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l. 8chtimme Nachrichten.
ein, das ist des Schlimmen zu viel auf einmal! —
Dieser verfluchte Prozeß! — Die reiche Erbschaft, um
die ich mich nun fünf schwere Jahre quäle, die Hun-
derttausende, auf die ich alle Hoffnung, die ganze Zukunft meiner
Tochter gesetzt, mit einem Schlag gleiten sie für ewig ans meinen
Iie Verwechselte Kandschrift.
Novelle
von
Rob. Ferd. Gagy.
Fingern! — Und doch, wenn es bloß dieser Prozeß wäre!
Was könnte mir der Verlust dieses großen Vermögens weiter
schaden, wenn ich im Stande wäre, das Versprechen einzu-
lösen, das ich dem Herzog gegeben habe? — Die Festtage
rücken immer näher, alle Blicke sind erwartungsvoll auf mich
gerichtet; halte ich mein Versprechen nicht, bringe ich die mit
so vielem Aplomb angekündigte Aufführung nicht zu Stande,
so bin ich verloren. Wer wird meine Entschuldigungen an-
hören, prüfen, gerecht finden? Schadenfrohe Intriganten
werden mich als unfähig, leichtfertig, wortbrüchig hinstellen;
trotz allen Vertrauens, das ich zur Stunde noch genieße, falle
ich bei dem reizbaren Fürsten in Ungnade; die Ehre meines
Namens, die Existenz meiner Familie ist zernichtet! — Der
Ausgang des Prozesses ist mir peinlich, aber der verhängniß-
volle Unfall, der diesen Menschen und in ihm mich betroffen
hat, erfüllt mich mit einer erstickenden Angst! — Es ist ent-
setzlich, aber es ist nicht zu ändern!"
Es war Seine Excellenz der Generalintendant der herzog-
lichen Schauspiele, Herr von Sölden, ein stattlicher Mann
von aristokratischem Aeußeren, der diese kummervollen Worte
zu sich selber sprach und dabei mit heftigen Schritten in seinem
Arbeitszimmer auf- und abging.
„Nicht zu ändern?" wiederholte er jetzt, indem er stehen
blieb und seine Blicke über den blendenden Januarschnee
schweifen ließ, der in schwerer Menge auf den Dächern der
gegenüberstehenden Häuser lag. „Nun, ehe ich an meine
Vernichtung glauben muß, will ich wenigstens Alles ver-
suchen, was in meinen Kräften steht; ich will die Theater-
Wiener Weltausstellung. Reliquienhändler aus dem Morgenlande. Originalzeichnung von Th. Breidwifer. (S. 94.)
Jllustr. Welt. XXll. 3.
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