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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 22.1874

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Heft 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.62248#0353
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Jllustrirte Welt.

348

sicher. — Für welche Partei er kämpft, ob für Madrid oder die
Berge der Basken, ist ihm auch so ziemlich gleichgültig:, wenn er
nur nicht zu kämpfen brauchte und man ihm nur nicht seinen Zie-
genstall zusammenschösse und seine Hühner wcgnähme — machte es
ihm kein Kopfzerbrechen, wer über Spanien herrschen wollte — aber
so ist er gezwungen, nur zu seinem Schutz zur Flinte zu greifen
und den Pistolengürtel, der den Leib gnt warm hält, nm die Hüsten
zn wickeln. Er versteht das vortrefflich nnd weiß sich einen kühnen
Anstrich zn geben. Er könnte für einen Räuber der Sierra
Nevada gehalten werden — jedoch noch ist er's nicht—aber wenn s
so ganz dunkel ist und eine Postkutsche rollt vorbei, wo keine Be-
waffneten drin zu vermuthen sind — wer weiß — die Zeiten
sind schlecht, das Land unruhig. Ein Schuß geht leicht aus dem
Rohre — und vielleicht sind gerade Feinde der Partei im Wagen
— dann ist's noch ein patriotisches Werk. Nun wir wollen
wünschen, unter obgemeldelln Umständen weder einem Freiwilligen
von der Regierungspartei, noch vcn den Karlistcn zn begegnen.
Wenn wir Geldeswerth mit uns führten, wären wir unbedingt
unzweifelhaft Feinde, Spione, Rebellen, Verräther. — Aber hübsch
romantisch, originell spanisch aussehcn thut der Mann.

Die Anjipen auf ller ätclvci.
(Bild S. 341.)
Zu den mannigfaliigen und oft ethnographisch sehr interessanten
Völkerschaften, die unter dem Szepter des großen Zaren stehen, ge-
hören auch die Nomaden, welche das russische Lappland und die
Halbinsel Kola bewohnen. Sie selbst nennen sich Same oder
Samelads und empfinden es als ein böses Schimpfwort, wenn
sie Lappen geheißen werden. Lappland ist — der schwedische und
norwegische Tcheil hinzugercchnet — ein rauhes, waldiges, thcils
bergiges, theils ebenes und sumpfiges Landgebiet, welches die nordi-
schen Alpen mit vielen weitverzweigten Aestcn durchziehen. Um-
säumt wird das Land im Norden nnd Osten vom nördlichen Eis-
meer und dem bothnischcn Meerbusen, und viele reißende Flüsse und
Bäche eilen von den Gebirgen ins Meer. Ter Winter hier ist
hart und langdaucrnd, der Sommer drückend heiß und durch die
Menge Muskitos, welche jetzt die Sümpfe und Moorhaidcn aus-
brüten, unerträglich. Ter Sommer ist sehr kurz; der längste Tag
dauert in den südlichen Gegenden 24 Stunden, in den nörd-
lichsten drei Monate, eben so lang ist dort die 'Nacht des Winters.
Diesem Verhältnisse angemessen wird das Korn Ende Mai gesät
und Mitte August geerntet, natürlich kann vom Landban nur in
den südlichen Distrikten die Rede sein. Im Norden gedeihen nur
noch Tannen- und Birkenwaldnngcn, außerdem im Süden Weiden
nnd Erlen. Die russischen Lappen besitzen keine Pferde, kein Rind-
vieh und auch keine Schafe. Das Nenihier ersetzt ihnen alle diese,
hierin besteht ihr ganzes Vermögen, und Rußland zählt kaum mehr
als 22 Hunderte dieser armen, genügsamen Menschen. Ihre Ren-
thicre, im Sommer Thierhautzelte, im Winter mit Nasen belegte
Hütten sind ihr höchst geschätztes Besitzthum. Von Waide zu Waide
ziehend verbringen sie ihr Leben, Milch nnd Käse bereitend, Ncn-
thierblutsnppe kochend nnd von Nmthierfellen nnd Rcnthierknochen
Kleider, Schuhe, Faden, Nadeln, Waffen und Schmuck, nnd aus
Tannen- nnd Birkenholz Kähne, Schüsseln und Schlitten verferti-
gend. Die Lappen sind nur kleine Menschen, kaum 5 Fuß hoch,
aber fein gebaut und geschmeidig, sie haben eine schmutzig gelbe
Gesichtsfarbe, kleine geschlitzte Augen, spitzes Kinn, breiten Mund,
struppige Haare und breite, plattgedrückte Nase. Es zeichnen sie
weder Leideri schäften noch Laster aus, nur der Branntwcintcufel hat
ab und zn Macht über sie. In ihrer Fellkleidung sind Männer
von Weibern kaum zu unterscheiden. In Schmutz und Bedürfniß-
losigkeit verbringen sie ihr trübes Leben, dem Namen nach Christen,
jedoch mischen sie ihrem Christenthnm noch viel ihrer einstigen Fetisch-
religion bei. Aber unter diesen Aermsten gibt es auch noch Äermere
— das sind die Fischcrlappen. Das will sagen Lappen, die durch
Unglüüsfälle oder eigene Schuld ihre Nenthicrc verloren haben und
die jetzt Fische fangend von See zu See ihres wasserreichen Landes
wandern. Unsere Illustration gibt eine Abbildung einer solchen
Lappenfamilie, wie deren im Winter nach Petersburg hinabkommen
und auf der gefrorenen Newa ihr Zelt anfschlagcn. Ihre Haupt-
beschäftigung hier ist, mildthütige Neugierde zu erwecken. Das sind
jedoch schon außergewöhnlich industrielle Lappen.

