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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

DOI issue:
VIII. 1
DOI article:
Freud, Sigmund: Traum und Telepathie: Vortrag in der Wiener psychoanalytischen Vereinigung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0032

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22

Sigm. Freud

sie kann auA unser analytisAes Verständnis des Traumes niAt
vertiefen. Im Gegenteil kann die PsyAoanalyse das Studium der
Telepathie fördern, indem sie mit Hiife ihrer Deutungen manAe
UnbegreifliAkeiten der telepathisAen Phänomene unserem Ver-
ständnis näher bringt, oder von anderen, noA zweifelhaften
Phänomenen erst naAweist, daß sie telepathisAer Natur sind.
Was von dem AnsAein einer innigen Beziehung zwisAen
Telepathie und Traum übrig bleibt, ist die unbestrittene Begün*
stigung der Telepathie durA den SAlafzustand. Dieser ist zwar
keine unumgängliAe Bedingung für das Zustandekommen tele^
pathisAer Vorgänge, — beruhen sie nun aufBotsAaften oder auf
unbewußter Leistung. Wenn Sie dies noA niAt wissen sollten,
so muß das Beispiel unseres zweiten Palles, in dem der Junge
siA zwisAen neun und zehn Uhr vormittags anmeldet, es Sie
lehren. Aber wir müssen doA sagen, man hat kein ReAt, tele-
pathisAe BeobaAtungen darum zu beanständen, weil Ereignis
und Ahnung (oder BotsAaft) niAt zur gleiAen astronomisAen
Zeit vorgefallen sind. Von der telepathisAen BotsAaft ist es sehr
wohl denkbar, daß sie gleiAzeitig mit dem Ereignis eintrifft und
doA erst während des SAlafzustandes der näAsten NaAt —
oder selbst im WaAleben erst naA einer Weile, während einer
Pause der aktiven Geistestätigkeit — vom Bewußtsein wahrge^
nommen wird. Wir sind ja auA der Meinung, daß die Trauma
bildung niAt notwendigerweise erst mit dem Einsetzen des
SAlafzustandes beginnt. Die latenten Traumgedanken mögen oft
den ganzen Tag über vorbereitet worden sein, bis sie zur NaAt-
zeit den AnsAluß an den unbewußten WunsA hnden, der sie
zum Traum umbildet. Wenn das telepathisAe Phänomen aber
nur eine Leistung des Unbewußten ist, dann liegt ja kein neues
Problem vor. Die Anwendung der Gesetze des unbewußten
Seelenlebens verstünde siA dann für die Telepathie von selbst.
Habe iA bei Ihnen den Eindruck erwe&t, daß iA für die
Realität der Telepathie im okkulten Sinne verste&t Partei nehmen
will? Idi würde es sehr bedauern, daß es so sAwer ist, solAen
Eindruck zu vermeiden. Denn iA wollte wirkliA voll unparteiisA
sein. IA habe auA allen Grund dazu, denn iA habe kein Urteil,
iA weiß niAts darüber.
 
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