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Illustrirte Melt.
KMpimMN, Mißmann,
der Führer der Emin Pascha-Expedilion.
Unter den jüngeren Asrikasorschern hat Hauptmann Wißmann
die Ausmerksamkeit in neuester Zeit besonders auf sich gezogen,
weil er zum Führer der wichtigen Emin Pascha-Expedition
lsiehe „Illustrirte Welt" Heft 8) gewählt worden. Nach einer
Beratung mit dem Fürsten Bismarck hat Wißmann sein
großes Unternehmen angetreten und befindet sich jetzt in Kairo.
Wir wollen nicht versäumen, unsere Leser mit dem kühnen
Forscher genauer bekannt zu machen.
Hauptmann Wißmann ist 1853 zu Frankfurt a. O. geboren,
wo sein Vater im Ncgierungskollegium als Assessor beschäftigt
war. Durch vielfache Versetzungen desselben mußte sein Sohn
die Schule ost wechseln. In Erfurt und Kiel und nach dem
frühen Tode seines Vaters 1869 in Neuruppin hat er die
Gymnasien besucht. Alsdann bezog er auf ein halbes Jahr
das Kadettencorps in Berlin. Nach bestandenem Fähnrichs-
examen trat er im mecklenburgischen Infanterieregiment Nro. 20
ein, ging nach zurückgelegter Dienstzeit zur Kriegsschule nach
Anklam und wurde Ende 1873 Secondclieutenant. Sein schon
von früh an großes Interesse an Naturwissenschaften, deren
Studium er so viel als möglich oblag, und besonders wohl
die Bekanntschaft mit Ur. Pogge, reisten in ihm den Entschluß,
sich der Afrikanischen Gesellschaft in Berlin zur Verfügung zu
stellen, und die überaus gütige Verwendung des Kriegs-
ministers brachte ihm die schnelle Gewährung seines Wunsches.
Mut und Unerschrockenheit sind Wißmann schon von klein auf
eigen gewesen; in Afrika sand er wiederholt Gelegenheit, diese
Eigenschaften an den Tag zu legen. Am 18. November 1880
reiste Wißmann als Topograph und Begleiter I)r. Pogges
mit diesem von Hamburg nach San Paolo de Loanda ab, wo
die beiden Forscher Anfangs 1881 eintrafen und alsbald die
Reise zum Muato Jamwo antraten. Gemeinsam wanderten
sie durch die Lundastaaten, im Thale des Tschikapa, über-
schritten den Kassai und den Lubilasch oder Sankuru, später
den Lomami, und zogen nach der Landschaft Nyangwe, wo sie
am 5. Mai 1882 sich trennten. Or. Pogge, um nach dem
Westen zurückzukehren, Wißmann aber, um seine Reise nach
der Ostküste fortzusetzen, die er am 15. November 1882 auch
glücklich erreichte, womit der junge Offizier als erster Deutscher
die fünfte Durchquerung Afrikas vollbracht hatte.
Schon im folgenden Jahre rüstete sich der mittlerweile nach
Europa zurückgekehrte Forscher zu einer neuen Expedition nach
Mittelafrika, welche alle unsere bisherigen Anschauungen über
die Bewäsferungsverhältnissc de? südlichen Kongobeckens über den
Haufen warf. Diesnial handelte Wißmann nicht im Auftrage
der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland, sondern die inter-
nationale afrikanische Assoziation in Brüssel hatte ihn gewonnen.
Erst im Juli 1884 konnte indes die vielköpfige Expedition auf-
brechen und sich in gesonderten Abteilungen nach der portugie-
sischen Station Cassange in der Nähe des Kuango begeben. Dann
wandte er sich wieder zum Tschikapa und behielt seine alte Route
bis zum Kassai bei. Nach längeren« Verweilen beim Negerfürsten
Mukenge, dessen Hauptstadt Lubuku er am 10. November 1884
erreichte, brach er nach dem Lulua auf, an dessen linkem User
er die Station Luluaburg gründete, erforschte 1885 den Sankuru-
fluß und Len gleichnamigen See, der sich als nichts anderes
herausstellte, als der vor« Stanley entdeckte Leopoldsee, und begab
sich endlich zur Kräftigung seiner Gesundheit nach Madeira.
Schon nach kurzem Aufenthalte daselbst kehrte er nach dem Kongo
zurück, um die Erforschung des Gebietes im Nordosten des Lulua
wieder aufzunehmen. Zuerst machte er im Juli 1886 einen ver-
geblichen Vorstoß nach Osten, indem er von Luluaburg über
den Lukula nach dem Lubilasch Vordringen wollte, aber durch
die Feindseligkeit der Baluba zur Umkehr gezwungen wurde.
