Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

DOI Heft:
VIII. 1
DOI Artikel:
Groddeck, Georg: Der Symbolisierungszwang
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0078

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

Georg GroddeA

den Kopf zertreten und du wirst ihn in die Ferse steAen.m Das
ist die Symbolik des Liebeskampfes, das Zertreten des Kopfes ist
die Erschlaffung des Gliedes nach Erektion und Ejakulation und
der Fersenstidi, der in unsern Ammenmärchen als StorAenbiß fort-
lebt, die Entbindung,- im Fluch des Weibes ist die Erläuterung
dazu gegeben. Der Acker, den Adam im Schweiße seines Ange-
sichts bebauen soll, der ihm Dornen und Disteln trägt, dieses Feld,
davon er genommen ist, ist das Weib, dessen Stimme er ge-
horAt hat.
Eine solche Häufung der Symbole läßt sich kaum auf einen
künstlerischen Plan zurückführen. IA glaube sAon hier sagen zu
dürfen, daß die Symbole nicht willkürlich vom Di Ater in sein Werk
hineingelegt werden, wenigstens niAt immer. Wo aber stammen sie
her, was sind sie, und wenn sie niAt ersonnene Arbeit des Men-
sAen sind, wie kommen sie in sein Werk hinein? Eine Antwort
läßt siA, wenn sie überhaupt mögliA ist, nur finden, wenn man
naAsieht, wie Symbole in der DiAtung verwendet werden. IA
wähle das MärAen von SAneewittAen als Beispiel und will ver-
suAen, einfaA die na&ten Symbole nebeneinander zu stellen.
Eine Frau stirbt bei der Geburt einer ToAter. Die ToAter
ist das Symbol der weibliAen SAamteile, auf die die BesAreibung
von SAneewittAens Äußerem paßt,- weiß wie SAnee ist der Leib,
rot wie Blut der GesAleAtsteil selbst, sAwarz wie Ebenholz die
Behaarung,- das Weiß betont außerdem die Unberührtheit des
Organs. Die Geburt ist das Gebären der GesAleAtsreife, das Ein-
treten in das mannbare Alter, das Blut im SAnee die erste Periode,
der SAnitt in den Finger deutet an, daß die Periode eAt kindliA
als Folge der Kastration aufgefaßt ist. Die Mannbarkeit bedingt,
da sie eine Kastrationsstrafe ist, eine Veränderung des zärtliAen
Verhältnisses zwisAen Mutter und ToAter, Weib und GesAleAts-
teil, die Mutter wird zur Stiefmutter, die dem SAneewittAen —
ihrem SAamtei! — feindliA gegenüber steht, es aus doppeltem
Grund, aus Begierde naA Entjungferung und aus SAam über diese
Begierde mitsamt ihrer UnsAuld und SAönheit töten lassen will.
Das BesAauen im Spiegel ist wohl wörtliA zu nehmen,- siA na&t
im Spiegel zu betraAten und dabei die GesAleAtsteile anzusehen
ist eine überall geübte Gewohnheit des MädAens. Das BesAauen
im Spiegel ist aber gleiAzeitig ein Symbol der Onanie, die den
WunsA naA dem wirkliAen Verkehr mit dem Manne nahelegt.
 
Annotationen