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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Fayencesammlung Max Guggenheimer, Memmingen, Wappenscheiben aus Schweizer Privatbesitz, Waffen und Rüstungen aus einer hessischen Rüstkammer: ferner Antiken, Antiquitäten, Waffen, Kunst- und Einrichtungsgegenstände aus verschiedenem, teils hochadeligem Privatbesitz ; Auktion in München in der Galerie Helbing ; Montag, den 19., bis Mittwoch, den 21. Mai 1913 — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.17550#0043
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Sammlung

von

RÜSTUNGEN UND WAFFEN

besonders Harnische und Zweihänder

zum größten Teil

aus einer hessischen Rüstkammer stammend.

IZ)ie neuerdings überall aus dem Boden wachsenden großen und kleinen historischen Museen, sowie
die wachsende Sammelleidenschaft haben eine große Nachfrage nach Waffen ergeben, die vom Handel
nur in ungenügendem Maße befriedigt wird. Die unliebsame Folge ist ein bedenkliches Anwachsen der
Fälschungstechnik, die sogar schon auf einfachere Waffentypen sich erstreckt. Da ist es dann immer-
hin bereits eine Seltenheit, wenn eine größere Anzahl echter Rüstungen noch auf den Markt kommt.

Die zur Versteigerung bestimmte Sammlung, über die sich ja auch eine kleine Preßfehde entsponnen
hat, stammt zum größten Teile aus dem Zeughause zu Gießen. Im Jahre 1808 wurden die Rüstungen
und Zweihänder dem Zeughause entnommen, um bei Theateraufführungen Verwendung zu finden. Bei
der Verschönerung, die bei dieser Gelegenheit mit den meisten Waffenstücken vorgenommen wurde, ging
man aber leidet nicht immer mit genügender Pietät vor. Die jetzt entfernte Bemalung mit Bronze-
farben bei einigen Rüstungen, sowie die Schmückung einer anderen durch in der Bläuung ausgesparte
Ornamente — welch letztere Dekoration wohl die Legende der ziselierten Prunkrüstungen entstehen
ließ — hatten keinen bleibenden Schaden anrichten können. Weniger erfreulich war schon die prunk-
volle Garnierung der Rüstungen mit Messingnägeln, sowie die wohl aus theatertechnischen Gründen er-
folgte Entfernung der Wangenklappen bei den Sturmhauben. Die ungehörigen Zutaten wurden bis
auf die Messingnieten einiger Brüste durch eine gründliche sachgemäße Reinigung entfernt und somit
den Stücken das ehemalige Aussehen wiedergegeben.

Bei vorliegender Sammlung handelt es sich, wie erwähnt, nicht um Prunkstücke, sondern um Zeug-
gut, das zur Bewaffnung des gemeinen Mannes bestimmt war. In allen Museen, welche noch größere Reste
alter Zeughausbestände enthalten, finden sich auch die hier in dreierlei Mustern vorhandenen geschwärzten
Trabharnische mit blanken Streifen, die in alten Inventaren meist als Landsknechtharnische aufgeführt
wurden. Dieselben sind meist Nürnberger Provenienz, doch sind auch Kölner und Augsburger Werk-
stätten für die Herstellung dieser Gattung von Harnischen nachweisbar. Da diese Art meist durch Waffen-

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