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Hoeck, Karl
Kreta: ein Versuch zur Aufhellung der Mythologie und Geschichte, der Religion und Verfassung dieser Insel, von den ältesten Zeiten bis auf die Römer-Herrschaft (Band 1) — Göttingen: Rosenbusch, 1823

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https://doi.org/10.11588/diglit.62362#0221

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II. Zeus und die Kureten. 203
Priesterschaft bürgt die stete Vergleichung, wie
ihre Verwechselung und Verschmelzung mit den
Korybanten u).
W ie erfolgte aber die Aenderung in der Volks-
ansicht, dass sie nicht nur zu Dämonen sondern
zu Göttern im Glauben der Menge stiegen ? Diess
erklärt sich theils aus dem Gange, welchen die
Kretische Bildung nahm, theils aus der Religion,
welcher sie angehörten. Bildet sich ein Cultus
unter einer geistig befangenen und hülssossen Menge
durch eine Kolonie aus bereits civilisirtern Län-
dern, so steigen die Priester um so mehr in der
Meinung des grossen Haufens, je grösser der gei-
stige Abstand zwischen diesem und jenen An-
kömmlingen ist. Die Priester sind dann nicht nur
Eingeweihetere des Heiligthums, Vertrautere des
Gottes, sondern sie erscheinen der grossen Men-
ge als unter unmittelbarem Einssüsse der Gott-
heit stehend. Rufen nun die religiösen Hand-
lungen Mythen hervor, so werden auch die Die-
ner des Cultus in diese verflochten, und die An-
sicht von ihrer Heiligkeit wächst, so wie der My-
thus durch Alter an Ehrwürdigkeit zunimmt, und
zum stehenden Dogma wird. Vorzüglich trug
aber auch der Cultus dem die Kureten angehö-
ren dazu bey, sie in den Augen einer geistig be-
fangenem Menge zu heben. Er war, wie alle
Naturreligionen orgiastischer Art} die äussere Seite
desselben fasste Strabo trefssich auf, indem er von
Animadv. VI. p. 414. ed. Schw. H e y n e, sacra
org. p. 5. Traduct de Strab. T. IV. p. 89. Note 2.
a) Str. X. p. 715. 719. 720. u. a. St.
 
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