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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 22.1874

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.62248#0153
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152

Illustrirte Welt.

Auckerrokrernte auf Cuba.
(Bild S. 141.)
Zucker und Tabak, das sind die zwei wichtigsten Worte, welche
man auf Cuba unzählige Male aussprechen hört, sie sind das
Alpha und Omega des ganzen dortigen materiellen Lebens, sic
könnten als Symbole des Handels, der Industrie und des Acker-
baues aus diesem herrlichen Stück Erde aufgestellt werden, und
Zucker und Tabak bilden auch die charakteristische Physiognomie
der kubanischen Felder. Fast der dritte Theil der ganzen zu
Feldern geschaffenen Jnselfläche ist mit Zuckerrohr bestanden, und
' diese Kultur übertrifft an Wichtigkeit weit die des Kaffees und
der Baumwolle. Zwischen den heißen, trockenen Kalkboden-
Höhenzügen im Osten der Habana und der schroff abfallenden,
sandigen, mit Dorngebüsch überwucherten Küste liegt ein aus-
gedehnter Landstrich, der, aus den höheren Felsschichten bewässert,
in seinem rothcn, mit Lehm stark versetzten Erdreich zahlreiche
Zucker- und Kaffeepflanzungen beherbergt. Die Regengüsse der
nassen Jahreszeit verwandeln diesen Erdgürtel in einen weichen,
bodenlosen Brei, den die trockenen Monate September bis Februar
gründlich durchkochen und schließlich zu Staub ausdörren: dies;
ist das prächtigste Terrain für Zuckerpflanzungen, die schilfbe-
wachsenen Sümpfen sehr ähnlich sehen. Der Anblick so aus-
gedehnter Zuckerfelder ist ein ganz trostloser, und nur die Kaffee-
bäumchcn und Baumwollenstauden bringen eine Abwechslung in
diese Ocde. Gerade diese langweiligen Schilfebenen bringen jedoch
alljährlich ein ungeheures Kapital hervor. Der Gesammtertrag
der Zuckerernte wird auf circa fünftausend Millionen Pfund be-
rechnet, wovon allein nach Europa eintausend Millionen Pfund
cxportirt werden. Das Säen — „Vermehren" — der Zuckerpflanze
geschieht durch Setzlinge, und zwar während der Regenzeit in
den Monaten Juni bis September, aus Augenschnittlingen,
welche in der Entfernung von zwei Fuß gelegt und mit Erde
bedeckt werden. Wir wollen jetzt einen Augenzeugen, den durch
seine vortrefflichen Arbeiten über Cuba bekannten Jegor von
Sivers, sprechen lassen. Der Reisende berichtet: „Diese Arbeit ist
nächst der Ernte die schwerste: der Boden wird mittelst der Hacke
oder des Pfluges gelockert, von 1^/z Fuß tiefen Gräben gerad-
linig durchfurcht, wobei aus dem Stegreif ersonnene Lieder er-
tönen. Ist das Rohr hoch emporgewachsen, so muß bei den
ersten Anzeichen der Blütezeit (wie bei unseren nordischen Klee-
feldern und Wiesen) der erste Schnitt (omm äo xlantu), im
zweiten Erntejahre der andere Schnitt (soou äo zilantm) ge-
nommen werden. Die späteren Ernten bezeichnet man mit dem
Namen <m a vieja (altes Rohr). Mit dem zweiten Schnitte be-
ginnt die volle Ergiebigkeit der Pflanzung.
„Wie das Nützliche nicht immer mit dem Schönen Hand in
Hand geht, so auch hier; den prachtvollsten Anblick gewährt ein
Zuckerfeld erst, wenn es den größten Saftreichthum verloren, wenn
aus den schwarzgrünen oder rothgelben hohen Schäften, die ein
