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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 1
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Freud, Sigmund: Traum und Telepathie: Vortrag in der Wiener psychoanalytischen Vereinigung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0014

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Sigm. Freud

eine analytische Würdigung* der Träume, wie sie uns in erster
Linie interessieren muß, niemals versudith Anderseits werden Sie
bald einsehen, daß den Absichten dieser Mitteilung auch durch
ein einziges Traumbeispiel Genüge geleistet wird.
Mein Material besteht also einzig und allein aus zwei Be^
richten, die ich von Korrespondenten aus Deutschland erhalten
habe. Die Betreffenden sind mir persönlich nicht bekannt, sie
geben aber Namen und Wohnort an,- ich habe nicht den minder
sten Grund an eine irreführende Absicht der Schreiber zu glauben.
I. Mit dem einen der beiden stand ich schon früher in Brief-
verkehr,- er war so liebenswürdig, mir, wie es auch viele andere
Leser tun, Beoba&tungen aus dem Alltagsleben und ähnliches
mitzuteilen. Diesmal stellt der offenbar gebildete und intelligente
Mann mir sein Material ausdrücklich zur Verfügung, wenn ich es
»literarisch verwerten^ wollte.
Sein Brief lautet:
^Nachstehenden Traum halte ich für interessant genug, um ihn Ihnen
afs Material für Ihre Studien zu liefern.
Vorausschidcen muß ich: Meine Tochter, die in Berlin verheiratet ist,
erwartet Mitte Dezember d. J. ihre erste Niederkunft. Ich beabsiAtige, mit
meiner (zweiten) Frau, der Stiefmutter meiner To Ater, um diese Zeit naA Berfin
zu fahren. In der NaAt vom 16. auf 17. November träume iA, und zwar so
lebhaft und ansAauliA wie sonst nie, daß meine Frau Zwillinge geboren hat.
IA sehe die beiden präAtig aussAauenden Kinder mit ihren roten Pausba&en
deutfiA nebeneinander in ihrem Bettdren liegen, das GesAfeAt steife iA niAt
fest, das eine mit semmelblondem Haar trägt deutiiA meine Züge, gemisAt
mit Zügen meiner Frau, das andere mit kastanienbraunem Haar, trägt deutfiA
die Züge meiner Frau, gemisAt mit Zügen von mir. IA sage zu meiner Frau,
die rotblondes Haar hat, wahrsAeinfiA wird das kastanienbraune Haar »deines*
Kindes später auA rot werden. Meine Frau gibt den Kindern die Brust. Sie
hatte in einer WasAsAüssef Marmelade gekoAt (auA Traum) und beide Kinder
klettern auf affen vieren in der SAüssef herum und fe&en sie aus.
Dies der Traum. Vier- oder fünfmaf bin iA dabei hafb erwaAt, frage
miA, ob es wahr ist, daß wir Zwiffinge bekommen haben, komme aber doA niAt
mit voffer SiAerheit zu dem Ergebnis, daß iA nur geträumt habe. Der Traum dauert
bis zum ErwaAen und audi danaA dauert es eine Weife, bis iA mir über die
Wahrheit kfar geworden bin. Beim Kaffee erzähfe iA meiner Frau den Traum,
der sie sehr befustigt. Sie meint: Ifse (meine To Ater) wird doA niAt etwa
* In zwei SAriften des oben genannten Autors W. Stekef (»Der tefe^
pathisAe Traum*, Berfin, ohne Jahreszahf und »Die SpraAe des Traumes*,
zweite Auffage 1922) finden sich wenigstens Ansätze zur Anwendung der
anafytisAen TeAnik auf angebfiA tefepathisAe Träume. Der Autor bekennt
siA zum Gfauben an die Reafität der Tefepathie.
 
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