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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 22.1874

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Heft 20
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https://doi.org/10.11588/diglit.62248#0567
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568

lassen, die fort nnd fort die Keime des Gedankcnanfschwnngcs und -
der Hoheit der Anschauung in die Gemüther deS Nachwuchses senken
werden. Denn mag auch die Kritik mit Recht viel an Kaulbach's
Schöpfungen anSzusetzen haben, das wird sie ihm lassen müssen,
daß an Tiefsinn, an Geist, an spielender Beherrschung der Formen,
an Kühnheit der Ideen, an Energie und an Fruchtbarkeit ihm kein
deutscher Maler der alten und der neuen Zeit gleichkommt. Wenn
Kanlbach nnr den Reineke Fuchs und die Hunmnschlacht geschaffen
hätte, sein Name würde dennoch neben den: Albrecht Dürcr's, Hol-
bein's, Cornelius' sichen. Betrachtet man. aber den riesigen Um-
kreis, in dem sich Kaulbach's Schöpfungen bewegten, so muß man
staunen, daß einem Menschengcist die ganze antike nnd moderne
Welt bis in die feinsten Einzelnhciten sofort als Bild vor der Seele
stand und die kunstbegabte Hand diese Bilder sofort scharf und
sprechend fixiren konnte. Diese Universalität und Großartigkeit
sprach sich denn auch in der Persönlichkeit Kaulbach's aus. Es
war etwas Fürstliches in seiner Erscheinung. Kaulbach hatte in
seiner hohen, aufrechten Gestalt Achnlichkeit mit Rauch. Während
aber dieser herb-steif, hoheitsvoll-schroff und heftig und eckig in seinen
Bewegungen war, besaß der große, schlanke Kanlbach eine seltsame
Biegsamkeit nnd Spannkraft, eine ganz außerordentliche, frappirendc
Elastizität in seiner persönlichen Erscheinung, die manchmal etwas
unheimlich an die Kraft nnd Geschmeidigkeit eines Panthers erinnerte.
Rechnet man hier noch hinzu, daß auf diesem wunderbaren Körper
ein auffallend runder Kopf mit einem verhältnißmäßig kleinen,
sanft geformten Gesicht saß, mit frischen Farben, steil abwärts
gehender, gebogener Nase, einem schön weichgeformtcn Mund, in
dessen Winkeln ein seltsamer Zug von Bitterkeit, Herbheit und
grenzenloser Menschenvcrachtung kauerte, und unter starken Augen-
brauen ausfallend ruhige, durchdringende blaue Augen, — so' wird
man eine annähernde Vorstellung von diesem außergewöhnlichen
Manne haben.
Ich lernte Kanlbach etwa vor sechs Jahren kennen und zwar
in seinem Atelier in dein Akademiegcbüude in München. Der Ein-
tritt erforderte keine Formalitäten. Zuerst wollte ich gar nicht i
glauben, daß man durch eine Art Nemisenthür in Kaulbach's Atelier
kommen sollte: nachdem mir aber der Pedell die Thür ausgemacht
nnd ich flüchtig mancherlei Malergeräth sah, mußte ich mich in die
Wirklichkeit schicken und trat in einen Raum, der vollständig meinen
Verdacht bestätigte. Ich befand mich in einer Art Wagenremise
und dieß war das Atelier Kaulbach's. Ein hoher, mäßig großer,
weißgetünchter Raun: mit elenden Holzdielen, der aber vortreffliches
Licht dnrch ein hoch angebrachtes Fenster empfing, in dem ein gigan-
tischer Apollo vom Belvedere in Ghps sein schönes Haupt mit
krampfhafter Festigkeit zu erheben schien, über ein nicht sehr ästhe-
tisches Durcheinander von Staffeleien, Tafeln, Kartons, Glieder-
puppen, Stühlen nnd Kisten. Inmitten dieses entschieden unkünst-
lerischen Wirrwarrs war vor dem Fenster ein kleiner, reingefegter
leerer Raum, und dort stand Kanlbach in zugeknöpftem Sommer-
überzieher, denn in der Remise war es auch im Juli talt und
dumpfig, einen hohen Cylindcr auf dem Kopf, nnd zeichnete an
dem Karton Romeo nnd Julie. Besonders machte ihm das zn-
