HAND 55
»INNEN-DEKO RAT ION«
JANUAR 1944
Paul Ludwig Troost
Zum 10. Todestag
Wenn man sich am 21. Januar
1944 daran erinnert, daß der Bau-
meister Paul Ludwig Troost nun
schon ein Jahrzehnt nicht mehr
unter den Lebenden, nicht mehr in-
mitten seines Volkes weilt, dessen
Kultur er wesentlich mitgestalten
half, dann erscheinen vor dem gei-
stigen Auge naturgemäß zuerst die
Bauten, mit denen er einer Epoche
am sichtbarsten das Gepräge gege-
ben hat: der von ihm nach der Idee
des Führers entworfene und ausge-
staltete Königsplatz in München,
die Ehrentempel, der Führer- und
der Verwaltungsbau, das neuge-
staltete »Braune Haus« wie das erste
monumentale Bauwerk des neuen
Reiches, das »Haus der Deutschen
Kunst«. Hier hat der Künstler
sein Form-, Raum- und Zeitgefühl
am gültigsten verdichtet; hier hat
er den überzeitlichen Geist helleni-
scher Weltschau mit dem heutigen
deutschen Volksempfinden und Ge-
meinschaftserleben zu einer Einheit
verschmolzen, deren schlichte Wür-
de und Kraft wie etwas selbstver-
ständlich Naturhaftes aus der Mitte
der Stadt und des Landes herausge-
wachsen scheint und deren Wesen
bestimmt; dies vor allem sind die
Bauten, die wahrhaft repräsentativ
und, nach dem Wort des Führers,
»Ausdruck des künstlerischen Ge-
staltungswillens geworden sind, der
sich in der Erneuerungsbewegung
Deutschlands kundtut.«
Aber Prof. Troost, der Meister der
Innenarchitektur, hat während der
kurzen Spanne seines zu früh ge-
endeten Lebens kaum minder ein-
prägsam der Zeit seinen Stempel
aufgedrückt. Der 1878 in Elberfeld
geborene Architekt, der an der
Darmstädter Hochschule die Anre-
gungen von Prof. Hoffmann, auf
Italienfahrten den Geist der Antike,
in München die Lehrer Thiersch,
Seidl und besonders Martin Dülfer
auf sich wirken ließ, der dann zu
Beginn des Jahrhunderts als seine
ersten selbständigen Arbeiten die
Inneneinrichtung des HausesBruck-
mann, das Marionettentheater Mün-
chner Künstler geschaffen, die da-
maligen stolzen Lloyddampfer in-
nen ausgestattet hat, ist bald bei-
spielgebend in die vordere Reihe der
Künstler getreten, die »Innendeko-
ration« im besten Sinne zu schaffen,
einem gereinigt edlen Form- und
Raumempfinden Gestalt zu geben
vermochten, und bald auch zeigte
sich, daß P. L. Troost als Möbel-
Schöpfer zu einer führenden Per-
sönlichkeit in Deutschland wurde.
Die strenge, alle üppige Übertrei-
l
MÖBEL
werben für später
Wilhelm Renz • Möbelfabrik
Böblingen bei Stuttgart
SEUTKELLEQEl * BÜDESHEIM AM WEIN
Foto Moegle
„HEINSTEIN-KACHELOFEN" in allen Stilarten nach Entwürfen
erster Künstler. Die Kachelofenzentralhelzung „ORIGINAL-
HEINSTEIN" heizt mit einer Feuersteüe das ganze Haus.
HEINSTEINWERK HEIDELBERG 39
bung ablehnende, vornehme Klar-
heit seines Wesens hat auch im Be-
reich des Möbelbaus eine Fülle vor-
bildlicher Lösungen gefunden; zu-
gleich war er stets und mit weithin
wirkendem Erfolg bemüht, hand-
werklich saubere, erstklassige Ar-
beit durchzusetzen, seiner Formen-
sprache damit die ganz gemäße Ge-
stalt zu sichern und so auch
hierin Erzieher zu einer wirklichen
Wertarbeit, am Aufstieg und Welt-
ruf des deutschen Möbelbaus ent-
scheidend mitzuwirken.