E s) a r a d e.
Ein Gegenstück der Ersten ist die Stadt,
Die Zweit' und Dritte manche Chancen hat,
Beim^Ganzen mccht' ich immer gerne sein,
Ging's froh nnd heiter in den Wald hinein.
G. Pfarrius.
Auflösung dcs Arithmogriphs Seite 320:
Theodor.
Hora.
Oder.
Rose.
Wales.
Allab.
Lot.
Donner.
Sahara.
Esra.
Nathan.
Thorwaldscn.

Vilderräthset.


Auflösung des Bildeeräthsels Seite 320:
Mcidinger.


S ft) n ft).

Schwarz,

I v 6 I) L I? O II
weiß.
Weitz zieht und setzt mit dem dritten Zuge Mott.


Auflösung dcs Rösselsprungs Seite 320:
Geniales Treiben.
So wälz' ich ohne Unterlaß,
Wie Sankt Diogenes, mein Faß.
Bald ist cs Ernst, bald ist eS Spaß;
Bald ist es Lieb', bald ist cs Haß;
Bald ist es dies;, bald ist es das;
Es ist ein Nichts, und ist ein Was.
So wälz' ich ohne Unterlaß,
Wie Sankt Diogenes, mein Faß.
Goethe.

Mine Lom'spondenz.


Hrn. E. W. in R. Licht und Farbe von Joseph Pisko. Das
Mikroskop von Dippel, dito von Harding; Physiologische Optik von
Kaiser, Kerdel's Verlag in Wiesbaden.
Frln. Th. Mickenhnber in Dinkelsbühl. Ihr gelinder
Zweifel war eine zu große Acngstlichkcit. Das Fundament steht fest.
Hrn. G. T. in Ludwigsburg. Dergleichen japanesischc
Waaren erhalten Cie bei Hoflieferant Karl Ziegler in Stuttgart,
Büchsenstraße.
Hrn. Lehrer Otto G. in M. Wir empfehlen Ihnen die
neue Münzordnung von Christian Weber (Nördlingen, Beck). Mit
vortrefflichen Erläuterungen.
Mehrere Abonnenten. Stadel ist ein gnt deutscher Aus-
druck für Scheune, Bcrgscheune mit Stallung, VorrathShäusern, be-
sonders in Cüddeutschland und in der Schweiz.

