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Hoeck, Karl
Kreta: ein Versuch zur Aufhellung der Mythologie und Geschichte, der Religion und Verfassung dieser Insel, von den ältesten Zeiten bis auf die Römer-Herrschaft (Band 1) — Göttingen: Rosenbusch, 1823

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https://doi.org/10.11588/diglit.62362#0252

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234 I. Buch. Kreta vor Minos.
men der Kybele und Mutter finden wir auf die-
ser Insel z).
VI. Das Wesen der Zeus-Religion
auf Kreta.

Wegen der Mythen von Zeus Gehurt könnte
man glauben, auf Kreta vorzugsweise müsse es
verstauet seyn, zu den ersten Ansängen des re-
hgiöscu Bewusstseyns hinauf zu steigen. Kernes-
weges! Unsere Kunde dieser Religion, wie aller
übrigen , beginnt nur mit ihren äussern Erschei-
nungen, mit dem Cultus; und diesen lernen wir
erst da keimen , wo er bereits zum Mythus ge-
worden. Was aber dem zum Mythus geworde-
nen Cultus vorausli'egt, das muss der Mythologe
den Mulhmassungen des Philosophen überlassen,
welcher es versuchen mag, den ersten Regungen
religiöser Gesühle nachzuspüren, und in ihnen die
Keime des religiösen Bewusstseyns zu entdecken.
Die historische Betrachtung der ältesten Religio-
nen fuhrt zu dem Resultate „nicht von abstrak-
ten Begriffen des reilectirenden Verstandes gehen
die ältesten Religionen aus, sondern von Gefüh-
len’1. Religiöse Gefühle sind dem Menschen an-
geboren , und in so fern kann man sagen mit
dem ersten Menschen ist die erste Religion ge-
geben. Gefühle, welcher Art sie seyn, treten bey

j) Curetes Cnossum civitatem in Creta condideruut
et Cyheles Matrix ternpliim : EüSEB. chronic. p.
56. ed. Scalig., Syncell. p. 125.
 
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