ZUSAMMENFASSUNG
Die archäologischen Befunde der Urnenfelderkul-
tur in Ober- und Mittelfranken erlauben keine
großen Hypothesen. Beginn dieser Kulturgruppe
und Ende, ohne großen Bruch in die Hallstatt-
zeit überleitend, sind schwer zu erfassen, und
nicht einmal der Entwicklungsgang ist in allen
seinen Zügen sichtbar. Die Frühstufe Bz D stellt
sich als recht selbständiger Formenkreis dar, der
sich zeitlich und landschaftlich zumindest in seinen
allgemeinen Zügen abheben läßt, und der in den
Bestattungssitten, Grabbauweisen, manchen Tracht-
eigenheiten, Bronze- und Keramiktypen die Vor-
aussetzungen für die Entwicklung der folgenden
Stufe schafft. Es macht sich während der Früh-
stufe im Bronzegut vor allem im Südteil des Ar-
beitsgebietes eine stärkere Beeinflussung von süd-
lich und südwestlich angrenzenden Urnenfelder-
zeitgruppen bemerkbar. Im Nordteil dagegen
überwiegen Typen östlichen Ursprungs. Hier im
nördlichen fränkischen Gebiet ist eine Trennung
zwischen Bz D- und Ha A l-zeitlichen Fundgrup-
pen nicht mit Sicherheit möglich; das Fehlen ei-
nes kulturellen Abbruches zwischen den beiden
Stufen steht in gewissem Gegensatz zu den Be-
obachtungen in westlich und südlich gelegenen
Urnenfelderkulturgruppen, entspricht aber ganz
dem Entwicklungsgang östlicher Gruppen.
Die folgende Mittelstufe, unter der der engen
Verknüpfungen wegen die Stufen Ha A 1, A2
und B 1 verstanden werden, ist in Ober- und
Mittelfranken am prägnantesten ausgeprägt. Wäh-
rend der Frühphase scheinen sich die Verhältnisse
zu festigen; durchgehend belegte Gräberfelder fin-
den jetzt ihre Anlage, allmählich überwiegen Brand-
bestattungen und werden dann ganz langsam von
reinen Urnenfeldern abgelöst. Die Keramikfor-
men lassen sich beinahe ausschließlich von östli-
chen Formen ableiten, und auch bei den Bronze-
typen sind Beeinflussungen von Westen und Süd-
westen her sehr selten geworden. In ununterbro-
chenem Entwicklungsgang lassen sich beinahe alle
Typen vom Beginn bis zum Ende der Mittelstufe
in ihrer allmählichen Formumwandlung verfolgen.
Unsere Gruppe erfährt jetzt ihre Hochblüte und
gelangt zeitweilig in einzelnen Gebieten sogar zu
einer gewissen Selbständigkeit in der Bronze- und
Keramikgestaltung und in der Anlage von Grab-
anlagen (Zeichensteingräber). Erst gegen Ende der
Mittelstufe kommt es zu einer Zersplitterung in
räumlich eng begrenzte Grüppchen mit stark pro-
vinziellen Zügen.
Die Stufe Ha B 2 fehlt im Arbeitsgebiet als selb-
ständige Phase; B 2 Typen sind jedoch in B 3-
zeitlichen Komplexen enthalten. Die Spätstufe,
Ha B 2/3, ist in vielem eine Fortsetzung der Er-
scheinungen der Stufe B 1, läßt aber durch hall-
stattisierende Tendenzen wie Anlagen von Grab-
hügeln, reich ausgestatteten Gräbern mit seltenen
Fundstücken, vielleicht einer gehobenen Gesell-
schaftsschicht zugehörig, und neuen Formen im
Keramik- und Bronzegut, einen deutlichen Ab-
bruch gegenüber der Mittelstufe fühlbar werden.
Funde der Spätstufe sind im Arbeitsgebiet selten
und vorläufig kann auch nicht eine ähnlich weite
geographische Verbreitung wie die der Mittelstufe
festgestellt werden. Im Gegensatz zur Mittelstufe
weisen die Bronzetypen trotz häufig einmaligen
Vorkommens relativ größere Variationen auf als
die Typen der Mittelstufe. Sie lassen weite Ver-
bindungen zu den ringsum liegenden Urnenfelder-
kulturen erkennen, sind dabei aber doch, und
noch mehr die Keramik, stark östlich orientiert.
Der innere Ablauf der Kulturgeschichte läßt sich
aus den Bodenfunden nur skizzieren, und das
Wissen um historische Vorgänge muß sich mit
wenigen undeutlichen kulturgeschichtlichen Er-
kenntnissen begnügen, ohne etwa politische oder
geistig-religiöse Strömungen erfassen zu können.
