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432

Illustrirte Welt.

sichtig langsam, fahren, fast tastend, und oft ertönt das aufregende
Kommandowort: Stopp (halt). Die Maschine schweigt, die Räder
stehen still und wie zitternd schwankt das Schiff auf den Wogen.
Es ist irgend etwas vor dem Bug — eine Schifferbarke war es —
heftiges Rufen und Schreien entsteht, die Glocke läutet gellend und
weiter strebt unser Dampfer. Der Nebel wird dicker — mehr
Matrosen werden auf das Bugspriet beordert, die Doppelfernrohre
kommen nicht von den Augen der Aufgestellten — langsam, fast
Schritt vor Schritt geht die Fahrt. Von fünf Minuten zu fünf
Minuten wird geläutet, und da der Abend beginnt, rothe Sonne
und blaue Blendlaternen an den Seiten und vorn am Dampfer
befestigt. Plötzlich erschallt wieder das unheimliche Stopp — rück-
wärts! — ein durchdringender Schrei ertönt ans dem Wasser vor
dem Dampfer, und ein seltsames heftiges Knirschen ertönt an dem
Schiffsrumpfe. Barke also! Lee! Lee! schallt es aufgeregt vom
Bugspriet. Rückwärts! kommandirt der Kapitän nut kreischender
Stimme, und wankend und schwankend schaukelt, wie ein Betrunkener,
etwas Dunkles zur Seite des Dampfers. Eine Fischerbarke war in
den Kurs des Dampfers gerathen. Der Nebel hatte selbst für kurze
Entfernung die Töne der Warnungsglockc erstickt, und die Barke
die schreckliche Gefahr erst bemerkt, als der Dampfer dicht vor ihr
war. Einen Moment lähmt Entsetzen die beiden Schiffer, sie starren
auf die dunklen Massen des Dampferkoloffes, dann aber ergreifen
sie mit wilder Hast und der übermenschlichen Kraft der Verzweiflung
Steuer und Klüverbaum und suchen mit einer tollen wilden Drehung
zur Seite des schwimmenden Ungeheuers, das sie fast lautlos über-
rannt hätte, zu kommen. Ein Zusammenstoß erfolgt, aber es ist
nur ein Streifen, allerdings für die Barke heftig genug, daß sie
bis in ihr Mark erschüttert wird und so starke Sprünge davon
trägt, daß sie ihre Fahrt schleunigst einstcllen muß, aber die Menschen
haben ihr Leben, und wenn die Barke cs aushält, auch ihr Schiff
gerettet; sie erhalten Werg vom Dampfer zum Stopfen hinabgeworfen,
dann lenken sie eilig westwärts zum nächsten Küstenpunkt.
Es war nur ein Augenblick, aber ein Augenblick der furchtbarsten,
vcrzwciflungsvollen Spannung, sowohl für den Dampfer, als auch
für die Barke zu seinen Füßen. Diese Situation gibt in voller
Anschaulichkeit unsere lebenswahre Illustration.

