EINLEITUNG
Seit geraumer Zeit erscheint es wünschenswert,
den urnenfelderzeitlichen Fundstoff Nordostbay-
erns möglichst geschlossen vorzulegen und ihn auf
seine typologische und chronologische Bedeutung
hin zu untersuchen1. Eine Zusammenstellung des
Fundmaterials wurde vor allem dringlich, seit in
jüngster Zeit weite Teile angrenzender mittel-
und süddeutscher sowie böhmischer Gebiete be-
handelt wurden oder demnächst bearbeitet werden
sollen, und damit eine Grundlage geschaffen wird,
größere Landschaften aussagefähig miteinander
zu vergleichen und auf ihre Beziehungen während
der Urnenfelderzeit zu prüfen.
In dem vorliegenden Heft wurden die urnenfel-
derzeitlichen Grab-, Hort- und Einzelfunde der
Regierungsbezirke Ober- und Mittelfranken zu-
sammengestellt. Von der Behandlung der Sied-
lungsfunde mußte abgesehen werden; zu groß ist
die Fülle des geborgenen Materials, das beinahe
ausnahmslos unsystematisch gesammelt wurde und
ungeordnet in den Museen ruht, als daß man ohne
bedeutende Vorarbeiten und ohne sorgfältige neue
Grabungen ausreichende Erkenntnisse daraus ge-
winnen könnte. Im Arbeitsgebiet wurden bisher
rund 75 Siedlungsplätze bekannt. Auch wenn in
dieser Zahl eine Reihe von Örtlichkeiten mit un-
bedeutenden Siedlungsspuren aus dem Bereich der
Fränkischen Alb enthalten sind, deren Kenntnis
vor allem auf die verstärkte Forschungstätigkeit
in Höhlen und Abris zurückzuführen ist2, so sind
doch zahlreiche größere Siedlungsplätze vor al-
lem in den Tälern größerer Flüsse aufgedeckt wor-
den, die zum Teil eine Fülle von Material und
vereinzelt sogar Befunde wie Hausgrundrisse u. ä.
geliefert haben. Zudem liegen auf den Randhö-
hen der Fränkischen Alb einige der bedeutendsten
Höhensiedlungen Bayerns3, deren älteste Wallan-
lagen möglicherweise zum Teil während der Ur-
nenfelderzeit angelegt wurden, wie etwa die eine
Fläche von 125 Hektar umfassenden Befestigungs-
anlagen des Hesselberges, deren Entstehung in der
frühen Urnenfelderzeit vermutet wird4. Nicht ei-
ner der Siedlungsplätze Ober- und Mittelfrankens
aber wurde ausreichend systematisch untersucht
und publiziert5. Es ist dies um so bedauerlicher,
als neben der Lösung vieler das Siedlungs- und
Wirtschaftsleben betreffender Fragen eine Ana-
lyse des Tonmaterials, das in Siedlungen weit
vollständiger zu erfassen ist als in der durch Ri-
tual bestimmten Auswahl in Gräbern, auch eine
feinere zeitliche Stufung und örtliche Variationen
zu erkennen geben könnte6.
1) H. Müller-Karpe, Beiträge zur Chronologie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen, Römisch-
Germanische Forschungen 22 (1959), 144. — E. Plesl, Luzickä Kultura v severozäpadnfch cechäch (Die
Lausitzer Kultur in Nordwestböhmen) (1961), 240. — W. Coblenz, Keramik mit Knoviser Anklängen aus
dem Vogtland. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 4, 1954, 338.
2) Eine Reihe dieser Höhlenfundorte enthalten nur geringste Spuren urnenfelderzeitlicher Begehung und ver-
fälschen so das Siedlungsbild auf der Fundkarte. Vgl. C. W. von Gümbel, Untersuchungen über die älte-
sten Kulturüberreste im nördlichen Bayern in Bezug auf ihre Übereinstimmung unter sich und mit den
Pfahlbauten-Gegenständen der Schweiz. Sitzungs-Bericht der Königlich Bayerischen Akademie der Wissen-
schaften 1865, I, 103. — F. Vollrath, Siedlungskeramik aus Höhlen der mittleren Frankenalb. Abh. NHG
Nürnberg 29, 1959, 1 ff. .
3) K. Schwarz, Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Oberfrankens. Materialhefte zur bayeri-
schen Vorgeschichte 5 (1955), 13; 180 ff.; Karte 4.
4) K. Schwarz, Führer zu bayerischen Vorgeschichts-Exkursionen 1 (1962), 68 ff. — Vgl. auch H. J. Hundt,
Der Bogenberg bei Bogen (Niederbayern) in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. BVB1. 21, 1955, 38.
5) Die Befunde der umfangreichen Grabungen auf dem Hesselberg (219) durch Hornung wurden, von zwei
kurzen Vorberichten abgesehen, niemals publiziert. Die Bearbeitung der heute noch zum großen Teil ver-
pachten Funde ergäbe allein eine Monographie.
H. Hornung, Reste vor- und frühgeschichtlicher Besiedlung auf dem Hesselberg. Bayerland 48, 1937, 296 ff.
— Ders., Der Hesselberg, der heilige Berg der Franken. Germanenerbe 4, 1939, 98 ff.
6) Reichhaltige, dicht beieinanderliegende Siedlungsstellen mit Gruben etc., wie sie sich etwa in Nordwest-
böhmen oder auf den fruchtbaren Böden des süddeutschen Donauraumes finden, fehlen im Arbeitsgebiet
beinahe völlig. Vgl. H. J. Hundt, Katalog Straubing II. Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte 19.
