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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Der Ausstellungs-Palast der Pariser
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Höpfner, Hugo: Etwas über die Wohnlichkeit, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0068

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Seite 54

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

März-Heft.

an den Mann als der Künstler,
dem die obrigkeitliche Anerkennung
fehlt. Infolgedessen wird der Vor-
schlag, die Medaillen abzuschaffen,
sicherlich auf grossen Widerspruch
stossen, und ich zweifle nicht, dass
man auf seine Ausführung ver-
zichten wird. (Frankfurter Zeitung.)

Charles Plumet, Paris.

Mod. Wohnhaus an der Avenue Malakoff; Haupt-Eingang und Balkon.

tern, will er die Medaillen abschaffen und somit der Societe
nationale entgegenkommen, die ihrerseits keine Medaillen
giebt. Der Vorschlag ist sehr vernünftig, denn nichts wieder-
steht der wahren Kunst mehr als die bald lächerliche, bald
widerliche Jagd auf Medaillen, die uns der Salon alljährlich
zeigt, aber es kommt mir nicht wahrscheinlich vor, dass man
sich dazu entschliessen kann, mit diesem nichtssagenden Tand
wirklich aufzuräumen. Vernünftige und in die Verhältnisse
eingeweihte Leute wissen freilich, dass eine Medaille im Salon
das Talent des so Ausgezeichneten ebensowenig beweist, wie
das rote Bändchen im Knopfloch einen besonders verdienst-
vollen Mann ankündet, oder wie der Doktor-Titel auf grosse
Gelehrsamkeit schliessen lässt, aber für die grosse Menge hat
all das doch seine Bedeutung, und so mancher brave Bürgers-
mann, der seine Frau oder Tochter in Oel setzen lässt, sieht
in der Medaille des Salons eine Garantie der Vortrefflichkeit
der ihm gelieferten Ware. Die Medaille hat also einen gewissen
Marktwert, und der Medaillierte bringt seine Arbeiten leichter

ejwas über pie

VOHNLICHKJEIT.

linoleum in den Zimmern ist das
*—> einzig Richtige, Teppiche will
kein Mensch mehr, diese Bakterien-
brutnester sind jetzt für alle Zeiten
verpönt — sonst ist es hier ganz
nett«, sagte neulich eine befreundete
Dame, als sie unser »En-tous-cas-
Zimmer«, einen molligen, mit Tep-
pichen und Fellen belegten kleinen
Raum betrat. Die gute Frau über-
sah dabei ganz, dass das Gemüt-
liche, oder wie sie sich ausdrückte,
Nette, eben durch Teppiche und
Felle hervorgebracht wurde. Aber
sie musste es natürlich besser wissen,
denn sie hatte in der Frauen-Zeitung
gelesen: »Fort mit den Teppichen«.

Keine Teppiche, keine Portieren,
keine schweren Vorhänge, helle
Möbel, helle Stoffe, helle Gardinen,
alles einfach und praktisch, sind die
Schlagworte, die man jetzt viel hört,
und die auch in Bezug auf die jahre-
lang aufgehäuften kunstgewerb-
lichen Ungeheuerlichkeiten einer
missratenen Massen-Industrie ihre
Berechtigung haben. Aber nur
nicht gleich das Kind mit dem Bade
ausschütten, nur nicht gleich modern
sein wollen ohne Verständnis, sonst
kann etwas Nettes dabei nicht
herauskommen. Ein Beispiel hierzu.

Kürzlich kommt ein befreun-
deter Herr zu mir, erzählt freude-
strahlend, dass sein Hauswirt ihm
ein Zimmer frisch tapezieren lassen will und bittet mich, mit-
zukommen, eine Tapete auszusuchen. Ich sträubte mich mit
Händen und Füssen dagegen und versuchte ihm zu erklären,
dass ich nicht so ohne weiteres eine passende Tapete aussuchen
könne, da auf eine Menge Sachen Rücksicht genommen
werden müsse, so auf den Anstrich der Thüren, auf die Farbe
des Plafond, auf die Möbel usw., aber er liess mich nicht los,
seine Frau hätte gesagt, ich solle die Tapete aussuchen, ich
hätte Geschmack. Was blieb mir übrig, wenn ich nicht
unhöflich sein wollte, als mitzugehen. Der Händler hatte von
dem Hausbesitzer Instruktion, dass die Tapete nicht über
40 Pf. pro Rolle kosten dürfe und so waren denn unter den
60 bis 80 Tapeten, die in Bezug auf den Kostenpunkt in
Frage kommen konnten, nur zwei Muster, die ich mit gutem
Gewissen empfehlen konnte. Das eine, eine Renaissance-
Stoff-Imitation mit Goldgrund, ruhig, bedeckt im Effekt, riet
ich zu nehmen, da sie am besten zu der dunklen Zimmer-
Einrichtung passte und worauf, was ich mir dachte, die ver-
 
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