sammcngezogcne Knie Nomeo's viel zu schaffen. Nm nicht zu störeu,
grüßte ich stumm und Kaulbach nickte mir mit jovial zwinkernden
Angen zu. Er arbeitete weiter an seinem Knie, rieb aus, zeichnete
wieder, rieb wieder aus, und ich besah mir währenddessen (d. h.
that nur so, es war nur die Maske, uutcr welcher ich den merk-
würdigen Künstler bei der Arbeit betrachtete) — ein halbfertiges
Porträt von Lißt, den Karton von Arbucs und noch viele andere
Tafeln nnd Entwürfe, die ich aus oben erwähntem Grunde nur :
flüchtig anschante nnd dcßhalb nicht mehr im Gedächtnis) habe.
Plötzlich stand Kanlbach hastig von dem Stuhl, den er sich vor die
Staffelei gezogen, ans, legte Stock und Stift fort und wendete sich i
zu mir. „Sind Sie auch Maler?" — „Nein." — „So, das ist recht,
daun können Sie mir vielleicht hier helfen. Was fehlt diesem Knie?"
Mit diesen Worten nahm er Stift und Stock, trat vor seinen Kar-
ton nnd schien sehr gespannt auf mein Nrtheil zu warten. „Es
scheint mir oberhalb der Kniescheibe nnd am Perone, am Waden-
bein zn viel Fleisch zu haben." — „Das ist richtig!" rief Kaulbach
lebhaft aus, „da fehlt's," nahm seine Brodkrume und änderte nach
meiner Angabe. Ich erwähne diesen Zug nur als ungemein be-
zeichnend, wie willig Kaulbach auch von ihm fremd stehenden Per- !
sonen Belehrung annahm, wenn er versichert war, daß dieß ganz
objektiv geschah, und mit welchen: Ernst er arbeitete. Während des
Zeichnens sprach Kaulbach lebhaft nut mir und rauchte wüthend.
Im Gespräch erinnerte er mich an Heine, er hatte auch die Eigen-
rhümlichkeit, Plötzlich auf einen Gegenstand, der schon verlassen war,
wieder nut einer schlagenden Bemerkung zurückzukommen und nnn
diesen humoristisch zu illustrircn. Kaulbach's Witz im Gespräch war
böser als der Hcine's, weil ihm hier die spielende Grazie fehlte,
die ihm nut dem Stift zu Gebote stand und der Meister dieß dnrch
knappe Derbheit ersetzte. Ueberhaupt sprach er in knrzen, stacheligen
Sätzen, wie er auch mit kurzen Strichelchen zeichnete. Was er
aber sagte, nnd wenn es das scheinbar Unbedeutendste war, hatte
das eigcnthümliche Gepräge eines Mannes, der viel und scharf ge-
dacht und viel innerliche Erfahrungen gemacht hatte. Jeden dieser
ponttirten Sätze begleitete Kaulbach mit einem Blitz seiner Augen
und einem Zusammenziehcn des femlippigen MunvcS, wodurch ein
Zug von Lauert: in sei:: Gesicht kam, den seine Feinde nicht ohne
gewisse Wahrheit mit dem Visiren zum Sprunge des Tigers ver-
glichen. Nnd ein Lamm war Kaulbach wahrhaftig nicht. Er war
'ein tüchtiger Kämpfer des Geistes, der stets sein Schwert scharf ge-
schliffen hatte, und gleich dem heiligen Michael, de:: sein letztes Bild
zeigt, nach allen Richtungen in alles Schlechte und Faule scharf
hineiufuhr. Dieß War der Gesammteindruck, deu feine Persönlich-
keit bei der ersten Begegnung im Atelier auf mich machte und der
mich auch bei späterer genauerer Bekanntschaft nicht verließ, selbst
wenn er, was er sehr wohl verstand, bezaubernd liebenswürdig war.
Kaulbach in seiner Wohnung hatte etwas von einem fürstlichen Ge-
lehrten, von einem hochgebildeten, heiteren, ritterlichen Schloßherrn,
der mit feinstem Takt nnd genialer Ungezwungenheit verstand, den
Wirth zu machen. In seinem Atelier war sein ganzes Wesen kon-
zentrirt, wie elektrisch geladen, und wo man anrührte, spränge::
blendende Funken heraus, die eben so lustig blitzen, wie vernichtend
niederschmettern konnten. Dort waltete er mit scharfen: Griffel und
schickte tiefe, kühne Gedanken und geniale Anschauungen in sein
deutsches Volk hinaus, das er bis zur:: letzten Athemzuge innig

