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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0106

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Bü&er

HeimliAkeit^ doA mitteilt {S. 51). Wir sehen nun, daß der Verfasser
beinahe vollkommen auf psychoanalytischem Boden steht, nur sagt er es
ein wenig anders. Erstens erklärt er das Tabu aus der Verdrängung,
dann die Metapher {Symbol) aus dem Tabu. Nur der topische Gesichts^
punkt geht ihm ab,- dafür ist ja aber ex dehnitione die Matapher eine
Art Symbolbildung im Bewußtsein.
Da es sidi hier nur um ein Referat handelt und niAt um eine alL
gemeine Theorie der Symbolbildung, wollen wir die Frage nicht erörtern,
ob Metapher oder Symbol die primitivere Stufe darstellt. Immerhin können
wir uns die Entwi&lungsreihe sehr gut so vorsteilen, daß zuerst eine Br^
satzhandlung, d. h. die Verschiebbarkeit der motorischen Reaktion {wenn
die ürreaktion vor einem Widerstande weichen mußte) da war, diese dann
auch in der Abwesenheit des Objektes {oder an einem Brsatzobjekt) zur
Entladung gelangt, d. h. zum Ritus {Symptomhandlung) wurde, welAer
wiederum im Unbewußten eine Spur hinterließ. Wird nun eine Vor-
Stellung vom System Bewußtsein abgehalten, so regrediert sie auf diese
unbewußte Spur, die eben sowohl von der Ur= wie auch von den
Ersatzreaktionen gebahnt ist. Demnach ist die Vorstellung hier in einem
Komplex enthalten, von dem sie nur einen Teil bildet,- der andere Teil
{Ersatzreaktion) gelangt nun in das System Bewußtsein und vertritt dort
die Stelle des Urinhaltes. Bei der bewußten Symbolik {Metapher) wird
eben der ganze Vorgang {Symbol und Verdrängung) bewußt, man weiß,
was man sagen will, und auA, daß man es niAtwill. Wenn das SAema
Flu At=Verdrängung^ Verurteilung aufreAterhalten werden soll, so müssen
wir in der Metapher dem Symbol gegenüber jedenfalls eine sekundäre Er^-
sAeinung erbli&en. Übrigens maAt der Verfasser auA reAt treffende Be-
merkungen zum Verhältnis zwisAen FluAt und Verdrängung. Die primL
tivsten der Naturvölker {gemeint sind Aäta, Toala, Wedda und ähnliAe)
sollen angebliA die Lüge {Methapherbildung, Symbolik) niAt kennen. ^Da
diese Völker ihre FurAt sofort motorisA abreagieren — sagt der Ver-
fasser —, vermögen sie auA niAt jene primäre Form der Lüge zu ent-
wi&eln, die in einer Hemmung besteht^ {S. 50). HoffentliA wird der Ver-
fasser niAt auf dem halben Weg zur PsyAoanalyse stehen bleiben, aller-
dings leistet er auA so Bedeutendes. Setzen wir noA hinzu, daß im BuA
ein reiAes Material, insbesondere zur Sexualsymbolik der Naturvölker,
enthalten ist, dann glauben wir, daß es siA wohl jeder Analytiker ange*
legen sein lassen wird, auA das Original heranzuziehen. Röheim.
 
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