsteuerreguiirung wegen
nach dem Havellaad gercist; die böse „Berl.
Bi-Ztg." sagi aber, dic Reise sci wegen LeS
I» Elberfeld abspielenben Prozesses angclrcten,
der vielleichi den Rückiritt dcS Hrn, Finanz-
ministerS zur Folgc haben werbc.

D eutsch lan -

Berlin, 26. Ang. Ueber eine Verwnn-
dung deS MajorS v. Horn gehi der „Stern-
zeiinng" solgenoe zuveriässtge Miiiheilung zu:
„Am 20. biescS MonaiS lurz vor dem Schiuffe
der breiiägigeii Fcib < uno Vorpostcnbicnst-
Ucbungen oer 3. Diviston bei Pcncun hat stch
bcr bekiagenSwerthe Unfall zugelragcn, daß
dcr Major v. Horn vom Grcnadierregiment
König Friedrich Wilhelm IV. (l. Pommer-
schen) Rr. 2 burch «iiicn Schuß schwer ver-
wunbei woroen ist. Das Gejchdß, welcheS
von der seinbiiche» Seiie herüber kam, ist
bcm Major v. Horn in dcn Uniericib gebrun-
gcn unb hai bki dem Beriaffen deffklben bcn
Keeuzkiiochen zerspiiiicrt. Bki den gegenüber-
stehenbeii Truppen, dem FüstlicrbatatUvn S.
Pommer'scheii Znsantericrcgimcnt Nr. 12 und
einem Schützeiizug bcS 1. BataiUonö bieseS
RegimeniS jinb jofort die genancsten Rccher-
chcn vorgcnouliiieil wvrben. Ob vie Wunde
burch eincn Siein oder eine Kugei verursachi
wurde, konnien bie Aerzic bisher mii Be>
stimintheit nichi aussprechen."

Nach bcm Pianc, weichcn Oestcrreich und
scine Anhänger dem beuischen Voikc als „Re-
form" darbieien, soll am Bundeöiage cin Bun-
desgerichi eliigcsctzi werden, und zwar sür
foigende vicr Fällc: 1) Svll das BundeSge-
richi ein SchiedSgerich! sein in alien Fällen,
wo zwlfchea Bundesmilgiiedern, also zwijchcn
Regierungcn, cine Sireitigkeii einiriti; 2) soll
das Schiedsgcricht eutjcheiven, wenn ein
Slrei! auöbricht in den Familien dcr rc-
gierendcn Fürstcn über Thconfolge, Re-
genischaft, Regierungsfähigkeit, Vormiiiidschaft
u. s. w., sobaid dic Stieilfrage nicht durch

neiiuiag iegte er dte ganzc, angedrochenc Gcldrolle
hin. L. bleibt aber dabei, daß die Uhr ihm nichi
fcii sei, weii der Vatcr ihm dieselbe zu verkaufcn
vcrboien habe. „Vous etes uu doo llomme", spricht
lichclnd der Katser und wicderholt ftinc Arage,
lndem er fünf Golvrollen hinlcgt. L. bleibt ader
fest, auch als dcr Katser dic große Summe abcr-
mals v'erdoppelt. Dä wirft Napolcon das Gctd
mit einem unbcschrctblichen Blick wiedcr in die Cas-
srile, schi-bi die g'anze Laffeiic dcm jmigcn Mann
zu und iegt noch ftine eigeuc, goidene, mit Brii-
lanten besitzi- Uhr zu dcm Schatz, indem cr mit
Nachdruck scinc Fragc wiederholt. L. btttet um
Berzeihung und crklärt, -r müffc l-id-r bct seiner
Weig-ruiig stehcn bleiben. „I'orlor!" ruft darauf
d-r Kaiftr ctwaS crrcgt und zeigt g-biit-risch nach
der Lhür, di- L. zu cercichcn sich beeiii. Zeii seincs
LcbenS hai L. dcreut, dcn vorthciihasten Handcl,
der ihm vielleichi cin Riiiergut cinbiingcn konnie,
»ichi abgeschloffen zu habcn„ da rr bet reifercr Ueber-
lcgung fich sagen mußie, daß «s scin Valer, eincm
solchcn Lrbieien gegenüber, mii dem ihm abgcnom-
mcnc» Veesprechcn nichi so genau genommcn habe«
würdc; er hai eS llm so mehr bereui, als cr in
 
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