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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 22.1874

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Heft 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.62248#0437
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434

Illustrirte Welt.

Aber wie trügt sie ihren Schicksalswcchsel! — Wie eine
entthronte Königin!
Schön und vornehin ist sie immer noch in ihrem schwarzen
Wollenlleide und dem weiß gewordenen Haar. Mit ihren
feinen Händen arbeitet sie in Haus, Küche uud Garten.
Aber „logisch erzählen, in geordneter Reihenfolge!" sagte
unser Lehrer der deutschen Sprache, wenn er uns ein Thema
zu einer schriftlichen Erzählung aufgab.
Also, ich werde ganz von vorn anfangen!
Erinnerst Du Dich noch daran, als vor Jahren in das be-
rühmte Erziehnngsiustitut der Geschwister Vollmann an einem
und demselben Tage zwei neue Pensionärinnen kamen, die im
Sprechzimmer des Pensionats ihre erste schüchterne Bekannt-
schaft machten, die damit endete, daß sie sich Freundschaft
schwuren, welche bis heute gemährt hat uud die gewiß dauern
soll, bis sie der Tod trennt? —
Nun, diese Beiden waren wir, die „Unzertrennlichen",
wie man uns im Pensionat nannte.
Ich wußte im Anfang nicht, weßhalb ich aus dem Vater-
hause, wo ich sehr glücklich gewesen war, in die Pension ver-
setzt wurde und glaubte, daß es sich nur, wie bei Dir, um
meine fernere Ausbildung handelte. Allein eines Tags kam
meine Mutter mit der Taute Justizräthin zu mir und Beide
theilten mir mit, daß meinem Vater der Auftrag geworden
war, als Missionär nach Indien zu gehen und daß sich meine
Mutter nicht von ihm trennen, sondern ihn an das Ziel seiner
neuen Thätigkeit begleiten wolle und treulich die Mühen uud
Beschwerden des ihm anferlegten Berufs zu theilen gedenke.
Ich chrach, als ich dieß hörte, in lautes Schluchzen aus,
ich begriff diesen Entschluß meiner Eltern nicht, — ich konnte
ihn nicht fassen! — Vielleicht hatte schon mein Aufenthalt in
der Pension ein wenig den Hauch jener eifrigen und begeister-
ten Frömmigkeit, wie sie im Hause meiner Eltern lebte, von
mir abgestreift, denn ich hatte kein Verständnis; für das Opfer,
welches sie bringen wollten.
Meine Mutter schloß mich in ihre Arme uud sprach lange
von der Herrlichkeit und dem hohen Ziele, denen sie entgegen-
gingen und daß ich nicht für immer von ihnen getrennt sein sollte,
sondern einst ihr Loos zu theilen bestimmt sei, daß sie mich
nachkommen lassen wollten, sobald ich erwachsen sei, daß ich
dann eine weite, schöne Reise über's Meer zu ihnen machen
würde. Sie sprach lange und viel mit ihrer warmen, milden
Stimme, die wie geschaffen schien, um Christi sanfte Lehren
zu verkünde«; sie sah mich mit ihreu stillen, feuchten Augen
so klar und fest an, daß ich ruhig wurde.
Ja, ich lächelte durch meine Thrüuen, wenn ich an das
Meer, die weite Reise, die unbekannte, märchenhafte Ferne
dachte. Ich freute mich auf die Zukunft, ich fand mich in
die Trennung von Vater und Mutter uud dachte der Zeit,
da ich sie wiedersehen sollte.
Nach der Abreise meiner Eltern kam die Tante öfter als
sonst, um mich zu besuchen; sie brachte mir stets Etwas, was
mich freute, sie suchte auf jede Weise dem alleinstehenden Kinde
eine Mutter sein zu wollen, und obgleich sic es nie aussprach,
so fühlte ich es doch, daß sie den Schritt meiner Eltern nicht
ganz billigte. Während meiner Pfingst- und Sommerferien
nahm sie mich zn sich hinaus nach Buchwald.
