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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 55.1944

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Behl, Carl F. W.: Das Eck der Berliner Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.10970#0026
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INNEN-DEK ORATI ON

ARCHITEKT ANTON GERBER-BERLIN-ZEHLENDORT »MUSIKRAUM« IM HINTERGRUND: FLÜGEL UND HARMONIUM

großen Tisch und den alten holzgeschnitzten Stühlen
fast unverändert aus der Woyrschstraße hierher ver-
pflanzt worden ist. Der Raum enthält auch einige der
schönsten Stücke der Usbeckschen Kunstsammlung.
Die Wandverkleidung zeigt altgotische Motive. Hier
kann sich der Stammgast des Künstlerecks »ganz
wie zu Hause fühlen«. Durch eine weitere Bogen-
öffnung rechts hat der Architekt das »Historische
Zimmer« blickmäßig in den Hauptgastraum einbe-
zogen, den es perspektivisch gleichsam beherrscht.

Ein besonderer Raum für intime Tafelrunden, die
sogenannte »Petrus-Nische« (Abb. S. 22), ist vom
Hauptgastraum mit einem durch die starke Wand ge-
brochenen, sich nach innen verjüngenden Segment-
bogen abgesondert. Über dem großen Rundtisch, an
dem eine Gesellschaft von etwa zwölf Personen Platz
findet, ist an der Rückwand die Petrusfigur ange-
bracht. Das Licht spendet ein alter schmiedeeiserner
Leuchter aus dem »alten Eck«. Diese Petrus-Nische
gewährt stärkste Abgeschlossenheit, ohne jedoch den
Zusammenhang mit dem Ganzen völlig aufzuheben;
denn durch den Zugangsbogen bleibt sie stimmungs-

mäßig mit dem Hauptraum verbunden, und eine
Fensteröffnung mit schmiedeeisernem Gitter leitet
dezent zum Musikraum hinüber, von dem aus, leicht
gedämpft, die Klänge des Flügels oder des Harmo-
niums hereinwehen. Dies ist der andere große Gast-
raum des »Ecks der Berliner Künstler«. Er dient der
bewegteren, allgemeineren Geselligkeit. Zu ihm führt
vom Hauptraum aus ein schräger Gang, der, in keiner
Weise korridorartig wirkend, mit den Räumen, die
er verbindet, harmonisch ineinanderfließt.

Der Musikraum (Abb. S. 23-25), wo sich in Frie-
denszeiten Tanzpaare bewegen werden, wenn wieder,
wie im alten Eck, die Gäste von den großen öffent-
lichen Bällen und ihrer Repräsentation zur zwang-
loseren Nachfeier sich hier einfinden, hat durch ein-
gespannte Gewölbe einen besonderen Reiz der Ge-
mütlichkeit erhalten. Er wirkt wie ein altdeutscher
Gastraum, etwa ein Klosterkeller. Das Türgebälk
(Abb. S. 23) hat Otto Hitzberger mit Blattmotiven
aus dem deutschen Wald beschnitzt. Unaufdringlich
ist das Schankbüfett auf der einen Seite eingebaut.
Der Madenputz der Wände ergibt bei Licht eine
 
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