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Hirschfelder, Dagmar
Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts — Berlin: Mann, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.47555#0270

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Die wechselseitige Beeinflussung von Porträt und Tronie



Abb. 38 Jan Harmensz. Muller nach Pieter Isaacz., Christian IV.
(1577-1648), König von Dänemark, Kupferstich, 1625 [Kat. 359]

Abb. 39 Frangois Clouet, Karl IX. (1550-1574), Wien, Kunsthis-
torisches Museum [Kat. 79]

Taf. 72, Kat. 359, Abb. 38].13 Zwar tragen auch bür-
gerliche Auftraggeber auf Porträts - beispielsweise
auf holländischen Schützenstücken - gelegentlich eine
Halsberge unter dem Kragen.14 War eine Tronie jedoch
neben Rüstungsteilen wie der Halsberge zusätzlich mit
einem besonders reich verzierten Helm oder kostba-
rem Schmuck ausgestattet [Kat. 59, Taf. 11, Kat. 402,
Taf. IX, 85], konnte sie als Verkörperung einer beson-
ders hochrangigen Persönlichkeit verstanden werden.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein
Detail der Ausstaffierung vieler männlicher Tro-
nien in reicher, historisierende Elemente beinhal-
tender Kostümierung: Sie tragen häufig Ohrringe,
wie z.B. Rembrandts Halbfigur eines alten Mannes

mit Federbarett und Halsberge (Chicago, Art Ins-
titute) [Kat. 402, Taf. IX, 85], der aus Rembrandts
Werkstatt stammende Junge mit rotem Barett15 (St.
Petersburg, Eremitage) [Kat. 477, Taf. 101] oder Ba-
ckers Brustbild eines jungen Mannes im Profil nach
rechts (München, Alte Pinakothek) [Kat. 13, Taf. 3].16
Auf holländischen Porträts männlicher Auftragge-
ber in zeitgenössischer Tracht kommt ein derartiger
Schmuck im 17. Jahrhundert nicht vor. Dagegen wer-
den insbesondere Könige und hohe Adlige anderer
europäischer Länder, z.B. Englands und Dänemarks,
in der ersten Jahrhunderthälfte durchaus mit Ohr-
ringen dargestellt. So erscheint z.B. König Charles
I. von England auf mehreren Bildnissen van Dycks

13 Vgl. auch Judson / Ekkart 1999, Kat. Nr. 295, PI. 177, Kat.
Nr. 296, PI. 180, Kat. Nr. 301, PI. 186; Turner 2002, Bd. 1,
Kat. Nr. 16-22, 27-31, 35.
14 Vgl. z.B. Kat. Haarlem 1988, Kat. Nr. 63, S. 2441'., Kat. Nr.
66, S. 250 m. Farbabb. S. 248f., Kat. Nr. 68, S. 252f.

15 Zur Beurteilung des Bildes als Arbeit, die in Rembrandts
Werkstatt oder unter seinem direkten Einfluss entstand, vgl.
RRP 1982-2005, Bd. 2, Kat. Nr. C63.
16 Vgl. auch Kat. 145, Abb. 34, S. 213, Kat. 146, Taf. 31, Kat.
345, Taf. 74.
 
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