Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE LANDSCHAFTLICHEN GRUNDLAGEN DER
URNENFELDERZEITLICHEN BESIEDLUNG

Ober- und Mittelfranken werden im Norden durch
Thüringen und Sachsen, in der Nordostecke
durch die Tschechoslowakei, im Osten durch die
bayerische Oberpfalz, im Süden durch Oberbay-
ern und Bayerisch Schwaben, im Westen durch
Baden-Württemberg und das bayerische Unter-
franken begrenzt und bilden so ein Kerngebiet
des bayerischen Raumes nördlich der Donau. Die
beiden Regierungsbezirke nehmen eine Fläche von
15120 Quadratkilometern ein und umschrei-
ben ein unregelmäßig geformtes, langgestrecktes
Gebiet, das in seiner Nordsüdausdehnung beinahe
200 Kilometer, in seiner Ostwesterstreckung etwa
70 bis 100 Kilometer erreicht.
Die verwaltungsbedingte Grenzziehung des Ar-
beitsgebietes entspricht nur bedingt einer natürli-
chen Begrenzung. Im Norden und Nordosten
deckt sie sich annähernd, abgesehen von dem sich
zum sächsischen Vogtland hin öffnenden Hofer
Raum, mit dem Verlauf der Höhen des Thürin-
gerwaldes, des Frankenwaldes und des Fichtelge-
birges, und im Westen bilden das Keuperbergland
mit der Frankenhöhe, dem Steigerwald und den
Haßbergen eine naturgegebene Trennung von den
Nachbargebieten. Im Osten und Südosten umrah-
men die Züge der Fränkischen Alb das Gebiet,
aber nur in ihrem nördlichen Teil folgt die Grenz-
linie annähernd der Wasserscheide zwischen dem
fränkischen Rednitz- und dem oberpfälzischen
Vils- und Naabgebiet. Im Süden gliedert die
Grenze, die in ihrem unregelmäßigen Verlauf die
südliche Frankenalb durchschneidet, auch Teile
der zum Donauraum führenden Südabschrägun-
gen zum Arbeitsgebiet.

Die mehr oder minder hohen Berg- und Hügel-
züge um das ober- und mittelfränkische Kern-
land bilden keinen geschlossenen Ring. Mehrere
größere Flußläufe wie Saale, Main, Altmühl und
Wörnitz bahnen Talwege nach außen. Sie, wie
Zugänge durch den Neumarkter Graben, die
Egersenke oder der Weg über den Waldgebirgs-
gürtel zwischen Lichtenfels und Saalfeld-Pößneck,
müssen als auch in vorgeschichtlichen Zeiten leicht
zu begehende Wege betrachtet werden 26.
Keiner der Franken umziehenden Höhenrücken
kann, wie einzelne Funde bestärken, während der
Urnenfelderzeit als unüberwindbare Barriere ge-
wirkt haben, ebensowenig wie die weit bedeuten-
deren Höhen des Oberpfälzer- und Böhmerwal-
des weiter im Osten, deren Passagen durch die
Budweiser und die Cham-Further Senke, wie der
Zugang nördlich von Passau, auch für kulturelle
Beziehungen zwischen Franken und dem Osten
von großer Bedeutung gewesen sind27. Vermut-
lich spielte auch der Weg entlang der Donau eine
wichtige Rolle für Fremdeinflüsse in fränkisches
Gebiet 28.
Die Einheit Ober- und Mittelfrankens als vorge-
schichtlicher Siedlungsraum zeigt sich nicht in der
Landschaftsgestaltung, die eine beträchtliche Viel-
falt aufweist, als vielmehr in der Zugehörigkeit
zu im Grunde nur einem bedeutsamen Flußsy-
stem, dem der Rednitz und des Obermaines und
ihrer Zuflüsse29. Die von den Geologen vermu-
tete Laufänderung der Rednitz durch Anzap-
fung durch den Untermain, während des Oligo-
zäns bis ins Obermiozän oder länger dauernd
angenommen, erklärt den durchgehenden Talweg

26) W. Coblenz, Böhmisch-sächsische Kontakte während der Lausitzer Kultur. Pamätky Archeologicke 52, 1961,
362. — P. Reinecke, Die Grenzen vor- und frühgeschichtlicher Besiedelung in Nordost Bayern. BVfrd. 9,
1930, 3 ff. — Ders., Die Westgrenze vorgeschichtlicher Besiedelung in Böhmen. Sudeta 1931, 27 ff.

27) E. Cujanovä-Jilkovä, Vychodne skupina ceskofalcke mohylove kultury (Die östliche Gruppe der böhmisch-
oberpfälzischen Hügelgräberkultur). Pamätky Archeologicke 55, 1964, 1 ff. (deutsche Zusammenfassung
77 ff.). — H. J. Hundt, Katalog Straubing II (1964), 13. — W. Torbrügge, Die Bronzezeit in der Ober-
pfalz (1959), 98.

28) R. Eckes, Die Urnenfelderstufe in Ostbayern (1938), 1 ff.

29) Nach Gradmann wird hier unter dem älteren Namen „Rednitz" der gesamte Flußverlauf von der Quelle
bis zur Einmündung in den Main verstanden, um die üblich gewordenen -verwirrenden Bezeichnungen
„Rednitz" und „Regnitz" für Ober- und Unterlauf zu vermeiden. R. Gradmann, Süddeutschland (1931),
231. — Vgl. auch H. Fuckner, Franken. Erdgeschichte und Landschaftskunde (1962), 121.

— 15 —
 
Annotationen