Trotzdem aber läßt sich ein Kulturniederschlag
feststellen, der in absteckbaren Grenzen über eine
bestimmte Zeit hin verfolgbar ist, und der viel-
leicht deutlicher als die großen süddeutschen Ur-
nenfelderkulturgruppen aufzeigt, wie der Ent-
wicklungsgang vor sich ging und in welcher Art
er unterbrochen wurde. Ober- und Mittelfranken,
nur scheinbar in geographischer und kultureller
Lage an einem Brennpunkt gelegen, müssen doch
ganz am Rande der großen Umstürze, die die
Urnenfelderzeit mit sich brachte, gelegen haben,
und auch einige spektakuläre und einmalige, weite
überregionale Verbindungen aufzeichnende Fund-
stücke wie Helme, Schilde, Messer, Bastardformen
unter Schwert- und Nadeltypen, Gürtelbleche,
Drahtschmuck oder jener berühmte Goldkegel von
— 56 —
Die archäologischen Befunde der Urnenfelderkul-
tur in Ober- und Mittelfranken erlauben keine
großen Hypothesen. Beginn dieser Kulturgruppe
und Ende, ohne großen Bruch in die Hallstatt-
zeit überleitend, sind schwer zu erfassen, und
nicht einmal der Entwicklungsgang ist in allen
seinen Zügen sichtbar. Die Frühstufe Bz D stellt
sich als recht selbständiger Formenkreis dar, der
sich zeitlich und landschaftlich zumindest in seinen
allgemeinen Zügen abheben läßt, und der in den
Bestattungssitten, Grabbauweisen, manchen Tracht-
eigenheiten, Bronze- und Keramiktypen die Vor-
aussetzungen für die Entwicklung der folgenden
Stufe schafft. Es macht sich während der Früh-
stufe im Bronzegut vor allem im Südteil des Ar-
beitsgebietes eine stärkere Beeinflussung von süd-
lich und südwestlich angrenzenden Urnenfelder-
zeitgruppen bemerkbar. Im Nordteil dagegen
überwiegen Typen östlichen Ursprungs. Hier im
nördlichen fränkischen Gebiet ist eine Trennung
zwischen Bz D- und Ha A l-zeitlichen Fundgrup-
pen nicht mit Sicherheit möglich; das Fehlen ei-
nes kulturellen Abbruches zwischen den beiden
Stufen steht in gewissem Gegensatz zu den Be-
obachtungen in westlich und südlich gelegenen
Urnenfelderkulturgruppen, entspricht aber ganz
dem Entwicklungsgang östlicher Gruppen.
Die folgende Mittelstufe, unter der der engen
Verknüpfungen wegen die Stufen Ha A 1, A2
und B 1 verstanden werden, ist in Ober- und
Mittelfranken am prägnantesten ausgeprägt. Wäh-
rend der Frühphase scheinen sich die Verhältnisse
zu festigen; durchgehend belegte Gräberfelder fin-
den jetzt ihre Anlage, allmählich überwiegen Brand-
bestattungen und werden dann ganz langsam von
reinen Urnenfeldern abgelöst. Die Keramikfor-
men lassen sich beinahe ausschließlich von östli-
chen Formen ableiten, und auch bei den Bronze-
typen sind Beeinflussungen von Westen und Süd-
westen her sehr selten geworden. In ununterbro-
chenem Entwicklungsgang lassen sich beinahe alle
Typen vom Beginn bis zum Ende der Mittelstufe
in ihrer allmählichen Formumwandlung verfolgen.
Unsere Gruppe erfährt jetzt ihre Hochblüte und
gelangt zeitweilig in einzelnen Gebieten sogar zu
einer gewissen Selbständigkeit in der Bronze- und
Keramikgestaltung und in der Anlage von Grab-
anlagen (Zeichensteingräber). Erst gegen Ende der
Mittelstufe kommt es zu einer Zersplitterung in
räumlich eng begrenzte Grüppchen mit stark pro-
vinziellen Zügen.
Die Stufe Ha B 2 fehlt im Arbeitsgebiet als selb-
ständige Phase; B 2 Typen sind jedoch in B 3-
zeitlichen Komplexen enthalten. Die Spätstufe,
Ha B 2/3, ist in vielem eine Fortsetzung der Er-
scheinungen der Stufe B 1, läßt aber durch hall-
stattisierende Tendenzen wie Anlagen von Grab-
hügeln, reich ausgestatteten Gräbern mit seltenen
Fundstücken, vielleicht einer gehobenen Gesell-
schaftsschicht zugehörig, und neuen Formen im
Keramik- und Bronzegut, einen deutlichen Ab-
bruch gegenüber der Mittelstufe fühlbar werden.
Funde der Spätstufe sind im Arbeitsgebiet selten
und vorläufig kann auch nicht eine ähnlich weite
geographische Verbreitung wie die der Mittelstufe
festgestellt werden. Im Gegensatz zur Mittelstufe
weisen die Bronzetypen trotz häufig einmaligen
Vorkommens relativ größere Variationen auf als
die Typen der Mittelstufe. Sie lassen weite Ver-
bindungen zu den ringsum liegenden Urnenfelder-
kulturen erkennen, sind dabei aber doch, und
noch mehr die Keramik, stark östlich orientiert.
Der innere Ablauf der Kulturgeschichte läßt sich
aus den Bodenfunden nur skizzieren, und das
Wissen um historische Vorgänge muß sich mit
wenigen undeutlichen kulturgeschichtlichen Er-
kenntnissen begnügen, ohne etwa politische oder
geistig-religiöse Strömungen erfassen zu können.
Trotzdem aber läßt sich ein Kulturniederschlag
feststellen, der in absteckbaren Grenzen über eine
bestimmte Zeit hin verfolgbar ist, und der viel-
leicht deutlicher als die großen süddeutschen Ur-
nenfelderkulturgruppen aufzeigt, wie der Ent-
wicklungsgang vor sich ging und in welcher Art
er unterbrochen wurde. Ober- und Mittelfranken,
nur scheinbar in geographischer und kultureller
Lage an einem Brennpunkt gelegen, müssen doch
ganz am Rande der großen Umstürze, die die
Urnenfelderzeit mit sich brachte, gelegen haben,
und auch einige spektakuläre und einmalige, weite
überregionale Verbindungen aufzeichnende Fund-
stücke wie Helme, Schilde, Messer, Bastardformen
unter Schwert- und Nadeltypen, Gürtelbleche,
Drahtschmuck oder jener berühmte Goldkegel von
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