Denn seine weitgespannte Natur
hat irgendeinen kleinen Tisch oder
Stuhl mit demselben künstlerischen
Verantwortungsbewußtsein gestal-
tet, wie die großräumig steinerne
Strenge des Königlichen Platzes
oder die anderen monumentalen
Schöpfungen seines Geistes, die,
weithin leuchtend, unvergängliche
Zeugen seiner Kunst und einer
neuen Zeit geworden sind. — r.
Arbeiten von P. L. Troost sind in
unserer Zeitschrift, vom Jahre
1911 ab, vielfach veröffentlicht
worden; ebenso von 1903 ab in
der früheren Alexander Koch'schen
Kunstzeitschrift »Deutsche Kunst
und Dekoration.«
Eine Schau »Deutsches
Kunsthandwerk«
In Madrid wurde im Dezember
v. J. in Anwesenheit des deutschen
Botschafters und desParteiministers
Arrese eine Schau deutschen Kunst-
handwerks eröffnet. Ihr Erfolg bei
den Kunstfreunden und in der
Presse kam einer Demonstration
für die saubere, vollendete und
künstlerische Arbeit gleich, die das
deutsche Kunsthandwerk auszeich-
net und auch während des Krieges
nichts von ihrem Ehrgeiz nach
höchster Gediegenheit verloren hal.
Generalbaurat
Professor Wilhelm Kreis
wurde zum Präsidenten der Reichs-
kammer der bildenden Künste be-
rufen. Gleichzeitig hat Reichsmini-
ster Dr. Goebbels den Maler Profes-
sor Paul Junghanns, Düsseldorf,
zum weiteren Vizepräsidenten der
Reichskammer derbildendenKünste
ernannt.
Zahlungen unserer Inserenten
erbitten wir auf
Postscheckkonto
Stuttgart Nr.454
VERLAGSANSTALT
ALEXANDER KOCH G.m.b.H.
STUTTGART-O
1944. I. 1.
»INNEN-DEKO RAT ION«
JANUAR 1944
Paul Ludwig Troost
Zum 10. Todestag
Wenn man sich am 21. Januar
1944 daran erinnert, daß der Bau-
meister Paul Ludwig Troost nun
schon ein Jahrzehnt nicht mehr
unter den Lebenden, nicht mehr in-
mitten seines Volkes weilt, dessen
Kultur er wesentlich mitgestalten
half, dann erscheinen vor dem gei-
stigen Auge naturgemäß zuerst die
Bauten, mit denen er einer Epoche
am sichtbarsten das Gepräge gege-
ben hat: der von ihm nach der Idee
des Führers entworfene und ausge-
staltete Königsplatz in München,
die Ehrentempel, der Führer- und
der Verwaltungsbau, das neuge-
staltete »Braune Haus« wie das erste
monumentale Bauwerk des neuen
Reiches, das »Haus der Deutschen
Kunst«. Hier hat der Künstler
sein Form-, Raum- und Zeitgefühl
am gültigsten verdichtet; hier hat
er den überzeitlichen Geist helleni-
scher Weltschau mit dem heutigen
deutschen Volksempfinden und Ge-
meinschaftserleben zu einer Einheit
verschmolzen, deren schlichte Wür-
de und Kraft wie etwas selbstver-
ständlich Naturhaftes aus der Mitte
der Stadt und des Landes herausge-
wachsen scheint und deren Wesen
bestimmt; dies vor allem sind die
Bauten, die wahrhaft repräsentativ
und, nach dem Wort des Führers,
»Ausdruck des künstlerischen Ge-
staltungswillens geworden sind, der
sich in der Erneuerungsbewegung
Deutschlands kundtut.«
Aber Prof. Troost, der Meister der
Innenarchitektur, hat während der
kurzen Spanne seines zu früh ge-
endeten Lebens kaum minder ein-
prägsam der Zeit seinen Stempel
aufgedrückt. Der 1878 in Elberfeld
geborene Architekt, der an der
Darmstädter Hochschule die Anre-
gungen von Prof. Hoffmann, auf
Italienfahrten den Geist der Antike,
in München die Lehrer Thiersch,
Seidl und besonders Martin Dülfer
auf sich wirken ließ, der dann zu
Beginn des Jahrhunderts als seine
ersten selbständigen Arbeiten die
Inneneinrichtung des HausesBruck-
mann, das Marionettentheater Mün-
chner Künstler geschaffen, die da-
maligen stolzen Lloyddampfer in-
nen ausgestattet hat, ist bald bei-
spielgebend in die vordere Reihe der
Künstler getreten, die »Innendeko-
ration« im besten Sinne zu schaffen,
einem gereinigt edlen Form- und
Raumempfinden Gestalt zu geben
vermochten, und bald auch zeigte
sich, daß P. L. Troost als Möbel-
Schöpfer zu einer führenden Per-
sönlichkeit in Deutschland wurde.
