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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 55.1944

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Behl, Carl F. W.: Behaglichkeit im Werkgebäude
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https://doi.org/10.11588/diglit.10970#0066
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INNEN-DEKORATI ON

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Tannengrün von der Natürholzfarbe der schönge-
schnittenen Tische und Stühle ab. Doch nicht nur
die Entspannung des geselligen Beisammenseins nach
der Arbeit wird durch den behaglichen, sinnvoll
und stilbewußt gestalteten Raum aufs glücklichste
gefördert, auch die Arbeitsstätte selbst braucht der
Behaglichkeit durchaus nicht zu entraten, sofern nur
durch sachliche und möglichst unverzierte Innende-
koration Ernst und Würde gewahrt werden.

Wir sind aus dem Dachgeschoß mit seinen Ge-
meinschaftsräumen bis zum zweiten Stockwerk hin-
abgestiegen und werfen hier noch einen Blick in das
Zimmer des Abteilungsleiters (Abb. S. 65). Es ist ge-
wissermaßen das Herz des Werkgebäudes, das ja nur
einen Zweigbetrieb der Aerobau GmbH, beherbergt.
Wir betreten einen gutgeschnittenen Raum, dessen
Wände mit dunkelgebeiztem Kiefernholz bekleidet
sind und der von drei bleiverglasten Fenstern sein
Licht empfängt, das durch die dezente Tönung des
Raumes leicht gedämpft wird. Der Fußboden ist mit
beigefarbenem Velours belegt. Die Fenstervorhänge
und Möbelbezüge sind handgewebt, die Tische und

Stühle aus dunkelgebeiztem Rüsterholz. Der Schreib-
tisch mit der schweren wuchtigen Tischplatte wirkt
bei aller Einfachheit der Linienführung keineswegs
plump, sondern eher gefällig.

Nichts Überflüssiges, kein leeres, bloß schmücken-
des Beiwerk ist in diesem Raum. Es geht von ihm
eine konzentrierende Sachlichkeit aus und er wahrt
die Würde des Repräsentativen, ohne doch einer ge-
wissen Behaglichkeit dabei zu entbehren. In der Be-
schränkung auf das Wesentliche, dem sie phrasen-
losen Ausdruck verliehen hat, bewährt sich hier die
Kunst des Architekten.

So verschieden - nach ihrer Bestimmung und nach
ihrer Ausführung — die beiden Raumgestaltungen
Anton Gerbers in dem Werkgebäude auch sein
mögen, eines ist ihnen gemeinsam: sie dienen in ge-
bändigter Freude am Dekorativen der Schönheit der
Arbeit. Und nicht ohne tiefere Bedeutung trägt oben
in dem Gemeinschaftsraum unter dem Dach der
Querbalken eines liegenden Stuhles die von Meister
Hitzberger eingeschnitzten Worte: »Es gibt nur einen
Adel, den Adel der Arbeit«. - c.f.w.behl-berlin
 
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