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Hirschfelder, Dagmar
Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts — Berlin: Mann, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.47555#0268

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248

Die wechselseitige Beeinflussung von Porträt und Tronie



Abb. 36 Hans Holbein d.J., Heinrich VIII. (1491-
1547), König von England, Madrid, Museo Thyssen-
Bornemisza [Kat. 228]

Abb. 37 Rembrandt, Junger Mann mit Federbarett und Gold-
kette, 1631, Toledo/Ohio, Museum of Fine Arts [Kat. 400]

sein. Außerdem ist zu überprüfen, ob die bisherige
Annahme, Tronien ohne signifikante Attribute oder
Kennzeichen seien nicht auf eine bestimmte Rolle
oder Identität festgelegt gewesen, tatsächlich auf die
behandelten Werke zutrifft.
Der reiche Schmuck, den viele der hier zu diskutie-
renden Tronien tragen, kennzeichnet sie als Personen
hohen Ranges oder besonderer Bedeutung. Dies gilt
insbesondere für die goldenen Ketten, die häufig zur
Ausstaffierung männlicher Tronien in einer Kostü-
mierung mit historisierenden Elementen gehören
[Kat. 102, Taf. 20, Kat. 398, Taf. 84, Kat. 402, Taf.
IX, 85, Kat. 430, Taf. X, 91, Kat. 486, Taf. 103, Kat.
487]. In der Porträtmalerei des 16. und 17. Jahrhun-
derts kommen Goldketten besonders häufig auf
Bildnissen von Königen und hohen Adligen vor. In-
teressant ist in diesem Zusammenhang der Vergleich
zwischen der Goldkette von Rembrandts Jungem

Mann mit Federbarett in Toledo (Museum of Fine
Arts) [Kat. 400, Abb. 37] und der Kette, die Heinrich
VIII. (1491-1547), König von England, (Madrid,
Museo Thyssen-Bornemisza) [Kat. 228, Abb. 36] auf
einem Bildnis Hans Holbeins d.J. trägt: An Letz-
terer hängt wie an der Kette der Tronie ein großes
goldenes Medaillon mit einem Edelstein in quadra-
tischer Einfassung. Auch den Zeitgenossen mag die
royale Konnotation der äußerst kostbaren Goldkette
des Jungen Mannes mit Federbarett nicht entgangen
sein. Allerdings tragen die Dargestellten auf bürger-
lichen Porträts des 16. und 17. Jahrhunderts eben-
falls gelegentlich Ketten aus Gold. Julius Held ist der
Bedeutung, die der zeitgenössische Betrachter mit
dem Motiv verband, in seiner Studie zu Rembrandts
Aristoteles in New York nachgegangen.3 Der Autor
verweist darauf, dass es bereits in der Antike Brauch
gewesen sei, besondere Leistungen und Heldentaten
mit einer goldenen Kette zu belohnen.4 Diese Tra-

3 Held 1991, S. 46-55.
4 Ripa / Pers 1644, S. 116, schreibt im Zusammenhang mit der
Behandlung der Ehre (>Honore<), die durch einen schönen
Jüngling personifiziert werden sollte: »De gulde keetens aen

hals en armen, waeren oude Eertyckens, en wierden van de
Romeynen gegeven tot belooninge, van die sich dapper, in
den Krijgh, hadden gedragen, gelijek Plinius verhaelt.«
 
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