goldfarbenes Blättermeer umrauscht und umwogt, wie fahnen-
umflattert silbergraue Schafte mit Blütenbüscheln sich erheben, die
an Farbe unseren Syringen ähneln. Wenn dieses das letzte Zei-
chen zur Ernte ist, so sollte es ja nicht als das beste angesehen
werden. Die Ernte muß an Zuckergehalt reicher ausfallen, wenn
sie im Februar und März bewerkstelligt wird, als wenn man sie
auf den April und Mai hinausschiebt. Die Höhe der Pflanze
bedingt ebenso wenig, wie bei den Kleearten, die Nährkraft und
den Zuckergehalt des Rohres. Der Ertrag der Pflanzungen müßte
um ein Ansehnlicheres sich heben, würde der rechte Zeitpunkt ein-
gehakten , dem nur die althergebrachte Gewohnheit, das Erbe der
Väter, cntgegensteht.
„Jur Ganzen pflegt nian die spätere Erntefrist einzuhalten.
Der Majorat, so heißt der Oberaufseher, hält ein wachsames
Auge auf der Pflanzung, die geringste Unvorsichtigkeit mit Feuer-
vernichtet im Laufe einer Stunde üppige Ernten. Die dürren,
flatternden schmalen Blätter ergreifen die Flamme, pflanzen sie,
selbst bei stillem Wetter, mit Blitzescile fort. An Hemmung
oder Rettung ist nicht zu denken! Die. ganze Jahreseinnahme
ist dahin und kommt höchstens als Mineraldüngung der nächst-
jährigen Ernte zu gute.
„Ist gleich die Zuckerernte eine der schwersten Arbeiten, so
gibt es doch.keine, die mit gleicher Lust vollzogen wird! Diese
schwerste Arbeit ist dem Sklaven ein Fest — wie die als Braut-
schau benutzte Düngerfuhre bei den esthnischen und lettischen
Bauern Livlands — weil bei keiner anderen Verrichtung, wie
bei dieser, die ganze Bevölkerung der Pflanzung auf einem Punkte
sich vereinigt. Alt und Jung, Mann und Weib, Kind und Greis
legen mit Hand an!
„Die Ernte beginnt gleichzeitig von allen Seiten in zügel-
losester Heiterkeit unter Rufen und Singen und Jubeln. Das
Rohr wird nicdergehaucn, in Bündel gebunden und zur Zucker-
mühle getragen und gefahren.
„Der Herr, wenn er auch sonst in der Stadt zu wohnen
pflegt, erscheint zu dieser Zeit selbst auf der Pflanzung und bei
der'Arbeit. Der strenge Majorat ist minder gefürchtet, denn
bei der Milde des Pflanzers kann jeder Schuldige Zuflucht suchen.
„Die Ernte wird häufig aus dem Grunde an verschiedenen
Seiten begonnen, damit die in den Pflanzungen hausenden
schädlichen Thiere, wie Schlangen und Natten, nicht entfliehen
können, sondern zur Mitte gescheucht, in immer engere Grenzen
zusammengedrängt werden. Hat dieses einzige noch rüit Rohr-
bestandene Stück ein gewisses kleinstes Maß erreicht, so wird
unter allgemeinem Jubel der Sklaven von verschiedenen Seiten
Feuer angelegt, das mit dem Rohr Schaaren von Ratten und
Schlangen vertilgt, und gleichzeitig die hochgcschichteten, den
Boden der Pflanzung deckenden schilfigen Blätter in raschdüngende
Asche verwandelt."
Unser sehr lebenswahres Bild zeigt den Moment, wo die Rohr-
stengel schon geschnitten sind und nun auf die sehr primitiven
Ochsenkarren geschichtet werden, um in die Zuckerpresse zu gelangen.
Eine solche Einheimsung bietet bei der Fülle der Wagen, Stiere,
Neger, Aufseher, dem Geschrei und dem lebhaften Mienenspiel der
Betheiligten einen fremdartig originellen Anblick dar.

G h a r a d e.