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Seit geraumer Zeit erscheint es wünschenswert,
den urnenfelderzeitlichen Fundstoff Nordostbay-
erns möglichst geschlossen vorzulegen und ihn auf
seine typologische und chronologische Bedeutung
hin zu untersuchen1. Eine Zusammenstellung des
Fundmaterials wurde vor allem dringlich, seit in
jüngster Zeit weite Teile angrenzender mittel-
und süddeutscher sowie böhmischer Gebiete be-
handelt wurden oder demnächst bearbeitet werden
sollen, und damit eine Grundlage geschaffen wird,
größere Landschaften aussagefähig miteinander
zu vergleichen und auf ihre Beziehungen während
der Urnenfelderzeit zu prüfen.
In dem vorliegenden Heft wurden die urnenfel-
derzeitlichen Grab-, Hort- und Einzelfunde der
Regierungsbezirke Ober- und Mittelfranken zu-
sammengestellt. Von der Behandlung der Sied-
lungsfunde mußte abgesehen werden; zu groß ist
die Fülle des geborgenen Materials, das beinahe
ausnahmslos unsystematisch gesammelt wurde und
ungeordnet in den Museen ruht, als daß man ohne
bedeutende Vorarbeiten und ohne sorgfältige neue
Grabungen ausreichende Erkenntnisse daraus ge-
winnen könnte. Im Arbeitsgebiet wurden bisher
rund 75 Siedlungsplätze bekannt. Auch wenn in
dieser Zahl eine Reihe von Örtlichkeiten mit un-
bedeutenden Siedlungsspuren aus dem Bereich der
Fränkischen Alb enthalten sind, deren Kenntnis
vor allem auf die verstärkte Forschungstätigkeit
in Höhlen und Abris zurückzuführen ist2, so sind
doch zahlreiche größere Siedlungsplätze vor al-
lem in den Tälern größerer Flüsse aufgedeckt wor-
den, die zum Teil eine Fülle von Material und
vereinzelt sogar Befunde wie Hausgrundrisse u. ä.
geliefert haben. Zudem liegen auf den Randhö-
hen der Fränkischen Alb einige der bedeutendsten
Höhensiedlungen Bayerns3, deren älteste Wallan-
lagen möglicherweise zum Teil während der Ur-
nenfelderzeit angelegt wurden, wie etwa die eine
Fläche von 125 Hektar umfassenden Befestigungs-
anlagen des Hesselberges, deren Entstehung in der
frühen Urnenfelderzeit vermutet wird4. Nicht ei-
ner der Siedlungsplätze Ober- und Mittelfrankens
aber wurde ausreichend systematisch untersucht
und publiziert5. Es ist dies um so bedauerlicher,
als neben der Lösung vieler das Siedlungs- und
Wirtschaftsleben betreffender Fragen eine Ana-
lyse des Tonmaterials, das in Siedlungen weit
vollständiger zu erfassen ist als in der durch Ri-
tual bestimmten Auswahl in Gräbern, auch eine
feinere zeitliche Stufung und örtliche Variationen
zu erkennen geben könnte6.
1) H. Müller-Karpe, Beiträge zur Chronologie der Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen, Römisch-
Germanische Forschungen 22 (1959), 144. — E. Plesl, Luzickä Kultura v severozäpadnfch cechäch (Die
Lausitzer Kultur in Nordwestböhmen) (1961), 240. — W. Coblenz, Keramik mit Knoviser Anklängen aus
dem Vogtland. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 4, 1954, 338.
2) Eine Reihe dieser Höhlenfundorte enthalten nur geringste Spuren urnenfelderzeitlicher Begehung und ver-
fälschen so das Siedlungsbild auf der Fundkarte. Vgl. C. W. von Gümbel, Untersuchungen über die älte-
sten Kulturüberreste im nördlichen Bayern in Bezug auf ihre Übereinstimmung unter sich und mit den
Pfahlbauten-Gegenständen der Schweiz. Sitzungs-Bericht der Königlich Bayerischen Akademie der Wissen-
schaften 1865, I, 103. — F. Vollrath, Siedlungskeramik aus Höhlen der mittleren Frankenalb. Abh. NHG
Nürnberg 29, 1959, 1 ff. .
3) K. Schwarz, Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Oberfrankens. Materialhefte zur bayeri-
schen Vorgeschichte 5 (1955), 13; 180 ff.; Karte 4.
4) K. Schwarz, Führer zu bayerischen Vorgeschichts-Exkursionen 1 (1962), 68 ff. — Vgl. auch H. J. Hundt,
Der Bogenberg bei Bogen (Niederbayern) in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. BVB1. 21, 1955, 38.
5) Die Befunde der umfangreichen Grabungen auf dem Hesselberg (219) durch Hornung wurden, von zwei
kurzen Vorberichten abgesehen, niemals publiziert. Die Bearbeitung der heute noch zum großen Teil ver-
pachten Funde ergäbe allein eine Monographie.
H. Hornung, Reste vor- und frühgeschichtlicher Besiedlung auf dem Hesselberg. Bayerland 48, 1937, 296 ff.
— Ders., Der Hesselberg, der heilige Berg der Franken. Germanenerbe 4, 1939, 98 ff.
6) Reichhaltige, dicht beieinanderliegende Siedlungsstellen mit Gruben etc., wie sie sich etwa in Nordwest-
böhmen oder auf den fruchtbaren Böden des süddeutschen Donauraumes finden, fehlen im Arbeitsgebiet
beinahe völlig. Vgl. H. J. Hundt, Katalog Straubing II. Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte 19.
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