Einst brachte mir Vetter Karl, der älteste Sohn der Taute,
den ersten Brief meiner Eltern, die erste heißersehnte Bot-
schaft, durch welche ich erfuhr, daß sie ihre Reise glücklich
überstanden uud ihr Ziel erreicht hatten, daß sie lebten uud
gesund waren. Und diese erste liebe Kunde kam mir durch
eine so liebe Hand! —
Ich habe Dir Vetter Karl schon öfters beschrieben und
Du weißt (ganz im Geheimen unter uns), daß er mein Ideal
ist. Er ist nicht so fein und parfümirt, wie die Helden, von
denen Dn träumst, sondern etwas sonnenverbrannt, kräftig,
braunlockig. Er konnte stets so anmuthig erzählen und plau-
dern; wie lustig spricht er von seinem Studentenleben, von
seinen Wanderungen durch Berg uud Thal uud seinen weiten
Reisen! Er ist als Schüler einst heimlich davongelaufen, nm
Matrose zu werden, da er von klein auf eine leidenschaftliche
Lust znm Reisen hatte, doch von seinem Vater in Bremen
ciugcholt und zurückgebracht worden. Wie komisch erzählt er
diese Geschichte! — so abenteuerlich und lustig! — Das ist
nun Alles längst vorbei. Vetter Karl hat seine Studien be-
endet und ist Arzt geworden. Jetzt reist er als Schiffsarzt,
um seine Reiselust zu befriedigen; er hat schon ferne Länder
uud Meere gesehen. Wie oft hat er mir von seinen Reisen
erzählt, wenn ich mit ihm durch die Wälder uud Gründe um
Buchwald strich! Ich sah die fernen Tropen, ich hörte Winde
und Wellen rauschen bei seinen Worten uud erblickte den
leuchtenden Nachthimmel, sich über das endlose Meer aus-
spannend.
Wenn Karl seine Lust am Reisen befriedigt hat, so wird
er sich hier als Arzt niederlasseu; seine Mutter wünscht es
so sehr.
Er hatte mir versprochen, daß er mich selbst nach meiner
neuen Heimat hinübcrbringen würde, damit ich nicht allein
über den weiten Ozean ziehen möge.
Gewiß hätten mich meine Eltern gern seinem Schutze an-
vertraut, denn sie liebten ihn Beide, wie er überhaupt einer
der Glücklichen ist, die im Fluge Aller Herzen gewinnen.
Das sollte seine letzte Reise sein. Wie freute ich mich darauf!
Dann wollte er sich zu einem festen, ruhigen Leben nieder-
lassen. Doch genug von ihm!
Der Onkel Justizrath starb plötzlich am Schlagfluß uud
mit seinem Tode änderte sich viel.
Es waren Schulden da, die Niemand geahnt, von denen
er nie gesprochen hatte.

Die Tante kam lange Zeit nicht wie sonst, um mich zu
besuchen. Nur Richard, ihr jüngerer Sohn, brachte mir die
Todesbotschast seines Vaters. Sein Gesicht war so bleich und
unbewegt, wie stets; ich habe ihn nie anders als ernst und
ruhig gekauut uud oft sein strafendes Auge auf mir ruheu
gefühlt, weuu ich irgeud eiue kiudische Unbesonnenheit beging,
zu welcher Karl lachte, oder auch mir erst Veranlassung gab.
Dann hörte ich unter den Pensionärinnen erzählen (wovon
wurde unter uns nicht Alles erzählt! Wir wußten Alles!),
daß die Justizräthin ihre schöne Wohnung in der Stadt auf-
gegeben habe, daß ihre prächtigen Möbel verkauft worden
uud ihre Dieustleute fortgeschickt seien.
Ja, die schöne Tante war plötzlich fast arm geworden.
Es blieb ihr nur ihr liebes Buchwald, das Erbe von ihren
Eltern, wohin sie sich mit ihren Kindern zurückzog.
Vetter Richard gab nach des Vaters Tode seine Studien
an der Universität auf uud ist Landwirth geworden.
