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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

DOI issue:
VIII. 4
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Winterstein, Alfred von: Zur Entstehungsgeschichte der griechischen Tragödie
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0451

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^t.ur Entstehungsgeschi&te der grieAisAen Tragödie

44!

leitung aus narrupt^o^ niAt bereAtigt ersAeint, und fassen zu-
näAst den Dithyrambus ins Auge. Von vornherein kann niAt
entsAieden werden, ob Aristoteies an den Dithyrambus seiner
Zeit, der eigentkA die Chorlyrik umfaßte und ein mimetisAes
Element aufwies, oder an eine frühere Kunstform daAte. Im
HinbliA auf die TatsaAe, daß die AorisAen Tei!e offenbar eine
um so größere Rohe spielen, je älter die Tragödien sind, moAte
es eine etwas allgemeine, sAwäAliAe Wahrheit sein, wenn
Aristoteles verkündigte, daß der Keim der Tragödie im Auf"
treten der Vorsänger bei derartigen Dithyramben lag. An-
spreAender ist wohl die Vermutung, daß er an eine speziell
Aarakterisierte, ursprüngliAe Form des Dithyrambus anknüpfte,
wie sie die Verse des ArAiloAos^ erraten lassen:
oMa dn9dpa;t.^or', oIT'&j cvyKepawmtMg
Es ist ja auA bemerkenswert, daß der im siebenten Jahr* *
hunderte lebende DiAter den nämliAen, ansAeinend herkömmliAen
AusdruA g$dp/egy dt^dpct^or' wie Aristoteles gebrauAte,- zudem
würde die Beziehung auf den dionysisAen Dithyrambus mit dem
sonstigen Zusammenhänge zwisAen Tragödie und Dionysos-
kult übereinstimmen. Dieser ältere Dithyrambus, bei dem das
DramatisA=MimetisAe höAstens im Keime entwi&elt war, erhielt
seine kunstmäßige Form durA Arion ^ im siebenten und seAsten
Jahrhundert v. Chr., muß aber sAon vorher als ungefüge Im*
provisation bestanden haben. Über seinen ursprüngliAen Charakter
sind wohl nur Vermutungen erlaubt. SiAerliA handelte es siA um
ein Chorlied im grieAisAen Sinne mit einem e^dp^aw als Vor-
sänger, zur Flöte gesungen von einer SAar trinkfroher Verehrer des
Gottes. Wenn wir in BetraAt ziehen, daß Arion und ArAiloAus
der Urbevölkerung angehörten und eine VerwandtsAaft zwisAen
dieser und den dunkelhaarigen Thrakern behauptet wird, 3 dürfen
wir die Entstehung eines derartigen lyrisAen Gesanges auf den
thrakisAen Gott Dionysos in eine sehr frühe Zeit verlegen. Ge-
stützt auf die Ergebnisse der PsyAoanalyse, werden wir im
t Fragm. 77. Bergk.'
* Suidas s. v. Arion: eroeveyxerv e^erpa Aeyovray. Ibid:
rpaytxoü rpojtov evpcujg.
^ Ridgeway: The Origin of Tragedy. Cambridge 1910. P. 5. — Die
F!öte ist ein ungrieAisAes Instrument, das dem Dionysoskutt seit jeher angchört.
 
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