Um diese Zeit, vielleicht noch einige Jahre später, mag es gewesen
sein, daß am Hofe der Markgrafen von Montferrat Aimeric von Pe-
guilain, der Troubadour, behauptete: erst durch die Taten Friedrichs
könne er den Taten Alexanders Glauben schenken, die er immer bezweifelt
habe: denn durch den Staufer, den „Arzt von Salem“, sei endlich auch
die Freigebigkeit von ihrer Krankheit geheilt. Die Troubadours priesen
wohl noch andere Eigenschaften Friedrichs: seine Jugendfrische und
seine Freudigkeit, auch seine Schönheit — denn er entsprach ja durch-
aus dem Königsbild der Minnesänger: von seiner nur mittelgroßen Ge-
stalt angefangen (man schätzte die „mäze“) bis zu dem blonden H-aar
— doch nichts hat man damals an dem jungen Staufer so gepriesen wie
seine „milte“, als deren Muster eben der Makedonenkönig galt. Zwar als
eine königliche Tugend war die Freigebigkeit erst ein Erzeugnis der in
so vielen Dingen heidnischen Troubadour-Ethik. Denn das eigentlich
christliche Mittelalter kannte, da ein biblisches Vorbild fehlte, keine „libe-
ralitas“ weder aus Lebensfreude und -fülle noch als menschliche Hal-
tung, sondern nur die sich jeweils betätigende caritas um des eigenen
Seelenheils willen. Doch seit den Staufern etwa gehörte die Freigebig-
keit wieder zum Bilde des vollkommenen Königs lund wenn Friedrich II.
in seinem ersten Schreiben auf deutschem Boden sagt, daß „durch Frei-
gebigkeit die Fülle königlicher Würde sich mehre und nicht durch Ge-
schenke Erhabenheit Minderung erfährt“, so entsprach das wörtlich
manchem Mjnnesangvers: denn auch das Kanzleidenken richtete sich
nach der Zeit und dem Leben. Friedrich II. freilich handelte da, wie er
immer wieder versicherte, „sowohl nach allgemeinem Königsbrauch, wie
nach einer gewissen ihm besonders eigentümlichen Hochherzigkeit“,
und so pries man gerade seine „innata liberalitas“, selbst wenn sie sich
in späterer Zeit aus bestimmten staatlichen Gründen am wenigsten gegen
die Troubadours mehr betätigte. Jetzt aber, kaum daß er in Deutschland
Fuß gefaßt, grenzte des Kindes „milte“ fast an Verschwendung. Mit vol-
len Händen gab der junge Fürst in diesem ersten Rausch väterliche Güter
und Güter des Reiches an alle, die sich um ihn scharten, oder versprach,
da ihm zunächst ja noch Geldmittel fehlten, Gaben für die Zeit, „sobald
er mit Gottes Hilfe Geld haben werde“. Hatte er aber welches, so gab
er es sofort seinen Anhängern hin. Die Gesandten des Königs von Frank-
reich, die ihm gleich in den ersten Wochen eine größere Geldsumme
brachten, mögen nicht wenig erstaunt gewesen sein, als Friedrich dem
Kanzler auf dessen Frage, wo das Geld aufzubewahren sei, zur Antwort
gab: dieses und alles andere Geld sei nicht aufzubewahren, sondern an
die Fürsten zu verteilen. „Als man von dieser hochsinnigen Freigebig-
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