Als mich die Tante zum ersten Male wieder besuchte,
kannte ich sie kaum. Ihr schönes Haar war weiß; statt ihres
rauschenden Seidengewandes trug sie ihr wollenes Trauer-
kleid. Ich fand, daß Fräulein Volkmann sich weniger
tief vor ihr verneigte, als sie es sonst gethan, wenn sie mich
zn besuchen kam. Sie brachte mir ein Körbchen mit Pfirsichen,
die sie selbst an den sonnigen Spalieren von Buchwald ge-
zogen ; und als sie mir diese gab, drückte sie mich, wie mir
es schien, fester und inniger an sich, als sonst.
Alles Dieß erregte meine Gefühle, die ich nicht zu be-
herrschen vermochte; ich breitete meine Arme aus und hing
schluchzend an ihrem Halse.
Doch Du kennst ja fast alles Dieß schon und es kommt
mir heute nur fast unwillkürlich unter die Feder.
Indessen vergingen die Jahre und die Frist rückte näher,
die uns Beide, die wir zusammen in's Pensionat eingetreten
waren, wieder daraus fortführeu und vielleicht für immer
trennen sollte. Deiner warteten, bei der hohen Stellung
Deines Vaters, im Hause Deiner Eltern Glanz, Neichthum
und Feste, wozu Du auch geschaffen schienst in Deiner sich
immer strahlender entwickelnden Schönheit und Lieblichkeit.
Ein Leben voller Lust und Glück winkte Dich zn sich hinüber
und Du sehntest Dich auch, trotzdem Du es nie so ganz ein-
gestehen wolltest, aus dem Chrpsalidenzustand unseres Back-
fischlebens in diese sonnige Schmetterlingsmetamorphose hin-
über.
Meiner harrte vielleicht ein Leben voller Mühseligkeiten und
Entbehrungen, wie cs meine Eltern im frommen Eifer für
eine als schönsten und höchsten Lebenszweck erkannte heilige
Sache freiwillig erwählt hatten. Aber mir bangte und graute
nicht davor; ich sehnte mich ost mit freudigem Ungestüm in
die gehcimuißvolle Ferne hinüber; ich sah mich jenseits der
ewigen Wogen als Lehrerin der kleinen Heidenkinder, als Ge-
hülfin meiner Mutter; ich schuf nur abenteuerliche, wunder--
liehe Zukunftsbilder und ohne daß ich's wollte und wußte,
schlang sich oft in jene Tuftgewcbe meiner Müdchcnträume
ein liebes Bild, welches Du kennst und welches ich nicht zu
verscheuchen vermochte.
Da ward ich einstmals in's Sprechzimmer gerufen und
fand Vetter Richard dort, der mich erwartete.
Er schien mir noch ernster als gewöhnlich zu sein; ich
bangte, als ich ihn sah, denn ich gedachte der letzten Botschaft,
die er mir gebracht hatte. Es war die vom Tode seines
Vaters gewesen..
Seine Stimme klang milder, liebreicher als sonst, als er
zu sprechen begann. Ich sah ihn betroffen an und bemerkte,
daß aus seinen Zügeu etwas wie ein verhaltener Schmerz
sprach und um seine Augen schienen mir Thränenspuren sicht-
bar zu sein."
Er erzählte mir nun, daß in Madras, wo sich meine
Eltern befanden, ein epidemisches Fieber ausgebrochen sek,
welches besonders viele der dort lebenden Europäer hinraffe;
daß auch meine Eltern davon ergriffen worden seien —
Ich stieß einen Schrei ans und fühlte einen Schwindel.
„Meine Eltern sind todt!" schrie ich auf und suchte voll
jäher Augst ein Vcrueiuuugszcichen in Nichard's Mienen.
Aber ich fand kcins.
Er nickte mir traurig zu.
„Sie sind todt, Elise!" — sagte er — „wozu dieß länger
verhehlen, da Du's errathen hast!"