M ll i g e i ft e r.
(Bild S. 425.)
Im Frühling, besonders im wunderschönen Monat Mai, ist's -
gefährlich, nicht nur für die Jugend — auch Männlein und Weib- :
lein in reiferein Alter wissen davon zu erzählen — da sprechen >
die Wolken eine ganz wunderbare Sprache, sie sehen ans als ob sie
errötheten und dennoch im seligen Lächeln strahlten; sie haben etwas
von einer Braut, der ihr Bräutigam etwas in's Ohr flüstert —
nämlich die nahe bevorstehende Heirath — und wirklich, wer hinter
die Wolke sehen kann, und Poeten, Maler und derartiges Volk
versteht das, — der gewahrt dann dort einen kleinen Amor sitzen,
welcher der Wolke allerhand fröhliche Sachen zutuschelt. Aber nicht
nur am Himmel, auch auf Erden herrscht dann ein wunderbares
Leben; aus dem heimlichen goldenschattigen Waldesgrün lispelt es,
und wenn man genau hinsieht, sitzen dort luftige, rosageflügelte
Frühlingsgcisterchen und halten neckische Zwiegespräche mit Veilchen,
Maiblumen, Waldmeister und Stiefmütterchen. In dem Grase be-
wegt cs sich und hüpft hin und her und ein scharfes Ange erblickt
dann dort den Frühling; er hat sich verkleidet in eine Schaar
Vögel: Zeisige, Amseln, Staare, Finken, aber sobald es dämmerig
wird und die Sonne rothgoldene warme Strahlen durch die Halme
schießt, dann werden ans den gefiederten Frühlingssängern kleine
Amorcheu, die schon manchem harmlosen und schweigsamen Paar,
das über das abendthaufeuchte Gras wandelte, die erste Frühlings-
wanderung machte, die bisher so schweigsamen Lippen und ver-
schlossenen Herzen geöffnet haben — ja, wenn die Sage nicht lügt,
soll sich zu dieser Zeit schon einmal sogar ein bisher ziemlich scheu
sich anblicke'ndes Menschenpaar geküßt haben — ja, der Frühling
ist gefährlich. Gott Amor schwebt in tausendfacher Vervielfältigung
durch Busch und Hain, für den unverbesserlichen Griesgram,
Menschenfeind und nüchternen Zahlcnmenschen unsichtbar. — Wer
aber noch mit einem andern Organ als nur mit der physikalischen
eambru odsoura des Auges sieht — der erblickt ihn in seinem
Götter und Menschen bezwingenden Weben und Wirken, aus
jeder Blume lauschen, von Zweig zu Zweig Hüpfen, die Kirsch-
blüten herabschüttelnd, auf den gelben Butterblumen sich schaukelnd,
auf den lustig sprudelnden Bächen dahin fahrend, auf den Vögeln
reitend und sie zürn Gesang anspornend, mit den Sonnenstrahlen
ein lustiges Menuett tanzend. Ja, überall, allüberall — so daß
man sich kann: vor ihm retten kann, wie es unsere Frühlings-
illustration zeigt. — Der geehrte Leser hüte sich ganz besonders vor
dem Waldmeister, das hübsche grüne Kräutchen mit den weißen
feinen Blütchen sieht so unschuldig und harmlos aus und doch hat
cs schon Manchen mit etwa drei Fläschchen „Mosel" im zarten
Bunde — dem übermüthigen, unerbittlichen Gott Amor überliefert r
— durch List, durch schmähliche Frühlingsmailust.

AäLljsel.
Es treibet Wohl gar mancher Mann
Mit den Ersten das Zweite an.
Doch gebe er gar sorgsam Acht,
Was er zn seinem Ganzen macht.
Denn ob es gleich ein leblos Ding,
Ist seine Nahrung nicht gering.
Es kostet Zeit und Mühe viel
Und bringt gar selten ihn zum Ziel.
H. S. W.
Auslösung der Charade Seite 404:
Zeitgeist.

Bilderräthsel.

Auflösung -es Bilderräthsels Seite 404:


Karthagena.

N ö s s e t s p r n n g.

meint
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schnell
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doch

herz

Anflösnng der Schachaufgabe Seite 404 :

Weiß.
1) S. v 3 — L 4 . . . .
2) K. L 1 nimmt L 2 . .
3) T. u 7 -- x 7 .
4) S. v 6 - L 8 gibt Matt.

Schwarz.
1) E 6 nimmt L 5 am Besten.
2) S. E 8 — L 7 am Besten.
3) T. § 8 nimmt § 7.

Hseine Horrespondmz.