ILlustrirte Welt.

liebte, — der Mann, der einst oft unter einem Baume auf einer
Anhöhe vor Mühlheim gesessen und auf die Stadt hinab geschaut, j
hungernd, todtmüde, mit wunden, bloßen Füßen und weinend, weil
er seine gemalten Tassen nicht hatte verkaufen können, und der durch
eigene Kraft und rastlosen Fleiß sich hinaufgeschwungcn zu der Höhe
des beglücktesten Daseins an Wcltruhm, Franen- und Kindesliebe,
Volksvcrehrnng und Reichthum. R.-B.
Wir fügen obiger Erinnerung eine Anekdote über die Entstehung
des von uns heute reproduzirten Bildes Kaulbach's an, die für
den großen verewigten Meister nach manchen Richtungen hin
bezeichnend ist: Ein Irrenarzt in der Nähe von Düsseldorf
hatte eines Abends deu: jungen Kaulbach ergreifende Schilde-
rungen von Wahnsinnigen gemacht. Dieser Abend hatte Kanl-
bach tief ergriffen. Auch in seiner Brust regten sich die Triebe
und Keime maßloser Leidenschaften. Er fing an, sich vor denselben
zu fürchten. ' Die Lebensgeschichten der Wahnsinnigen verfolgten
ihn bei Tage und bei Nacht wie entsetzliche Mahnungen und
Drohungen. Auch nachdem er Düsseldorf verlassen und ein ärm-
liches Dachstübchen in München bezogen hatte, kam er noch nicht
zur Ruhe vor diesen heftigen Eindrücken. Da faßte er den Ge-
danken, sich von dieser Verfolgung dadurch zu befreien, daß er die
Bilder dieses Wahnsinnes künstlerisch darstelle. Er machte in einer
anderen Irrenanstalt bei München noch weitere Studien. So
entstand das lebensvolle Bild, nnd Kaulbach fühlte sich nun von
den Dämonen befreit. Ein spekulativer Verleger aus Mitteldeutsch-
land machte damals dem jungen Künstler den Antrag, derselbe
solle noch eine Anzahl ähnlicher Bilder von „Narren" zeichnen,
und versprach ein gutes Honorar. Kaulbach crwiederte ihm, er sei
gerne bereit, eine Reihe von Bildern aus der deutschen Geschichte zu
liefern, aber mit der Darstellung von „Narren" könne er sich nicht
weiter beschäftigen. Darauf crwiederte der Verleger, er könne sich
auf eiuen geschichtlichen Stofs nicht einlassen, Kanlbach habe sein
Talent, Irre zn zeichnen, glänzend erwiesen und thue wohl, in
dieser Richtung fortzufahren und sich daraus zu beschränken. Kaul-
bach antwortete: „Wollte ich auf diesen Vorschlag eingehen, so
müßte ich in meinem nächsten Bilde Sie selber zeichnen, und das
wäre doch unangenehm." Natürlich war damit die Verhandlung
abgebrochen.