Ich weiß nicht mehr genau, was daun geschah, aber ich
entsinne mich, daß sanfte, tröstende Worte an mein Ohr klan-
gen, von denen ich nimmer geglaubt hätte, daß Richard sie
zu spreche» fähig sei.
Dauu lag ich in meinem Bette und Fräulein Volkmann
legte mir kühlende Wasserumschläge auf meine Stirn, die
glühte und schmerzte.
Ich war eine Waise geworden!
Das schreckliche Fieber hatte meine Eltern, deren Gesund-
heit schon in Folge des Klimas angegriffen gewesen, in
einer Woche dahingerafft. Ich las das Alles später in einem
Briefe von einem Freunde meines Vaters, der mit ihm hin-
übcrgegangen mar und ich habe auch die amtliche Bescheinigung
des Todes meiner Eltern gelesen.
Ich war eine Waise geworden!
Ich legte meine bunten Mädchenkleider und meine bunten,
phantastischen Znkunftsträume ab und hüllte mich in die
Farbe der Trauer.
Die Tante Näthin kam zu mir und ehe sie noch sprechen
konnte, küßte sie mich unter strömenden Thränen. Ich hatte
sie noch nie weinen sehen, auch nach dem Tode ihres Mannes
nicht.
Sie erzählte mir, daß mein Vater hier eine gerichtlich

.deponirte Willensverfügung in Betreff meiner, im Falle seines
in der Ferne erfolgten Todes, hinterlassen habe, und daß ich
mit ihr der gerichtlichen Eröffnung des Testaments beiwohnen
müsse.
Das Alses erschien mir so namenlos schaurig und bange.
Ich mußte die Taute auf das Vormundschaftsgericht begleiten,
woselbst das Testament eröffnet wurde. Mein Vater hatte
in demselben, im Falle seines Todes, den Justizrath Beier
zu meinem Vormund uud zum Verwalter meines Vermögens
ernannt, welches in der hiesigen Landesbank angelegt war.
Für den Fall des Todes des Justizrath Beier war dessen
ältester Sohn Karl als Stellvertreter seines Vaters von ihm
ernannt worden.
Wie seltsam! Vetter Karl mein Vormund!
Was hatte sich Papa wohl dabei gedacht, als er diese Be-
stimmung für mich traf! Doch Karl war immer sein Liebling.
Außerdem war noch in der letzten Willensverfügung mei-
nes Vaters die Bestimmung enthalten, daß ich nach meiner
Entlassung aus der Pension, im Fall ich Waise geworden sein
sollte, im Hause der Tante Justizräthin, als der ältesten und
besten Freundin meiner Mutter, Aufnahme finden solle, da
er ihren Händen sein Kind am liebsten anvertrauen wolle.
„Diese Bestimmung" — sagte die Tante, als wir zu-
sammen fortgingcn, — „war aber allerdings zu einer Zeit
getroffen worden, als unsere Verhältnisse noch anderer Art
waren und Deine Eltern annehmen konnten, daß Du in un-
serem Hause eine angenehme Geselligkeit, bildenden Verkehr
finden und überhaupt in die Welt eingeführt werden konntest.
Jetzt hat sich alles Dieß geändert; wir leben fern von allem
Verkehr mit der Welt, haben uns aus unser» früheren gesell-
schaftlichen Beziehungen ganz zurückgezogen, unsere häuslichen
Einrichtungen sind einfach und schlicht und Du bist nicht ge-
zwungen, in unfern Familienkreis und unser stilles Leben ein-
zutreten."
Nachdem die Taute schwieg, rief ich: „O liebste Taute, wie
kannst Du so Etwas sagen? Wo möchte ich lieber leben, als
dort, wo meine seligen Eltern es bestimmt haben, als bei
Dir, der liebsten und besten Freundin meiner Mutter!"
Die Tante entgegnete mir noch Mancherlei hierauf, doch
endlich gab sie meinen Bitten nach und es ward beschlossen,
daß ich nach meinem Abgänge vom Pensionat nach Buchwald
ziehen sollte.