Das Bilderräthsel und Anagramm in Heit 9 haben crrathen:
Fran Emilie Kolbö, die beiden. Hr. Otto Meyer, Fr.
St. in O., Marie Gustav in London, Meta B. in Pest,
Hr. A. G., Lehrer in Pölten, H r. A. E g e r i n B n r h av e.
Richtige Lösungen des Rösselsprunges in Heft 9 sind uns einge-
gangen von: Fr. B. in Frankfurt, Paul M. in Meran,
A n n a M. i n M ü nchcn, H. G. in Berlin, A. G. inPöltc n,
H. Sch. in Magdeburg auch Anagramm.
Hrn. H. Sch. in M.
Da kroch's heran, regt hundert Gelenke zugleich.
Will schnappen nach mir . . .
Welches Seeungehcner Schiller hier gemeint hat, ist schwer zn sagen, da
eS kein solches gibt. Der Dichter hat wahrscheinlich die schrecklich auS-
sehenden, aber im Ganzen sehr ungefährlichen Polypen sich gedacht und
wohl den Tintenfisch insbesondere.
Hrn. St. Sühne. So hübsch Ihr Räthsel ist — diese Raupe
ist nicht allgemein bekannt genug.
Hrn. G. Hinz in Mühlhausen. Nichtig und noch dazu in
ganz anständigen Versen. Letzteres ist eine -rvm rnr.-r.
Frln. Nelly Ganser. Errathcn. Zwar viel Vorrath von
Nriihmogriphen — aber wir werden Nro. 11. bringen; allerdings
wird er etwas lagern müssen.
Hrn. F. L. in K. Nette Verse, aber zu leicht. Unsere Räthsel-
löser sind Praktici und gewiegte Köpfe; wenn wir ihnen die Sache
zu leicht machen, werden sie böse.
Hrn. K. 30 in W. Manches überraschend hübsch, manche Wen-
dungen jedoch ganz außergewöhnlich gezwungen und geradezu die
Wirkungen der Stimmung durch ihre Härte völlig anfhcbcnd. Daher
das von Ihnen geahnte Schicksal. Im Ahnen liegt aber bekanntlich
ein sehr bedeutendes Quantum Poesie, uud so trösten Sie sich damit,
daß selbst Ihre Ahnung poetischen Werth hat.
Hrn. Franz Nerlich in Elberfeld. Getroffen!
Hrn. Fr. Ienny i n B asel. Ob die Kaninchenzucht ein so
rentables Geschäft ist — bei den: deutschen Gaumen, der die weichen
Fleischarten nicht besonders angenehm findet, ist neuerdings wieder-
recht fraglich geworden. Eine solche Zuchtstativn ist bei Mörsch und
Maier in Canstatt.
Hrn. C. M. in Dresden. Es geht nicht gut an, nochmals
einen Nachtragsartikel zu unserem Aufsatz „Die Blindenanstalt zu
Dresden" zu bringen. Wir nehmen aber durchaus keinen Anstand,
Ihrem Wunsche nach die segensreiche Wirkung des vorigen Direktors
dieser Anstalt, dcs Herrn Georgi, der sich besonders die Vergrößerung des
Fonds für entlassene Blinde zn einer Herzensangelegenheit machte,
rühmend anzuerkennen.
Hrn. W. B. in Dresd en. Wir können doch unmöglich Gedichte
bringen, bei denen der Reim den Sinn beherrscht und die Gedanken
tyrannisch verrenkt und verkrüppelt. Denken Sie nur dcs einen
Verses vom Sonnenaufgang auf dem Rigi —
Der Feucrball!.. Ach, unsere Blicke rosten
In seiner Glut, wo Wunder sich entfalten.
Wer holt auch seine Blicke aus der Eisenhandlung!
Hrn. Paul Fischer in Berlin. Beides richtig.
Frln. Sophie Knockcwiefel in Bremen. Wie Sie ge-
sehen, glücklich gelöst.
Hrn. D. T. in Union t ow n. In Ihrer Beschreibung, so
interessant sic ist, will uns Manches nicht ganz klar werden, so be-
sonders der Schluß. Die Beschreibung müßte doch ausführlicher sein
und mehr auSmalcn, als dunkel andenten.
Fr. Schulze. Ucber das Ausfallen der Haare brachte diese
Zeitschrift in einem der letzteren Jahrgänge einen speziellen Artikel
unseres Medizin. Mitarbeiters. — Ein Universalmittel gibt cs nicht,
es hängt davon ab, ob die HaardrüSchen belebt, oder in ihrer Reiz-
barkeit beruhigt werden müssen. Ein Fehlgriff hierin würde Ihnen
auch die noch erübrigten Haarrestc kosten.
I. R. 47—48. Ein künstliches Glasauge müssen Sie persönlich
in Berlin unter Beihilfe eines Augenarztes auswählen lassen, da eS
dem anderen natürlichen Auge genau angepaßt sein muß; auch muß
die Höhle geprüft werden, ob sie sich in einem Zustand befindet, der-
ben Reiz des fremden Körpers erträgt. Wenden Sie sich an den be-
rühmten Augenopcrateur 1)r. Vogelsang in Hannover, der hierin viel
Erfahrung hat.

Redaktion, Truck und Vcrlag von Ed. Hallbcrgcr iu Stuttgart.

Mit diesem Hefte wurde ausgegeben Nr. 28 und Heft 14 von:
HmlMnders
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zu
tteber Land und Meer.
Zweiter Inln'gang.
Nusnahms-Preis für die Abonnenten von „Jllustrirte Welt"
in wöchentlichen Nummern von ca. V/s Bogen
WSW" »ur 15 Silberqroschcn -HSE
pro Quartal,
in I4tägigen Heften von ca. 5 Bogen
WSW- uur LU- Silbergroschcu
pro Heft.
Für diesen beispiellos billigen Preis — kaum mehr als
man in der Leihbibliothek für das Lesen allein als
Leihgebühr bezahlen muß — erhalten hier die Abonnenten
als ihr Eigenthum in einem Jahrgange den Inhalt von
zwanzig Nomanbändett
gewöhnlichen Romanformats, welche sonst m indestens zwanzig
Thaler kosten.
Die Lis jetzt erschienenen Nummern, welche nachbezogen werden
können, enthalten:
Des Kerzens Golgatha. Romau vonH.Wachcuhuscu.
Der Stadtengek. Romau von Julius Grosse.
Wirwana. Romau von Wilhelm Jeuscu.
Der graue Ireund. Roman von Haus Hohfeu.
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Lei derselben Buchhandlung oder Postanstalt abonnirt werden,
von welcher man die „Jllustrirte Welt" bezieht.

Vovk-Lillol, Oore-iNül-Lluzn, Oorö-lNünobllausen, ülglltf's Llrliollon, IMUen, Xi-i6A8§6sellIollt6, V. Lotnvinci, Slollon Nullen —
7 Lobenen, vioktomvalck, Uonsl, Albuin Iviigno, r>oiligr3ttl, Ulis Noss, Dllistls anä Sliamroell, ltö)/8S, ^ntoloAla italiuna —
Lsetboven, Olementi, tls^cin, IVIoravt, VVobsn, Sonaten — oi'/strecr.' öusov, Iluollellein, Uusov, HlüNerstoolltsr.

Ijtersi'mlltzr loMkMlitziilitz
 
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