Unf gkcicüer Führte.
(Bild S. 557.)
Die Begegnungen von Weißen und Indianern draußen in den
Prärieen sind meist unfricdlichen Charakters. Denn dort ist der
Indianer Herr und der Weiße Eindringling. Der Indianer ist
auf die Jagd in weit entlegenen Wildnissen und .Steppen ange-
wiesen; diese dort ist einzig und allein sein letztes Hülfsmittcl, sein
Dasein zu friste:: gegenüber der cindringenden Kultur, die ihn seiner
bequemen Jagdgründe und Fischereistellen beraubt, die Bäume nieder-
schlägt, Felder anlegt, das Wild ausrottct und auf dem Wasser
seine Schiffe brausend dahinziehen läßt. Auf diesen weltfernen Strecken
fühlt er sich Meister und wehe Dem, der ihm hier in seinem Rechte
zu nahe tritt. Der Weiße hütet sich auch mit Absicht, einem dieser
wilden Gesellen in der Einsamkeit zu begegnen. Auf den mexika-
nischen Pampas aber gibt cs Existenzen von Weißen, die wenig !
verschieden find von denen der Rothhüute. Es gibt dort verwilderte
Jägerfiguren, die gar zu viel begangener Mord und andere schöne !
Dinge ans den Städten in die Wildniß getrieben und welche nun i
dort leben, wie es eben geht, jedenfalls aber all' ihren ungebändigten
Instinkten die Zügel schießen lassen, und sich zu Naturen von ganz
unglaublicher Kraft, Gewandtheit und fast übermenschlicher Aus-
dauer, Zähigkeit und Schlauheit entwickeln. Unsere Illustration
zeigt uns eine jedenfalls unliebsame Begegnung eines solchen Weißen
mit einem echten Sohne der rothcn Rasse. Die Führte eines Büffels
hat sie schließlich beim Wilde zusammengeführt, und jetzt stehen sic
plötzlich mit schnaubenden Pferden und keuchend vor Aufregung
einander gegenüber. — Der Indianer in seinen: schönsten Jagd-
schmnck, mit seiner primitiven Bewaffnung, Pfeil und Bogen, der
Weiße, wohlausgerüstet mit Büchse, Pulver und Blei, und wie die
Beiden hier zusammentreffcn, demselben Büffel nachstellend und
schließlich aneinander gerathcnd, stellen sie gewissermaßen sinnbildlich
das Verhältnis) der weißen Rasse zu den Ureinwohnern dar: auf
der weißen die rücksichtslose Kraft und entwickeltere Kulturstufe
mit all' ihren den Natursöhncn so verderblichen Hülfsmitteln —
dort der Sohn der Natur, ungebändigt, wild, roh, grausam uud
von Haß gegen den überlegenen Feind erfüllt. Der AnSgang solcher
Begegnung scheint uns nicht zweifelhaft. WaS will der Pfeil des
Indianers sagen gegen die Kugel des Weißen; aber hier find die
Beiden so nahe aneinander gcrathcn, daß der Kampf eine gewisse
Gleichmäßigkeit hat nnd die Kraft und Gewandtheit der Nothhaut
dürften dem „wilden Weißen" den Stand sehr schwer machen, und
wer das Steak des Büffels und die Haut davonträgt, ist nicht so
ganz sicher vorhcrznbestimmcn. Unsere Illustration' gibt hier ein
wahrhaft erschütterndes Bild des Kampfes um das Dasein.

Otkelto unä Desäemona.
(Bild S. 560.)
Es gibt Gestalten, der Phantasie des Dichters entsprungen, die
so berühmt geworden find, als ob sie wirklich auf Erden gewandelt
hätten nnd so bedeutend gewesen wären, als der Geist des Dichters
sie ausgestattet. Zu diesen weltberühmten Personen gehören Othello
und DeSdemona; zwar haben diese beiden Figuren einen historischen
Schatten, dieser ist aber so unbestimmt, so dunkel, so schwankend,
daß man mit Fug und Recht behaupten kann, Shakespeare's
Othello uud DeSdemona sind Eigenthnm des Dichters. Indem
Shakespeare hier eine Tragödie der Eifersucht schrieb, hat er zugleich
einen Typus edelster, aber leidenschaftlicher, ungestümer, stürmischer
Männlichkeit und der lieblichsten und reinsten Weiblichkeit geschaffen

und um diese beiden Hanptträger der Idee seines Stückes eine Anzahl
Personen gruppirt, welche den Charakter der Helden haben und
durch die Beziehungen zu diesen erläutern, beleuchten und nach allen
Richtungen hin veranschaulichen. DeSdemona steht ihre Kammer-
frau Emilie zur Seite, eine ebenfalls sehr weibliche, aber bedeutend
niederere und gemeinere 'Natur als ihre Herrin, dem Mohr — Jago„
gegen den hochherzigen, gewaltsam-kühnen, offenen Othello der
schleichende, berechnende, rachsüchtige Bösewicht. Dieser träufelt be-
kanntlich mit teuflischer Kunst das Gift des Verdachtes gegen seiue
treue, liebliche Frau dem Mohren in die Seele, nnd dieser läßt sich
von dem Bösen umgarnen und tödtct das holdeste Geschöpf, das
nichts kannte, als die Liebe zu ihrem leidenschaftlichen Gatten.
Unsere Illustration zeigt uns die Szene, wo der Mohr in der Ge-
burtsstnnde der Eifersucht, DeSdemona zum letzten Mal in: Leben
küßt nnd seinem Argwohn die düster schmerzlichen Worte verleiht:
Pflückt' ich Deine Rose,
Nie kann ich ihr den Lebenswnchs ernen'n.
Sie muß muß welken; dufte nnr vom Stamm!

Tegernsee uncl liessen Umgebung.
(Bild S. 561.)
Dm ausführlichen Text zu diesem Bilde den unsere Leser
auf Seite 554.

Auflösung des Rösselsprungs Seite 544:
Die Iiebe.
Die Hand der Götter wirft die Erdenloose,
Und ohne Wahl vcrtheilt sie Schmerz und Lust;
Das höchste Glück blüht nur in meinem Schooße,
Das höchste Glück blüht nur in meiner Brust.
Da soll es in der Jugend süßem Prangen,
Da soll es rein und göttlich dich empfangen.
Theodor Körner.