Sieben Monate lang blieb der kühne Reisende verschollen.
Da verlautete, daß er im besten Wohlsein Anfangs April
1887 am Tanganyikasee eingetroffen sei. Wißmann hatte im
November 1886 die Station Luluaburg wieder verlassen, war
nach dem Zuflusse des Lubi gezogen und in das unerforschte
Gebiet eingedrungen, in dem sich die Quellen des Lulongo,
Tschuapa und Lomami befinden. Hier war aber weiteres
Fortschreiten in dem sumpfigen, dichten Urwald unmöglich; er
mußte sich entschließen, nach Nyangwe und dem Tanganyika zu
gehen und gelangte von dort iin August 1887 nach Sansibar,
nachdem er somit eine zweite Durchquerung Afrikas vollbracht
hatte. Seither weilte der hochverdiente Forscher in Europa.
Seine Beteiligung an der „Emin-Expedition" kann nur mit
Freuden begrüßt werden. In jüngster Zeit wurde der Forscher
in Anerkennung seiner Verdienste zum Hauptmann befördert.
Der Schall des Walsers.
An einzelnen Stellen der Küsten von Sumatra und der
Molukken erkennen die Fischer des Nachts die Tiefe des Meeres
und die Beschaffenheit des Meeresgrundes an dem Schall, welchen
das an die Korallenriffe anschlagende Wasser erzeugt. Auf
20 Fuß oder weniger gleicht der Schall dem Prasseln des Salzes,
Las man auf glühende Kohlen wirft; auf 50 Fuß ist es das
Ticktack einer Uhr, mehr oder weniger stark, je nachdem der
Grund ausschließlich aus Korallen oder abwechselnd aus Korallen
und Schlamm oder aus Korallen und Sand gebildet wird.
Wenn der Meeresgrund nur aus Sand besteht, ist der Schall
klar und rein ; besteht er nur aus Schlamm, dann ist der Schall
dumpf und gleicht dein Summen eines Bienenschwarmes. In
finsteren Nächten richten sich die Fischer nach diesen verschiedenen
Tönen bei der Wahl ihrer Fijchplätze. Um die Schallunter-
schiede besser hören und schätzen zu können, legen sie das eine
Ende des Ruders an das Ohr, während das andere Ende ins
Wasser taucht.
Ein russischer Beamter auf dem Weg zum Bureau. Aquarelle von A. Bilderling. (S. 336.)
Illustrirte Melt.
KMpimMN, Mißmann,
der Führer der Emin Pascha-Expedilion.
Unter den jüngeren Asrikasorschern hat Hauptmann Wißmann
die Ausmerksamkeit in neuester Zeit besonders auf sich gezogen,
weil er zum Führer der wichtigen Emin Pascha-Expedition
lsiehe „Illustrirte Welt" Heft 8) gewählt worden. Nach einer
Beratung mit dem Fürsten Bismarck hat Wißmann sein
großes Unternehmen angetreten und befindet sich jetzt in Kairo.
Wir wollen nicht versäumen, unsere Leser mit dem kühnen
Forscher genauer bekannt zu machen.
Hauptmann Wißmann ist 1853 zu Frankfurt a. O. geboren,
wo sein Vater im Ncgierungskollegium als Assessor beschäftigt
war. Durch vielfache Versetzungen desselben mußte sein Sohn
die Schule ost wechseln. In Erfurt und Kiel und nach dem
frühen Tode seines Vaters 1869 in Neuruppin hat er die
Gymnasien besucht. Alsdann bezog er auf ein halbes Jahr
das Kadettencorps in Berlin. Nach bestandenem Fähnrichs-
examen trat er im mecklenburgischen Infanterieregiment Nro. 20
ein, ging nach zurückgelegter Dienstzeit zur Kriegsschule nach
Anklam und wurde Ende 1873 Secondclieutenant. Sein schon
von früh an großes Interesse an Naturwissenschaften, deren
Studium er so viel als möglich oblag, und besonders wohl
die Bekanntschaft mit Ur. Pogge, reisten in ihm den Entschluß,
sich der Afrikanischen Gesellschaft in Berlin zur Verfügung zu
stellen, und die überaus gütige Verwendung des Kriegs-
ministers brachte ihm die schnelle Gewährung seines Wunsches.
