Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

DOI Heft:
VIII. 1
DOI Artikel:
Freud, Sigmund: Traum und Telepathie: Vortrag in der Wiener psychoanalytischen Vereinigung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0013

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Traum und Teiepathie

3

des und es wäre doch so unerwünsAt, wenn mein Traum gerade
mit diesem Ereignis zusammenträfe. Aber der näAste Brief aus
Engiand zerstreute diese Befürchtung. Für ade diejenigen, weiche
um die Wunschtheorie des Traumes besorgt sind, will ich die be-
ruhigende Versicherung eins Aalten, daß es der Analyse nicht sAwer
geworden ist, auch für diese Todesträume die zu vermutenden un-
bewußten Motive aufzudedcen.
Unterbrechen Sie mich jetzt niAt mit dem Einwand, daß
solAe Mitteilungen wertlos sind, weil negative Erfahrungen hier so
wenig, wie auf anderen minder okkulten Gebieten, irgend etwas
beweisen können. IA weiß das auA selbst und habe diese Bei-
spiele auA gar niAt in der AbsiAt angeführt, um einen Beweis zu
geben oder eine bestimmte Einstellung bei Ihnen zu ersAleiAen.
Idi wollte nur die BinsAränkung meines Materials reAtfertigen.
Bedeutsamer ersAeint mir allerdings eine andere TatsaAe, daß
iA nämliA während meiner ungefähr siebenundzwanzigjährigen
Tätigkeit als Analytiker niemals in die Lage gekommen bin, bei
einem meiner Patienten einen riAtigen telepathisAen Traum mitzu=-
erleben. Die MensAen, an denen iA arbeitete, waren doA eine
gute Sammlung von sAwer neuropathisAen und xAoAsensitiven-x
Naturen,- viele unter ihnen haben mir die merkwürdigsten Vor-
kommnisse aus ihrem früheren Leben erzählt, auf die sie ihren
Glauben an geheimnisvolle okkulte Einflüsse stützten. Ereignisse
wie Unfälle, Erkrankungen naher Angehöriger, insbesondere Todes^
fälle eines Elternteiles, haben siA während der Kur oft genug zu-
getragen und dieselbe unterbroAen, aber niAt ein einziges Mal
versAafften mir diese ihrem Wesen naA so geeigneten Zufälle die
Gelegenheit, eines telepathisAen Traumes habhaft zu werden, ob-
wohl die Kur siA über halbe, ganze Jahre und eine Mehrzahl
von Jahren ausdehnte. Um die Erklärung dieser TatsaAe, die
wiederum eine BinsAränkung meines Materials mit siA bringt,
möge siA bemühen, wer immer will. Sie werden sehen, daß sie
selbst für den Inhalt meiner Mitteilung niAt in BetraAt kommt.
Ebensowenig kann miA die Frage in Verlegenheit bringen,
warum iA niAt aus der reiAen Fülle der in der Literatur nieder^
gelegten telepathisAen Träume gesAöpft habe. IA hätte niAt
lange zu suAen gehabt, da mir die VeröffentliAungen der eng^
lisAen wie der amerikanisAen Society for PsyAica! ResearA als
deren Mitglied zu Gebote stehen. In alt diesen Mitteilungen wird

1*
 
Annotationen