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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 1
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Pfister, Oskar Robert: Die primären Gefühle als Bedingungen der höchsten Geistesfunktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0057

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Die primären Gefühle als Bedingungen der höchsten Geistesfunktionen 47

Psychologie werden? Dann hele sie seihst in einen Abgrund.
Eine sachliche Erledigung des Gegenstandes läßt sich nur gewinnen
hei Anwendung des Verfahrens, das die Gegner so leidenschaftlich
ablehnen. Um aber ihrer Einrede zu entgehen, daß dann meine
Worte für sie in den Wind gesprochen seien, nehme ich meinen Aus"
gangspunlct bei Tatsachen, die sie selbst in ihrer Umgebung auF
suchen können, da sie sich so oder anders ja stets wiederholen. Dann
werden die Opponenten sich die Frage vorlegen müssen, ob eine
andere Erklärung, als Freud sie gibt, mögliA sei, oder ob nicht
vielmehr die TatsaAen selber die psychoanalytische Interpretation
beweisen.
IA sAildere zunäAst einige Fälle, in denen tatsäAliA die Ver-
drängung der primären Triebe die Entfaltung der höAsten geistigen
Fähigkeiten teils verhinderte, teils in die Tiefe riß. NatürliA handelt
es siA hier für uns niAt um vollständige Analysen, sondern um
kurze Auszüge derjenigen Merkmale, die für unser Thema ent"
sAeidend sind.
1. Ein Mitte der Dreißigerjahre stehender Gelehrter leidet an
sAwerer Gemütsverödung. Unter Tränen beriAteter, wie ihm alle
Werte versunken seien, zuletzt auA die Freude am wissensAaft"
liAen ForsAen, das ihm hohe Anerkennung und außergewöhnliAe
äußere Erfolge eingetragen hatte. Seit ihm die MensAen niAts mehr
sind, können ihm auA Ehre und Ruhm niAts mehr bieten, und die
wissensAaftliAe Arbeit als Selbstzweck läßt ihn kalt. Neid auf
MensAen, die in ihrer sozialen Betätigung oder ihrem religiösen
Wandel glüAliA sind, SehnsuAt naA begeisternden Idealen, SAmerz
über die trostlose Leerheit seiner inneren Verfassung erfüllen ihn.
Während hypnotisAer VersuAe tauAt folgendePhantasie auf:
»IA sehe miA als kleines Kind na&t daliegen, aus meinem Unter"
leib steigt Feuer auf, die Mutter lösAt es aber sogleiA wieder. Ein
Riese liegt über einem GraAt (in ein Häuserquartier vorspringender
Hafen),- die Beine liegen über den Straßen, die den GraAt einfassen,
aus dem Wasser, zwisAen den Beinen, ragt ein riesiger Baum,- wie
dieser zu brennen beginnt, eilen von allen Seiten Feuerspritzen
herbei und lösAen die Flammenc \
Bei der Einstellung der Phantasien bekennt der Analysand:
Was hier besArieben ist, enthält die Tragödie meines Lebens. Von
* Da ich ausnahmsweise nicht nachstenographierte, kann ich den Wortlaut
niAt verbürgen, was aber niAts sAadet.
 
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