Mut und Unerschrockenheit sind Wißmann schon von klein auf
eigen gewesen; in Afrika sand er wiederholt Gelegenheit, diese
Eigenschaften an den Tag zu legen. Am 18. November 1880
reiste Wißmann als Topograph und Begleiter I)r. Pogges
mit diesem von Hamburg nach San Paolo de Loanda ab, wo
die beiden Forscher Anfangs 1881 eintrafen und alsbald die
Reise zum Muato Jamwo antraten. Gemeinsam wanderten
sie durch die Lundastaaten, im Thale des Tschikapa, über-
schritten den Kassai und den Lubilasch oder Sankuru, später
den Lomami, und zogen nach der Landschaft Nyangwe, wo sie
am 5. Mai 1882 sich trennten. Or. Pogge, um nach dem
Westen zurückzukehren, Wißmann aber, um seine Reise nach
der Ostküste fortzusetzen, die er am 15. November 1882 auch
glücklich erreichte, womit der junge Offizier als erster Deutscher
die fünfte Durchquerung Afrikas vollbracht hatte.
Schon im folgenden Jahre rüstete sich der mittlerweile nach
Europa zurückgekehrte Forscher zu einer neuen Expedition nach
Mittelafrika, welche alle unsere bisherigen Anschauungen über
die Bewäsferungsverhältnissc de? südlichen Kongobeckens über den
Haufen warf. Diesnial handelte Wißmann nicht im Auftrage
der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland, sondern die inter-
nationale afrikanische Assoziation in Brüssel hatte ihn gewonnen.
Erst im Juli 1884 konnte indes die vielköpfige Expedition auf-
brechen und sich in gesonderten Abteilungen nach der portugie-
sischen Station Cassange in der Nähe des Kuango begeben. Dann
wandte er sich wieder zum Tschikapa und behielt seine alte Route
bis zum Kassai bei. Nach längeren« Verweilen beim Negerfürsten
Mukenge, dessen Hauptstadt Lubuku er am 10. November 1884
erreichte, brach er nach dem Lulua auf, an dessen linkem User
er die Station Luluaburg gründete, erforschte 1885 den Sankuru-
fluß und Len gleichnamigen See, der sich als nichts anderes
herausstellte, als der vor« Stanley entdeckte Leopoldsee, und begab
sich endlich zur Kräftigung seiner Gesundheit nach Madeira.
Schon nach kurzem Aufenthalte daselbst kehrte er nach dem Kongo
zurück, um die Erforschung des Gebietes im Nordosten des Lulua
wieder aufzunehmen. Zuerst machte er im Juli 1886 einen ver-
geblichen Vorstoß nach Osten, indem er von Luluaburg über
den Lukula nach dem Lubilasch Vordringen wollte, aber durch
die Feindseligkeit der Baluba zur Umkehr gezwungen wurde.
Sieben Monate lang blieb der kühne Reisende verschollen.
Da verlautete, daß er im besten Wohlsein Anfangs April
1887 am Tanganyikasee eingetroffen sei. Wißmann hatte im
November 1886 die Station Luluaburg wieder verlassen, war
nach dem Zuflusse des Lubi gezogen und in das unerforschte
Gebiet eingedrungen, in dem sich die Quellen des Lulongo,
Tschuapa und Lomami befinden. Hier war aber weiteres
Fortschreiten in dem sumpfigen, dichten Urwald unmöglich; er
mußte sich entschließen, nach Nyangwe und dem Tanganyika zu
gehen und gelangte von dort iin August 1887 nach Sansibar,
nachdem er somit eine zweite Durchquerung Afrikas vollbracht
hatte. Seither weilte der hochverdiente Forscher in Europa.
Seine Beteiligung an der „Emin-Expedition" kann nur mit
Freuden begrüßt werden. In jüngster Zeit wurde der Forscher
in Anerkennung seiner Verdienste zum Hauptmann befördert.
Der Schall des Walsers.
An einzelnen Stellen der Küsten von Sumatra und der
Molukken erkennen die Fischer des Nachts die Tiefe des Meeres
und die Beschaffenheit des Meeresgrundes an dem Schall, welchen
das an die Korallenriffe anschlagende Wasser erzeugt. Auf
20 Fuß oder weniger gleicht der Schall dem Prasseln des Salzes,
Las man auf glühende Kohlen wirft; auf 50 Fuß ist es das
Ticktack einer Uhr, mehr oder weniger stark, je nachdem der
Grund ausschließlich aus Korallen oder abwechselnd aus Korallen
und Schlamm oder aus Korallen und Sand gebildet wird.
Wenn der Meeresgrund nur aus Sand besteht, ist der Schall
klar und rein ; besteht er nur aus Schlamm, dann ist der Schall
dumpf und gleicht dein Summen eines Bienenschwarmes. In
finsteren Nächten richten sich die Fischer nach diesen verschiedenen
Tönen bei der Wahl ihrer Fijchplätze. Um die Schallunter-
schiede besser hören und schätzen zu können, legen sie das eine
Ende des Ruders an das Ohr, während das andere Ende ins
Wasser taucht.
Ein russischer Beamter auf dem Weg zum Bureau. Aquarelle von A. Bilderling. (S. 336.)