Auflösung des Bilderräthsels Seite 544:
Jeder Zoll ein König.

Auflösung der Homonyme Seite 544:
Lauer.

M'ine Horrespondmz.


H rn. Al ex. P fl. in R. Sie haben uns eine große Freude
erwiesen: das heißt zur Fahne eines Blattes schwören uud so treu
seit Beginn. Daraus schöpft man Muth und Luft zum Arbeiten. Sie
sollen uns nicht lässig finden. P. erscheint im nächsten Jahrgang.
Hrn. Fr. v. K. in L. Eisen und Blut sind schon vor Bis-
marck von Arndt und von Schenkendorf in Gedichten zusammenge-
stcllt worden. Das Wort Bismarck's stammt aus der Sitzuug der
Budgetkommissiou des preuß. Abgeordnetenhauses vom 30. Sept. 1862.
Hrn. Rechn.-Rath P. in W. Die Sanitäts-Cigarren sind
nach Hager und Jacobson gewöhnliche mit ein wenig Salmiaklösuug
bespritzte Cigarren.
Frlu. Julie A. in H. Nach zwanzig Jahren müssen sich
Schwestern nicht mehr gleich kleiden, auch soll die Mutter nicht die
gleichen Farben, Stoffe und Kleidungsstücke wie ihre Töchter ver-
wenden, wähle erstere jedoch so, daß sie den Töchtern nicht schaden.
Hrn. Lehrer H. in F. Westphalen heißt man die rothe
Erde nicht wegen der Farbe des Bodens, sondern in Folge eines
Ucbersetzungsfehlcrs aus dem Plattdeutschen in's Hochdeutsche: Im
Plattdeutschen wird bloße Erde häufig, in einigen Gegenden fast all-
gemein, mit ru- oder riu-e Ere (buchstäblich „rauhe Erde" oder auch
„rohe Erde") ausgedrückt. Man hört z. B. sagen: „Hei lag up de
rue Ere" (er lag auf der bloßen Erde). Die Freistühle, d. h. die
Orte, an denen Vehmgericht gehalten wurde, lagen sämmtlich im Heien
Felde; der Raum, deu sie einuahmen, durfte nur aus Erd? oder
Rasen bestehen, nicht gedielt oder gepflastert sein. Selbst als sie in
späterer Zeit hie und da zum Schutz gegen Hitze und Regen ein
Schirmdach erhielten, blieb cs dabei, daß der Boden unbedeckt — in
natürlichem Zustande — gelassen werden mußte. Die Sitzungen der
Gerichte wurden also „up ruer Ere" gehalten, das will sagen: auf
bloßer Erde. Die Worte „rue Ere" hat mau irrig in's Hochdeutsche
mit „rothe Erde" übertrage::.
Frln. Karoline H. in St. Hackländer hält sich im Sommer
am siarnberger See in Leoni auf. Wir rathen Ihnen aber ja, ihn
nicht Morgens zu besuchen, wo er arbeitet. Da kehrt er nicht seine
liebenswürdige Seite heraus, weil man ihn stört. Nachmittags aber,
ist er die vollendete Liebenswürdigkeit uud das ist seiue wahre Natur.
Im Winter ist er wie immer in Stuttgart.
Hrn. T el e gra phen - Iu s p. P. in W. Wir werden im näch-
sten Jahrgang eine ganz interessante Serie solcher Aufsätze bringen.
Hrn. Storche uw. Z. in A. Die Prämien sollen Ihre Zu-
friedenheit haben: Sie wissen ja, was wir bislang geboten. Auf
Wiedersehen im nächsten Jahrgang!

Redaktion, Druck uud Verlag von Ed. Hallbergcr in Stuttgart.

Ijtmi'Mlibi' kektMelmM.

vorö-kidel, Oorö-Lläreden, 0vv6-ZIüneddaussn, ilsuff's Lläreden, IVIüIIkv, klrieA8§6sediedtö, V. Lostwinck, Lieden Kaden —
8ekl6N6N, viedterrvalä, Kvvkl, ^ldnin Hrique, kHeiligrslst, Dds kose, Ddistlö anä Ldainroeü, liesse, ^.ntoIoZia italiana —
Mresr/eeMe-rv Lseistoven, Olemenii, , IVIorsrl, V/eben, Sonaten — 8u8est, klueksdein, öusost, lllülleistoedter.
 
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