Es herrscht mit grauenvoller Nacht
Die Erste in der Geisterwelt;
Die Wahrheit sinkt in schwarze Nacht,
Wo ihre Hand das Szepter hält;
Sie kann die Tugend selbst beflecken,
Sie unterjocht den stärksten Geist,
Sie ist der schrecklichste der Schrecken,
Wenn ihre Macht ihn mit sich reiht;
Sie wirkt verborgen, ungesehen.
Denn den verläßt sie, der sie sah.
Das höchste Böse, was geschehen.
Ist, was auf ihren Rath geschah;
Die Lüge wandelt ihr zur Seite,
Und wo sie weilet, weilt Betrug;
Recht nennst Du sie des Satans Freude,
Recht nennst Du sie der Menschheit Fluch;
Und dennoch muh, von Dank durchdrungen.
Der Mensch oft ihrer Huld sich freu'n,
Wenn Elend seinen Sieg errungen.
Erhebt, beglückt ost sie allein.
Die Zweite leitet unsre Schritte
Als Führerin durch's Erdenthal,
Sie zeigt uns an bei jedem Tritte
Des Lebens Lust, des Lebens Qual;
Durch sie erschaut die Menschenseele
Der Höhen Glanz, des Abgrunds Kluft,
Empfängt das Lied der Philomele,
Der Kohlen Qualm, der Rosen Duft,
Und was geschieht in Raum und Zeit
Ist zu erfassen sie bereit.
Doch drängt sie auch ein tiefes Streben
Sich über Irdisches zu heben.

Die Felsen Hüpfen, Bäume tanzen.
Die Welt als Gaukelspiel erscheint.
Wo, Gott verhüt' es, sich zum Ganzen
Die Zweite mit der Ersten eint.
G. Pfarrins.

Auflösung der Homonyme Seite 124:
Die Farbe wechseln.

Bjlderräthsel.

Eine ansprechende Persönlichkeit.


N ö s s e t s p r u ir g.

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Auflösung der Schachaufgabe Seite 124:

Weiß. Schwarz.

1) D. A 2 nimmt 04h.. 1) K. 0 5 nimmt 0 4 oder A.
2) T. U 2 — II 5 .... 2) K. 0 4 — 0 I.
3) T. U 5 — 0 5 Matt.
Q
1) . 1) K. 0 S nimmt It 6 oder v 6.
2) T. 6 7 — 0 8 T. ... 2) Beliebig.
3) T. gibt Matt.

Mine Hom'spondi'ltz.


Eine schüchterne Fünfzehnjährige. Aber mein verehr-
tes Fräulein, man darf doch in einem gefühlvoll-schwärmerischen Ge-
dicht nicht Butter auf Mutter reimen. Wir empfehlen Ihnen zur
Bereicherung Ihres Reimvorrathes das kleine hübsche Opus: „Wenn
der Mops mit der Wurst über'n Spucknapf springt" — in München
erschienen, zu studiren.
Hrn. Th. B. Gartenk. in O. F. G. Schmidt, dramaturgische
Aphorismen; Jsfland, Fragmente der Menschendarstcllung; vortreff-
lich ist die Schauspielkunst des jüngeren Ricaboni mit den Schröder'-
schen Anmerkungen. Schebest, Spiel und Geberde; Thürnagel, theo-
retische Schauspielkunst.
Jul. Adrcjany in W. Freilich gibt es solche Werke und
V.-Schulen. — Wenden Sie sich an die Musik.-Handlung von Sülze
und Galler in Stuttgart, die Ihnen gegen Einsendung von fl. ILVs- ö.
das Gewünschte in 4 Bänden zukommen oder Sie auf briefl. An-
frage berathen wird.
Hrn. Gr. u. P. Wien. Richtig. Ein Autor versteht am besten
den Anderen.
Frln. Katharine P. in S. Anna M. in Berlin.
Hrn. Gustav Stein in Minden. Die eingcsandte Lösung ist
richtig.
Hrn. Otto I.... Ein unfehlbares Mittel, einen kräftigen
Bart zu bekommen ist — geduldig zu warten, bis er nach Alter und
Konstitution kommt.
Frln. Florentine G. in Mailand. Ist Ihre Klage ernst
gemeint, so haben Sie, meine verehrte Dame, eine schwere Unter-
lassungssünde zu verantworten. Sie hätten sich müssen auf der
wiener Weltausstellung als eines der größten Weltwunder plaziren.
Ihre Schönheit stimmt Sie traurig . . . Danken Sie doch den Göttern,
daß Sie nicht mit tiesem Schmerze sich diesen Vers rezitiren müssen:
Häßlichkeit entstellet immer
Auch das schönste Frauenzimmer.