Die strenge, alle üppige Übertrei-
l
MÖBEL
werben für später
Wilhelm Renz • Möbelfabrik
Böblingen bei Stuttgart
SEUTKELLEQEl * BÜDESHEIM AM WEIN
Foto Moegle
„HEINSTEIN-KACHELOFEN" in allen Stilarten nach Entwürfen
erster Künstler. Die Kachelofenzentralhelzung „ORIGINAL-
HEINSTEIN" heizt mit einer Feuersteüe das ganze Haus.
HEINSTEINWERK HEIDELBERG 39
bung ablehnende, vornehme Klar-
heit seines Wesens hat auch im Be-
reich des Möbelbaus eine Fülle vor-
bildlicher Lösungen gefunden; zu-
gleich war er stets und mit weithin
wirkendem Erfolg bemüht, hand-
werklich saubere, erstklassige Ar-
beit durchzusetzen, seiner Formen-
sprache damit die ganz gemäße Ge-
stalt zu sichern und so auch
hierin Erzieher zu einer wirklichen
Wertarbeit, am Aufstieg und Welt-
ruf des deutschen Möbelbaus ent-
scheidend mitzuwirken.
Denn seine weitgespannte Natur
hat irgendeinen kleinen Tisch oder
Stuhl mit demselben künstlerischen
Verantwortungsbewußtsein gestal-
tet, wie die großräumig steinerne
Strenge des Königlichen Platzes
oder die anderen monumentalen
Schöpfungen seines Geistes, die,
weithin leuchtend, unvergängliche
Zeugen seiner Kunst und einer
neuen Zeit geworden sind. — r.
Arbeiten von P. L. Troost sind in
unserer Zeitschrift, vom Jahre
1911 ab, vielfach veröffentlicht
worden; ebenso von 1903 ab in
der früheren Alexander Koch'schen
Kunstzeitschrift »Deutsche Kunst
und Dekoration.«
Eine Schau »Deutsches
Kunsthandwerk«
In Madrid wurde im Dezember
v. J. in Anwesenheit des deutschen
Botschafters und desParteiministers
Arrese eine Schau deutschen Kunst-
handwerks eröffnet. Ihr Erfolg bei
den Kunstfreunden und in der
Presse kam einer Demonstration
für die saubere, vollendete und
künstlerische Arbeit gleich, die das
deutsche Kunsthandwerk auszeich-
net und auch während des Krieges
nichts von ihrem Ehrgeiz nach
höchster Gediegenheit verloren hal.
Generalbaurat
Professor Wilhelm Kreis
wurde zum Präsidenten der Reichs-
kammer der bildenden Künste be-
rufen. Gleichzeitig hat Reichsmini-
ster Dr. Goebbels den Maler Profes-
sor Paul Junghanns, Düsseldorf,
zum weiteren Vizepräsidenten der
Reichskammer derbildendenKünste
ernannt.
Zahlungen unserer Inserenten
erbitten wir auf
Postscheckkonto
Stuttgart Nr.454
VERLAGSANSTALT
ALEXANDER KOCH G.m.b.H.
STUTTGART-O
1944. I. 1.