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Hirschfelder, Dagmar
Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts — Berlin: Mann, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.47555#0333

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Der Einfluss des Bildtyps Tronie auf die Porträtmalerei

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Da Kostümporträts nicht auf eine bestimmte
Rolle festgelegt waren, sondern ebenso wie Tronien
freie Assoziationen des Betrachters bzw. Besitzers
erlaubten, boten sie eine besonders gute Projektions-
fläche für die Ambitionen und auf die eigene Person
bezogenen Idealvorstellungen der Auftraggeber: Diese
konnten ein und demselben Kostümporträt eine je
nach Lebenssituation und aktueller Vorliebe variie-
rende Bedeutung zuschreiben. Damit veralteten die
Bilder auch in inhaltlicher Hinsicht nicht.
Die Tatsache, dass Porträts in Tronie-Manier be-
sonders phantasiereich und interessant gestaltet wa-
ren, machte sie darüber hinaus auch für potentielle
Käufer, die den jeweils Dargestellten nicht kannten,
reizvoll. Die bessere Wiederverkäuflichkeit eines

Kostümbildnisses bedeutete zweifellos auch für den
Auftraggeber eines solchen eine Wertsteigerung des
Bildes.
Kostümporträts in Tronie-Manier wurden nicht
von allen Porträtmalern gleichermaßen, sondern
vorwiegend von Historien- und Troniemalern ge-
schaffen, so dass ihre Produktion eine Spezialisie-
rung innerhalb des Faches Porträt darstellte. Ma-
ler von Kostümporträts mussten also mit weniger
Konkurrenten rechnen als auf dem Gebiet der kon-
ventionellen Porträtmalerei. Somit dürften Tronie-
bzw. Historienmaler nicht zuletzt deshalb für die
Einführung und Verbreitung des neuen Porträttyps
gesorgt haben, weil sie in besonderer Weise davon
profitierten.
 
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