Die Zeit verrann und der Tag kam endlich, an welchem
ich die Pension verließ und von meinen Schulgcführtinnen
Abschied nahm. Wchmüthig gestimmt und müdegeweint,
nachdem ich mich von Dir getrennt hatte, was mir feit dem
Tode meiner Eltern den tiefsten Schmerz bereitet, fuhr ich auf
der Eisenbahn bis zu jener Station, uw ich erwartet wurde,
um nach Buchwald gefahren zn werden.
Richard harrte hier meiner mit der kleinen, alten, ein-
spännigen Jagdkalesche, die ich so gut aus meiner Kinderzeit
her kannte.
Die warme, frische Sommerluft hatte sein sonst so bleiches
Gesicht schon gebräunt, die Hand, die er mir bot, fühlte sich
hart und fest an, und als wir so in dein kleinen Wagen ncben-
einandersitzend dahinfuhren in den Hellen, goldenen Sonnen-
schein hinein, und er mir plaudernd bald dies;, bald jenes zeigte,
der Wind sein Haar unter dem Strohhut lüftete und flattern
ließ, erschien er mir anders als sonst, nicht mehr der kalte,
steife Sonderling, vor dem ich mich immer ein wenig ge-
fürchtet, sondern ein guter, gemüthlicher Mensch.
Es war eine hübsche Fahrt. Meine Thränen waren ge-
trocknet, als wir endlich durch das liebe, epheunmrankte Gar-
tenportal von Buchwald einfuhren und Nichard's Wangen
waren roth und seine Augen glänzten, als er mir seine Hand
zum Aussteigcn bot und mir ein heiteres „Willkommen!"
zurief.
Wie die Landluft einen Menschen verändert!
Nie Hütte ich gedacht, daß Vetter Richard so freundliche
Augen haben könnte!
Wie gemüthlich mich das kleine Haus mit den Hellen
Fenstern, die kaum aus dem dichten Grün herausschauen
können, anlachte! -Der Kletterrosenbaum, der cs auf der
Gartenseite umsponnen hält, hatte sich mit seinen ersten, blaß-
rothen Flatterblüten geschmückt, und noch immer scheint er
seinen Ehrgeiz nicht aufgeben zu wollen, bis auf's Dach zu
steigen und in die kleinen Dachfenster hincinzugncken.
Die Tante stand unter der Hausthür im vollen Sonnen-
schein, ihr jüngstes Töchterchen Ella, ihren kleinen, kränklichen
Liebling an der Hand. Die grünen Ranken fielen auf ihr
weißes Haar; es war ein rührend schöner Anblick, wie ein
ernstes, mittelalterliches Bild auf goldneu Grund gemalt.
Die kleine Ella kenne ich noch kaum; ihr weinerlich schüch-
ternes Wesen hielt mich immer etwas fern von ihr. Sie sah
mich auch scheu uud verlegen au und schmiegte sich fester an
ihre Mutter, als diese die Thürstufeu herab auf mich znkam.
Die Taute trug ihr schwarzes Wollenkleid, dessen Falten
sich so sanft an ihre schlanken Formen fügen, aber dazu hatte
sie eine weiße Schürze vorgebunden und die Kleiderärmel bis
an die Ellenbogen zurückgcschoben.
„Sei uns willkommen!" rief sie mit warmem, herzlichem
Ton, indem sie mich küßte. Mit lantem Jnbcl warf sich Ella
in Nichard's Arme, der sie neckend in die Höhe hob.
Die Geschwister scheinen sich innig zu lieben. Gcschwister-
liebe dünkt mich etwas Süßes und Vegchreuswerthes zu sein.
Ich hatte nie Geschwister, außer Dir, meine Seelcnschwcster!
Das war der Eintritt in meine neue Heimat. Welch' eine
Frühlingspracht! Welch' ein wachsender Segen gnillt und
drängt sich hier überall dem Licht entgegen! Gewiß eine ge-
segnete Hand muß über dem Allen ruhen!
 
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