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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Schölermann, Wilhelm: Rand-Glossen zum Kunsterziehungs-Tag in Dresden: 28. und 29. Sept. 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0225

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Seite 194.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

November-Heft.

Chr. Seebach—München und W. Martin—Zürich.

Entwurf aus dem Wettbewerbe: Wohnhaus eines Kunst-Freundes.

Führich, Schnorrs Bilderbibel, Spechters Fabeln, Ludwig Richter,
der Unvergleichliche, waren alle da. Natürlich auch Wilhelm
Busch, Oscar Pletsch und der Tier - Struwelpeter von Fedor
Flinzer und Jul. Lohmeyer. Paul Konewka, gewiss einer unserer
genialsten Silhouetten-Künstler, war mit seinem Schwarzen
Peter vertreten. Für den jungen Nachwuchs in Preussen kann
ich mir übrigens kaum etwas Besseres denken, als die von Carl
Röchling und Woldemar Friedrich herausgegebenen, vater-
ländisch im guten Sinne gehaltenen Bücher vom »Alten Fritz«
und von der Königin Luise. Unter den Neueren sind Kreidolfs
Fitzebutze (in dem, wie bei seinem Blumen-Märchen, die Ver-
menschlichung der Pflanzenwelt das Wertvollste bleibt) und
der Jungbrunnen von Fischer und Franke hervorzuheben.

Die meisten englischen Kinder-Bücher sind ja gut bekannt
bei uns. Ich möchte daneben auch einigen guten Holländern
und Skandinaven das Wort reden, unter ersteren besonders
dem trefflichen van Hoytema (als Tier-Zeichner und Fabel-
Illustrator), unter den letzteren Carl Larsson-Stockholm.

Bei den Franzosen ist eine vorsichtige Auswahl zu em-
pfehlen. Caran dAche ist kaum für Kinder geeignet. Nicht etwa
aus Gründen der Prüderie oder Zimperlichkeit, sondern weil
eine scharfe satyrische Ader durch seine Zeichnungen geht, die
das Kind nicht versteht. Boutet de Monvel ist herrlich, etwas
ganz Hohes und Feines, das nur älteren Kindern, die ein Buch
auch schonen können, in die Hand gegeben werden darf.

Unter den Engländern halte ich William Nicholson für
den weitaus bedeutendsten Zeichner der Gegenwart.

Zum Schluss noch ein Wort über die farbigen Künstler-
Lithographien und Schul-Wandbilder von reicher Auswahl,
die B. G. Teubner und R. Voigtländers Verlag herausgegeben
haben und in weiteren Folgen erscheinen lassen werden. Das
ist gerade das, was wir brauchen. Diese Künstler - Stein-
Zeichnungen können uns mit der Zeit an die Spitze der Be-
wegung bringen, denn sie erfüllen fast alle wünschenswerten
Bedingungen und werden in einer völlig zeitgemässen
Reproduktions - Technik hergestellt.

Wir wünschen den Künstlern und Verlegern den besten
Erfolg zu diesem dankenswerten Unternehmen, w. Schölermann.

* *

*

Aus dem offiziellen Berichte des Kunsterziehungs-
Tages seien im Anschlüsse an die vorstehenden Auslassungen
unseres geschätzten Mitarbeiters noch folgendes entnommen:

Als Erster erörtert Dr. Ross—Hamburg das »Kinder-
Zimmer«. Ausgehend von dem seelischen Empfinden des
Kindes und seiner Illusionsfähigkeit in den ersten Jahren,
spricht Ross die Ansicht aus, dass das Bestreben, Fröbels
Schönheitsformen auszubilden, nebensächlich sei, wesentlich
sei hingegen die Natur-Nachahmung und -Beobachtung, für
welche das Kind zuerst ein gewisses Verständnis zeigt.

Professor Fischer—München bespricht das Schul-Gebäude
und meint, dass es das Stiefkind der modernen Baukunst sei
und dass der Grund im Fehlen aller historischer Vorbilder liege.

Professor Fischer legt das Hauptgewicht auf die Gruppie-
rung der Gebäude-Komplexe, während er den ornamentalen
 
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