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Unterstützen wir also ebenfalls bei unsern grössern Kirchen die Decken durch zwei
Bogeustellungen. Denn hierdurch werden erstlich für das Auge drei neben einander
laufende schmälere Räume gebildet, wovon jeder bei mäsiger Höhe der Umfassungs-
Mauern ein emporstrebendes Verhältnis» bekommt. Zweitens hat diese Anordnung grosse
statische Vorzüge: sie drückt dem Gebäude, obgleich die Decke nicht in Stein überwölbt ist,
sondern nur aus Holz besteht, doch in so ferne einen mehr monumentalen Character auf,
als die nun nicht mehr soweit gesprengte Decke aus leichtern Hölzern construirt werden
kann, deren Zerstörung nicht zugleich den Einsturz des Monumentes im engeren Sinne, d. h.
der Mauern und steinernen Bogenstellungen nach sich zieht. Die Decke macht nun einen mehr
untergeordneten Theil des Ganzen aus, und fällt mehr in die Categorie der Dach-Rüstung,
welche ja selbst bei dem dauerhaftesten Gebäude immer Reparaturen erfodert*).
Wenn bei den Bogenstellungen die Pfeiler oder Säulen etwas weiter, als dies gewöhnlich
in den Basiliken der Fall ist, von einander gestellt werden; so beeinträchtigen sie die Durch-
sicht aus den Seiten-Schiffen in das Mittel-Schiff fast gar nicht, wie die auf den Platten
befindlichen verschiedenen Kirchen-Grundrisse und folgende Erläuterungen zeigen. Man will
nämlich, wie schon gesagt, in einer Kirche nicht, wie in einem Theater, die ganze Breite der
Bühne übersehen, sondern man hat nur einen Punkt — die Kanzel oder den Altar — im Auge.
Ueberdies kann jede in den Seiten-Schiffen befindliche Person, ohne sich und die Nachbarn
zu incommodiren, den Kopf um etwa 6 bis 7 Zoll mehr links oder rechts, mehr vorwärts
oder rückwärts wenden; und da die Pfeiler in der Regel nicht viel üder zwei Fuss dick zu
seyn brauchen, so rauben sie wirklich nur wenigen Personen die Aussicht auf Altar und
Kanzel. Man ist übrigens so sehr an die leeren Kirchen-Räume gewöhnt, dass häufig selbst
die Geistlichen — namentlich solche, welche ganz allein dnrch eigene Salbung jedes Gemeinde-
Glied schon so vollständig zu erbauen wähnen, dass die Erregung einer andächtigen Stimmung
von Seiten des Gebäudes ganz überflüssig wird — sich gegen Säulen im Innern der Kirche
erklären. Weniger hat man dies von den Bauherrn selbst zu befürchten, welche wohl ein-
sehen: dass diese Bogenstellungen eine ganz einfache Decken-Construction gestatten, und also
— wenn die dadurch bedingte grössere Dauer des Gebäudes berücksichtigt wird — nicht
mehr kosten, als die im Innern ganz freien reitschul-artigen Kirchen.
*) Gegen die etwaige Einwendung — dass an der in fünf Schiffe abgetheilten Basilica des heiligen
Paulus zu Rom dennoch die Bogenstellung durch die bei dem (1823 statt gefundenen) Brande herab-
gefallenen Deckenbalken theilweise zerstört wurde — sey erwiedert: dass von den ungeheuren
Dimensionen des 80 Fuss breiten Mittel-Schiffs der Pauls-Kirche hier nicht die Rede seyn kann,
und dass man überhaupt mehr die kleinem Basiliken, welche sich in Italien so zahlreich vorfinden,
ins Auge zu fassen habe.
Unterstützen wir also ebenfalls bei unsern grössern Kirchen die Decken durch zwei
Bogeustellungen. Denn hierdurch werden erstlich für das Auge drei neben einander
laufende schmälere Räume gebildet, wovon jeder bei mäsiger Höhe der Umfassungs-
Mauern ein emporstrebendes Verhältnis» bekommt. Zweitens hat diese Anordnung grosse
statische Vorzüge: sie drückt dem Gebäude, obgleich die Decke nicht in Stein überwölbt ist,
sondern nur aus Holz besteht, doch in so ferne einen mehr monumentalen Character auf,
als die nun nicht mehr soweit gesprengte Decke aus leichtern Hölzern construirt werden
kann, deren Zerstörung nicht zugleich den Einsturz des Monumentes im engeren Sinne, d. h.
der Mauern und steinernen Bogenstellungen nach sich zieht. Die Decke macht nun einen mehr
untergeordneten Theil des Ganzen aus, und fällt mehr in die Categorie der Dach-Rüstung,
welche ja selbst bei dem dauerhaftesten Gebäude immer Reparaturen erfodert*).
Wenn bei den Bogenstellungen die Pfeiler oder Säulen etwas weiter, als dies gewöhnlich
in den Basiliken der Fall ist, von einander gestellt werden; so beeinträchtigen sie die Durch-
sicht aus den Seiten-Schiffen in das Mittel-Schiff fast gar nicht, wie die auf den Platten
befindlichen verschiedenen Kirchen-Grundrisse und folgende Erläuterungen zeigen. Man will
nämlich, wie schon gesagt, in einer Kirche nicht, wie in einem Theater, die ganze Breite der
Bühne übersehen, sondern man hat nur einen Punkt — die Kanzel oder den Altar — im Auge.
Ueberdies kann jede in den Seiten-Schiffen befindliche Person, ohne sich und die Nachbarn
zu incommodiren, den Kopf um etwa 6 bis 7 Zoll mehr links oder rechts, mehr vorwärts
oder rückwärts wenden; und da die Pfeiler in der Regel nicht viel üder zwei Fuss dick zu
seyn brauchen, so rauben sie wirklich nur wenigen Personen die Aussicht auf Altar und
Kanzel. Man ist übrigens so sehr an die leeren Kirchen-Räume gewöhnt, dass häufig selbst
die Geistlichen — namentlich solche, welche ganz allein dnrch eigene Salbung jedes Gemeinde-
Glied schon so vollständig zu erbauen wähnen, dass die Erregung einer andächtigen Stimmung
von Seiten des Gebäudes ganz überflüssig wird — sich gegen Säulen im Innern der Kirche
erklären. Weniger hat man dies von den Bauherrn selbst zu befürchten, welche wohl ein-
sehen: dass diese Bogenstellungen eine ganz einfache Decken-Construction gestatten, und also
— wenn die dadurch bedingte grössere Dauer des Gebäudes berücksichtigt wird — nicht
mehr kosten, als die im Innern ganz freien reitschul-artigen Kirchen.
*) Gegen die etwaige Einwendung — dass an der in fünf Schiffe abgetheilten Basilica des heiligen
Paulus zu Rom dennoch die Bogenstellung durch die bei dem (1823 statt gefundenen) Brande herab-
gefallenen Deckenbalken theilweise zerstört wurde — sey erwiedert: dass von den ungeheuren
Dimensionen des 80 Fuss breiten Mittel-Schiffs der Pauls-Kirche hier nicht die Rede seyn kann,
und dass man überhaupt mehr die kleinem Basiliken, welche sich in Italien so zahlreich vorfinden,
ins Auge zu fassen habe.