H r n. E. Amberg in Bayern. Talent vorhanden, aber dich
noch gar zu wenig geübt. Das Manuskript steht zu Ihrer Dispo-
sition.
Den Arithmogriph „Thorwaldseu" haben gelöst: Marie
Schultz, Luxemburg. Th.Ziffer, Teschen. F.F.ReimerS,
Altona. Ed. S ch um an n, D i c d i u g en. T il Ko ll er, Maut-
Hausen; Ihr Wunsch hinsichtlich Ihres Vaterlandes soll berücksichtigt
werden. Räthsel zu großer Vorrath, auch ist nicht gesagt, ob diese
R. Originale sind. Albertine Pfaffe nberger, Godesberg.
E. W., Göttingen, hinsichtlich der unauslöschlichen Tinte zum
Wäschczeichnen geben wir Ihnen eine allgemein gebräuchliche Vor-
schrift: Die betreffende Stelle wird zuerst mit einer Lösung von einem
Theil kohlensaurcs Natron in 8 Theilen Wasser befeuchtet, nachdem
sie getrocknet mit einer Lösung von 5 Theilen Höllenstein, 6 Theileu
vummi urub., 7 Theilen Saftgrün und 24 Theilen destillirtem Wasser-
beschrieben nnd dann dem Tageslichte ausgesetzt. Frau B. van
Raalte, Rotterdam. P. T. in G. auch Bilderräthsel Heft 41.
W. Partsch und Ehr. Hein in Sternberg. H. Winnacker,
Elberfeld. I. N i ch t e r, L e ob e n, Arithmogriph, Rösselsprung und

Bilderräthsel richtig. Agathe G. in Stanislau. Abonnent:
in Reichenberg auch Bilderräthsel. E. Schw einitzer, Hi etzin g.
M- Bankier, Berlin, Bilderräthsel. Jetzt wird keine Unregel-
mäßigkeit mehr stattfinden. Ripa, den Arithmogriph werden wir
bringen; allerdings sehr viel Vorrath.
Ein jung er A b o nueut in Leipa. Vanderheid, der Billard-
spieler in seiner größten Ausbildung. 2. Auflage. Wien, Wenedikt.
6 Sgr.
Ein langjähriger Abonnent in Pforzheim. Das ist
schwer zu entscheiden. Meyer für den Handgebrauch vortrefflich —
Spamcr ausführlicher und instruktiver, aber uoch nicht völlig erschienen.
Hrn. Th. Kark in Berlin. Wir werden die Verfasser aus-
zukundschaften suchen. Die Sache ist schwierig bei der Unsumme von
Gedichtsammlungen und Authologiceu.
Hrn. E. M. in Hamburg. Das Leuchten des im Dunkeln
zerschlagenen harten Zuckers führten einige Gelehrte auf Reibungs-
elektrizität zurück.
G. Hug in Mühlhausen. Bei dem uns bekannten Räthsel-
scharfsinn unserer Leser würden wir mit Ihren hübschen, aber zn
leichten Sachen schön ankommen.
Für das Bilderräthsel in Heft 42 haben wir richtige Lösungen
empfangen von: M. Leitzing er, Ihr Räthsel zu leicht. Joh.
Pichler, Schach unserem Korrespondenten gesendet. R. Lintz-
meyer. Theodor W. Hau . . . R. I arisch, Berliu. Ma-
thilde Schuster, Wieu, und solch' hübscher Briefbogen! Joh.
Numsen, Tellingsstedt, das andere unserem Schachkorrespon-
dentcn gesendet. H. Schäfer, immer lustig, dabei wird man dick
und fett. Ihr Mitleid für die armen Kinder wird bei einigem Nach-
denken Ihrer Phantasie alle Einzelnheitcn augebcn. Wir haben aus-
nahmsweise dieß unfern Lesern überlassen. Schach-Antwort später.
Albert Benjamin, Trier. Nelly Ganser, Wien. E.
Baumgarten, Frankfurt a. O. PH. B. W., Frankfurt«. M.
G. Hug, Mühlhausen. A. Ruh, Darmstadt. W. und I.
Stephan, Berlin, Charade in Heft 42. Franz Wurzel,
Prag. Karl Pampel, Homonyme in Heft 40, Rösselsprung in.
Heft 41. Th. Trem, Culm. Karl Br andau, Barmen.
Hrn. O. B. in Hamburg. Verse und Idee von „Amor's
Lexikon" in unseren Heften 9 und 10 kaben Ihnen so gefallen und
Sie fragen nach dem Autor — dieser ist Joseph Wehl, und das Ge-
dicht dessen schon in zweiter Auslage erschienener Sammlung „Kurz-
weiliges", enthaltend heitere Vorträge, komische Dialoge und Szenen
(Wien, Geitler), entnommen, welches Werkchen wir besonders für ge-
sellige Kreise zu Vorträgen bestens empfehlen.