Mit diesem Hefte wurde ausgegeben Nr. 6 und Heft 3 von:
Deutsche Homan-Wißüotstek
zu
Ueber Land und Meer
herausgegeben von
D. M.
Zweiter Jallrgnng.
Preis pro Quartal (13 Nummern) für die Abonnenten von
„Illustrirte Welt" statt 2V Sgr. nur 15 Sgr.
Auch in 26 Heften ä 2Vs Sgr. pro Heft (für Nichtabonnenten
3V2 Sgr.) zu beziehen.
Wie beispiellos billig dieß ist, bringt der nun vollendet
vorliegende erste (halbe) Jahrgang so recht zur Anschauung.
Derselbe enthält nicht weniger als
sechs neue No inane der ersten deutschen Nelletristen
und zwar von
M. W. Kackränder: Nullen, Fioö. ZSyr: Der Roden-
hof, K. Jettes: Zwischen Vater und Sohn, I. van
Dewall: Der Ulan, O. W. Warans: Die Ehre des
Herzens, A. v. Auer: Stahl auf Stein, zusammen
für nur 1 Thlr.
während diese Romane in Einzel-Ausgabe zehn gewöhnliche
Romanbände füllen und dann das Zehnfache kosten!
Diese unerhörte und fast unbegreifliche Billigkeit bei ge-
diegenstem Inhalt hat diesem neuen belletristischen Journal rasch
einen großen Leserkreis verschafft.
Wir erlauben uns jetzt, beim Beginn des zweiten Jahrgangs,
alle Abonnenten von „Illustrirte Welt", welche „Hackländer's
deutsche Roman-Bibliothek" noch nicht lesen, zum Abonnement
hierauf freundlich einzuladen.
Der zweite Jahrgang derselben wird zunächst bringen:
Des Heesens Golgatha, Roman von 4». Wall»enluisen.
Der Itadiengel, Roman von I. Grosse.
Nirwana, Roman von W. Jensen.
Der Trauma««, Roman von I. van Dewalk.
Ernst dir AornarM. Von W. Makker von Königbwinter.
Auf Hackländer's „Deutsche Roman-Bibliothek" wolle
bei derselben Buchhandlung oder Postanstalt abonnirt werden,
von welcher man die „Illustrirte Welt" bezieht.
Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgart.

Redaktion, Druck und Verlag von Ed. Hallbcrgcr in Stuttgart.

literarmlM kMMelitziike. I

Oore-Nibsl, Oorö-dlürobsn, Vorö-Llünobbaussn, i-luutk's Llärobsn, IVIÜIIer, IvrisA8A68obiobts, V. LollWINÜ, Slsbon Naben —
Lolieror, viebtsmvalck, Koro!, Album Ivriqus, k^roiligratll, Dbo Noss, Dbistlo anck Sbamrocle, ttoz/so, Antoloxia italiana-
öeetiioven, Qlemonti, lcks^ckn, IVlorsrt, Vpeber, Sonaten — Ure-nor r'skr«« / kusoli, Huollebein, kusoü, LlnNerstoebter.
 
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