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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 4
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Radó, Sándor: Die Wege der Naturforschung im Lichte der Psychoanalyse
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0412

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402

Dr. Sandor Rado

daß eine solAe EntwiAlung der Dinge uns ade überrasAt, viel*
leiAt sogar mit merkliAem Unbehagen erfüllt, die wir der physi-
kalischen Forschung so ferne stehen. Wir wußten bisher, daß der
Satz vom Determinismus einen der Grundpfeiler biidet, auf denen
sich die gesamte Naturwissenschaft aufbaut/ welche ungeahnten
Erfolge seine konsequente Durchführung für die Psychologie Freuds
ergeben hat, das muß in diesem Kreise nicht erörtert werden.
Unser ganzes wissensAaftliAes Denken ist fürwahr so innig mit
der Idee des Determinismus verwachsen, daß wir uns ohne sie
überhaupt keine Wissenschaft vorstellen können. Und doA liegt
eine große Anzahl von Tatsachen vor, die uns mit zweifelloser
Sicherheit beweisen, daß diese Zuversicht gar nicht begründet war
und die Forschung ruhig ihren Fortgang nehmen kann, trotzdem
man den Boden der Kausalität verlassen hat.
IA will Ihnen diese Verhältnisse in gedrängtester Kürze an
einem Beispiele veransAauliAen, das iA einem Vortrage des be-
kannten Mathematikers v. Mises entnehme (l.cT Wir müssen uns
dazu in das Gebiet der MeAanik begeben, die durA ihren streng
kausalen Aufbau allen physikalisAen Disziplinen zum Vorbilde
dient. Die sogenannte »meAanisAe Weltauffassungn verlangt sogar,
daß die WissensAaft das Ganze der ErsAeinungswelt als meAa-
nisAes Phänomen erfasse. Wir wollen nun sehen, ob die so hoff-
nungs-und anspruAsvolle MeAanik zumindest ihre eigene Domäne,
die BewegungsersAeinungen, mit ihren kausalen Methoden souverän
beherrsAt.
Sie kennen das GaltonsAe Brett aus seiner Verwendung
als Tivoli-Spiel. An diesem Brette sind über die ganze FläAe hin
in gleiAen Abständen reihenweise Nägel angebraAt, zwisAen
denen kreisrunde SAeibAen herabfallen, deren Größe genau der
Nägeldistanz entspriAt. Lassen wir aus einer Zelle der obersten
Reihe SAeibAen in größerer Anzahl fallen, und fragen wir den
FaAmann, in welAer Verteilung naA den Lehrsätzen der klassisAen
MeAanik die SAeibAen in der untersten Reihe ankommen. Nun,
er kann unsere Frage niAt beantworten, obwohl sie eine banale
BewegungsersAeinung greifbarer Massen betrifft. »Das Ergebnis
dieses Vorganges-^ — versiAert uns Mises — »läßt siA aus den
Sätzen der klassisAen MeAanik in keiner Weise folgern, ja es
fehlt uns jede Vorstellung davon, wie eine solAe Ableitung aus-
sehen könnte.^ Der MeAaniker kann die Aufgabe idealisieren.
 
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