Redaktion, Druck und Verlag von Ed. Hallbcrgcr in Stuttgart.

Mit diesem Hefte wurde ausgcgcbcn Nr. 33 und Heft 16 von-
HaMimders
Deutsche Moman-MMothek
zu
Ueber Land und Meer.
Zweiter Jahrgang.
Ausnahms-Preis für die Abonnenten von „Illustrirte Welt"
in wöchentlichen Nummern von ca. 2Vs Bogen
nur 15 Silbergroschei» -HVM
pro Quartal,
in lütägigen Heften von ca. 5 Bogen
nur Sy- Silbergroschen ""HSU
pro Heft.
Diejenigen unserer geehrten Leser, welche auf
Hackliinder's deutsche Romanbibliothek
noch nicht abonnirt sind, werden hiemit freundlich eingeladen, sich
durch Bezug des
ersten Jahrgangs,
welcher durch Neudruck jetzt wieder vervollständigt ist, selbst zu
überzeugen, von
dem reichen Inhalt und der beispiellosen Billigkeit
dieses Journals, das mit vollstem Recht bei dem Vielen, was wir
bieten, und dem Wenigen, was wir dafür von unfern Abonnen-
ten uns bezahlen lassen,
MW- rine Prämie für unsere Abonnenten "WW
genannt werden darf.
Der erste Jahrgang z. B. enthält nicht weniger als
sechs neue Romane der ersten deutschen Belletristen
und zwar von
K. W. Kacktander: Nullen,
(Ladenpreis der Separat-Ausgabe Thlr. 3.)
Ztov. Ayr: Äcr Nodcnhos,
K. Detlef: Zwischen Vater und Sohn,
(Ladenpreis der S.parat-Ausgabc Thlr. 2.)
I. van Dewall: Äer Man,
(Ladenpreis der Separat-AuSgabe Thlr. 1. 15 Sgr.)
K. W. Aacano: Nie Ehre des Hebens,
A. v. Auer: Stahl aus Stein,
und kostet im Ausnahmspreis für die Abonnenten von „Jllu-
strirte Welt"
MW- nur Einen Thaler, "-WW
während obige Romane in Einzcln-Ausgabe das Zehnfache
kosten und zehn gewöhnliche Romanbände füllen, wie schon aus
den oben beigesetzten Preisen der Scparat-Ausgabcn hervorgeht.
Dieser erste Jahrgang kann auch fein gebunden, Ori-
ginal-Einband in ganz Leinwand mit reichem Schwarz- und
Golddruck, zum Preise von
Thlr. 1. 20 Sgr. oder st. 2. 55 kr. rh.
bezogen werden.
Die Einbände sind sämmtlich in rehbrauner Farbe.
Stuttgart. Die Verlagshandlung: Eäuarä Kallberger.

ÜMerMi-'s VerlkK
§6cki6§6N6r
U0MM6.

V. liier, -rslltiü^; Stuken doed; Otzttbt, Lis in ckis Steppe — Llnlösliods Lancia — dlora — Ssdulä und Südns — LIusste es sein — Lvvisedsn Vater unä Solln — ^uk 6apri;
van Oenalt, Der rotlls Lasellliiv — Lilie grosse Dams — Oer Lian — Der Sxislproksssor; OillAtztzteitt, Vie ^Marone; kchtzrs, Lins äA^ptisells Löni§stoslltsr; 0rv88e, Llaria.
Llancini —Lin Revolutionär; OlltrlcOiV, Oie sollönsrsn Stunden — Ledsnsdiläsr; üllkKIälläer, Der rVeelisel ciss Ledens — Balles unä Lernes — dleue Vessllielltsn — Lrrölk
Zettel — vssekislltsn iin Liskimolc — Oer Sturmvogel — Nullen; LkirtlliiUIll, Vie letzten Lags eines Lönixs; Itützstr, Oer verlorene Lodn; Ülel8, Lrledtes unä Lräaelltss;
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