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Das Stadium, der Hippodromus und der Circus. 149
y/. — Dies geschah durch die schiefe Linie der Base, auf welcher die Form
des Ablaufes gleichsam errichtet war. Ferner da die Schupfen in gerader
Linie nach dem Normalpunkte hin geösfnet seyn ’mufsten; so durften die
beiden Schenkel, auf welchen die Schupfen paarweise rechts und links lie-
gen, nicht eine gerade Linie, sondern sie mussten eine Kurve bilden, in
der Art, wie die Linien f und g es andeuten. Hiedurch erhielt die Form
des Ablaufes auch jene grössere Aehnlichkeit mit dem Vordertheil eines Schiffes.
Da nun bei einer solchen Einrichtung des Ablaufes die Schupfen nicht
alle, sondern nur paarweise in gleicher Entfernung von dem Normalpunkte
abstanden ; so konnten die den Schupfen vorgespannten Taue nicht auf ein-
mal fallen, sondern nur paarweise und nach und nach: und natürlich vor
dem entferntesten Paare hh zuerst, und so allmählig bis zu dem von dem
Normalpunkte am wenigsten entfernten Paare ZZ, wo die Taue zuletzt Helen.
Wesentlich kam es hiebei aus die mechanische Vorrichtung an, dass die
Taue vor jedem Paare nicht bloss gleichmässig, sondern von Paar zu Paar
auch in gleichen Intervallen Helen.
Derjenige, der diese Form des Ablaufes für den Hippodromus zu
Olympia aussann, war der Bildner Cleoetas, welcher sich auch durch
eine Inschrift auf einer Statue, die man in Athen noch spät von seiner Hand
sah, als Ersinder desselben bezeichnete. Er war ein Sohn des Aristo cles,
wahrscheinlich des Bildhauers dieses Namens aus Sicyon, der zugleich mit
seinem Bruder Canachus und Ageladas arbeitete. Da aber diese drei
in den siebziger Olympiaden blühten; so mochte Cleoetas in den achtzi»
ger Olympiaden ein Zeitgenosse des Phidias seyn. Dieser Meinung ist
auch Visconti. In Hinsicht des Aristides, welcher später den Mecha-
nismus des Cleoetas verbesserte, meint derselbe Gelehrte, dass es der be-
rühmte Maler dieses Namens gewesen sey, der gleich nach der 100. Olym-
pias blühte. Es liesse sich indessen auch aus den Bildner Aristides ra-
then , der in den neunziger Olympiaden ein Schüler des Polycle tus war,
und sich hauptsächlich mit Versertigung von Bigen und Quadrigen beschäf-
tigte (Plin. 54, ig. §, 12.). In Hinsicht der beiden Künstler sehe ich mit
Vergnügen, dass auch Boeckh meiner Meinung ist (Inscript. Graecae No.
£3.). T hi erseh in der 3. Abhandl. seiner Kunstepochen bringt aber durch
eine sonderbare Berechnung eine viel frühere Zeit heraus, bei der wir aber
uns nicht aufhalten.
 
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