den Bedürfnissen des andern Teils entgegen: der Abenteuerlust und.
manch andrem Triebe, welcher deutsche Ritter über die Alpen zog zum
Heere des Kaisers. Massenweis und in stets steigender Zahl, begann der
niedere Adel: Ministerialen von Grafen und Herren nach Italien zu pil-
gern, um sich hier zu verdingen.. zunächst nur dem Kaiser, dann den
übrigen Ghibellinen und nach dem Sturze des Reichs auch den Guelfen.
Und bald folgten als Führer^ Grafen und Herzöge, deren Kräfte in , s ~ t i,
Deutschland brach lagen, den Knechten nach.' , /p ;
In diesen selbständigen „Marschällen“ ist schon ganz deutlich der ■‘
Typ der großen Söldnerführer vorgezeichnet, eines John Hawkwood
etwa oder eines Herzogs Werner Urslingen (Guarneri) mit seiner „Gro-
ßen Kompagnie“ von 3000 deutschen Helmen, auf dessen silbernem
Brustschild der Wahlspruch stand: „Feind Gottes, des Mitleids und der
Barmherzigkeit.“ Schon unter FriedrichII. aber erschien ein solches
deutsches Geschwader von angeblich 1800 Helmen unter einem Grafen
Jordan als Marschall, dem wohl noch der Kaiser das Kommando über-
tragen hatte. , /
Man mag es bedauern, daß soviel deutsche Kraft nach Italien geflos-
sen ist, oder mag es begrüßen, daß wenigstens etliche zehntausend Ritter
der trostlosen Enge Deutschlands nach dem Zusammenbruch des alten
Reiches entrissen wurden: an beidem haben FriedrichII. und die Stau-
fer überhaupt ihr volles Maß an Mitschuld. Aber gerade durch die Sold-
ritter hatte auch Deutschland einen nicht geringen Anteil an der italieni-
schen Renaissance, schon weil die Erscheinung dieser nordischen Krie-
ger in Italien so eindringlich wirkte: was ein wirklicher Ritter war, »jC
hätten die Italiener bereits des ausgehenden dreizehnten Jahrhun-
derts, geschweige denn der späteren Zeit, gar nicht mehr gewußt, ohne
die französischen und ohne die Tausende von jungen adligen deutschen
Reitern, die zunächst die Staufer dorthin zogen. Und welchen Eindruck
hinterließen schon König Manfreds deutsche Sieger von Montaperti!
„Gut in Waffen, gut zu Pferde, kräftige Gestalten, erschienen sie wie los-
gelassene Löwen, mit Hengsten gleich wandelnden Hügeln im Scheine
der Waffen.“ Singend seien sie in die Schlacht an der Arbia gezogen, den
Namen Gottes und des Heiligen Georg, ihres Schutzpatrons, auf den Lip-
pen .. Ausführlich wird beschrieben, wie diese Deutschen unter dem
schwarz-silbernen Banner König Manfreds gegen die rote Lilie der Flo-
rentiner angestürmt seien: „Nie hat Hektor so unter den Hellenen ge-
würgt, wie Marschall Jordan an diesem Tage unter dem Volk von
Florenz.“ Nach dem Sieg aber seien hinter den Trompetern und dem
königlichen Banner die 800 deutschen Reiter mit Olivenkränzen auf
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manch andrem Triebe, welcher deutsche Ritter über die Alpen zog zum
Heere des Kaisers. Massenweis und in stets steigender Zahl, begann der
niedere Adel: Ministerialen von Grafen und Herren nach Italien zu pil-
gern, um sich hier zu verdingen.. zunächst nur dem Kaiser, dann den
übrigen Ghibellinen und nach dem Sturze des Reichs auch den Guelfen.
Und bald folgten als Führer^ Grafen und Herzöge, deren Kräfte in , s ~ t i,
Deutschland brach lagen, den Knechten nach.' , /p ;
In diesen selbständigen „Marschällen“ ist schon ganz deutlich der ■‘
Typ der großen Söldnerführer vorgezeichnet, eines John Hawkwood
etwa oder eines Herzogs Werner Urslingen (Guarneri) mit seiner „Gro-
ßen Kompagnie“ von 3000 deutschen Helmen, auf dessen silbernem
Brustschild der Wahlspruch stand: „Feind Gottes, des Mitleids und der
Barmherzigkeit.“ Schon unter FriedrichII. aber erschien ein solches
deutsches Geschwader von angeblich 1800 Helmen unter einem Grafen
Jordan als Marschall, dem wohl noch der Kaiser das Kommando über-
tragen hatte. , /
Man mag es bedauern, daß soviel deutsche Kraft nach Italien geflos-
sen ist, oder mag es begrüßen, daß wenigstens etliche zehntausend Ritter
der trostlosen Enge Deutschlands nach dem Zusammenbruch des alten
Reiches entrissen wurden: an beidem haben FriedrichII. und die Stau-
fer überhaupt ihr volles Maß an Mitschuld. Aber gerade durch die Sold-
ritter hatte auch Deutschland einen nicht geringen Anteil an der italieni-
schen Renaissance, schon weil die Erscheinung dieser nordischen Krie-
ger in Italien so eindringlich wirkte: was ein wirklicher Ritter war, »jC
hätten die Italiener bereits des ausgehenden dreizehnten Jahrhun-
derts, geschweige denn der späteren Zeit, gar nicht mehr gewußt, ohne
die französischen und ohne die Tausende von jungen adligen deutschen
Reitern, die zunächst die Staufer dorthin zogen. Und welchen Eindruck
hinterließen schon König Manfreds deutsche Sieger von Montaperti!
„Gut in Waffen, gut zu Pferde, kräftige Gestalten, erschienen sie wie los-
gelassene Löwen, mit Hengsten gleich wandelnden Hügeln im Scheine
der Waffen.“ Singend seien sie in die Schlacht an der Arbia gezogen, den
Namen Gottes und des Heiligen Georg, ihres Schutzpatrons, auf den Lip-
pen .. Ausführlich wird beschrieben, wie diese Deutschen unter dem
schwarz-silbernen Banner König Manfreds gegen die rote Lilie der Flo-
rentiner angestürmt seien: „Nie hat Hektor so unter den Hellenen ge-
würgt, wie Marschall Jordan an diesem Tage unter dem Volk von
Florenz.“ Nach dem Sieg aber seien hinter den Trompetern und dem
königlichen Banner die 800 deutschen Reiter mit Olivenkränzen auf
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