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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Kühn, Paul: Das Neue Leipziger Künstler-Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0058

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Pas neue Leipziger Künstler-Haus.

| it der Erbauung eines Künstler-Hauses
E in Leipzig ist ein langjähriger Wunsch
der Leipziger Künstlerschaft, ein äusseres,
sichtbares Zeichen ihrer Zusammen-
^ gehörigkeit zu besitzen, in Erfüllung
gegangen. Auf einem 1600 Quadrat-
—1 meter umfassenden Baugrund an der
°se- und Zentralstrasse erhebt sich der schöne Bau, in dem
sein Erbauer, der Architekt Drechsler, moderne Stilgedanken
und zwar nicht nur in Bezug auf die Aussen-Architektur,
ern auch auf die Innen-Architektur bis auf die ornamen-
«1 und kunstgewerblichen Details durchgeführt hat. Diese
j onse<luenz in der Durchführung des modernen Stiles ist für
^.eipzig etwas Neues und gereicht dem jungen, hochbegabten
erst Wagemuti&en Künstler zur Ehre. Natürlich hat er auch
tlr - fc • Anfeindung erfahren, da in Leipzig trotz der Bau-
atigkeit Licht's immer noch die Nachahmung des Alten,
ein mehr oder weniger glücklicher Ekleküzismus die Herrschaft
Arch' DleSelbe Bedeutung, die das Künstler-Haus für die
für 'te^tUr ^e'Pz'gs haben kann, erwartet man von ihm auch
w' v Förderung des gesamten Kunstlebens. Bei der Ein-
ung des Hauses, die am 27. Oktober unter Teilnahme der
städtischen und staatlichen Behörden, sowie der Universität
stattfand, gaD der Oberbürgermeister Dr. Tröndlin in seiner
dae^russungsrede dieser Ueberzeugung Ausdruck. Man hofft,
^■ss durch diesen sichtbaren Zusammenschluss der bildenden
würd^61" Fuk^kum beständig darauf aufmerksam gemacht
e, dass in Leipzig doch eine ganz stattliche Zahl bildender
unstier ansässig und thätig sei. Alle, denen an einer Kunst-
ohn^V" Fe'pzig gelegen ist, und die unermüdlich und nicht
dass r dafür wirken, erwarten auf das bestimmteste,
sich nun endlich in der Stadt Klingers das arme

1901. HJ.!.

Aschenputtel »bildende Kunst« neben der glänzenden, ver-
wöhnten und stolzen Schwester Musica sehen lassen darf.

Was die Grundriss - Disposition des Hauses betrifft, so
muss man sie als unbedingt mustergültig bezeichnen. Die
Form des Bauplatzes war nichts weniger als günstig; nach
der Bosestrasse gestattete er nur eine Frontbreite von 8,50 m
und nach der Zentralstrasse mündete er in einen langen Gang.
Um so höher ist das Verdienst des Architekten anzuschlagen,
dem es gelang, nicht nur allen praktischen Forderungen, die
nicht gering waren, gerecht zu werden und den Bau mög-
lichst nutzbringend zu gestalten, sondern auch ein Künstler-
Haus zu schaffen, das in seiner einfachen und klaren archi-
tektonischen Bildung, der kräftigen Gliederung des Aufrisses,
der sich durch eine reizvolle Vereinigung gerader und ge-
schwungener Linien karakterisiert, die gesunden Bestrebungen
der modernen Architektur aufs Beste verkörpert.

Das Leipziger Künstler - Haus ist ein Nutzbau, kein
Prunkbau wie das Münchener Künstler-Haus, das, wie es
scheint, mehr zum Ansehen als zum Abhalten froher Feste
geeignet ist. Unser Architekt musste ausser den Vereins-
und Ausstellungsräumen, dem grossen Festsaal, Speisesaal
und den Wirtschaftsräumen, dem Restaurant usw., noch eine
grosse Zahl von Ateliers, teils mit Wohnungen schaffen. Der
ganze Gebäudekomplex umschliesst einen Hof; die einzelnen
Räumlichkeiten stehen mit einander in Verbindung, so dass
man auf den inneren Gängen das Ganze durchschreiten kann
und für Abhaltung grosser festlicher Veranstaltungen, z. B. für
das Kostümfest Leipziger Künstler und Schriftsteller im kom-
menden März, stattliche Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.

Entsprechend der verhältnismässig geringen Summe von
350000 Mark, die zur Verfügung stand, musste der Architekt
bestrebt sein, mit möglichst einfachen Mitteln künstlerische
 
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