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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 14.1922

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Seite 30 Internationale Sammler-Zeitung Nr. 3

Griechen bei Antikythra gelang. Ich fand aber nichts,
obgleich viel Eisen und Bronze da war. Nie werde
ich den Anblick vergessen, den geisterhaften Anblick
der schwarzen Flotte, welche die Russen im Jahre 1852
vor der Einfahrt in den Hafen von Sebastopol versenkt
hatten, um den Alliierten das Eindringen in den Hafen
zu verwehren. Uebrigens war es ziemlich ungemütlich.
Der Apparat war ait und schlecht, die Luftpumpe funk-
tionierte auf meinem Kopfe wie der Hammer am Amboß
und zwei Menschen waren darin schon umgekommen.
In Sebastopol sah man damals nicht auf solche
Kleinigkeiten.
Zu Anfang der Sechzigerjahre des vorigen Jahr-
hunderts wandten sich hervorragende Archäologen den
anthropologischen und prähistorischen Studien zu. Unter
den Wiener Gelehrten war es insbesondere Hofrat
von Hofstetter, welcher sich neben seinen geolo-
gischen Arbeiten für die Pfahlbaufunde lebhaft inter-
essierte. Seiner Ansicht nach reichten die Pfahlbau-
ansiedlungen in Europa nicht nördlicher, als bis zu
den Seen Oberitaliens und der Schweiz. Ich hatte in
jungen Jahren lange an den Seen des Salzkammergutes

gewohnt und liebte sie innig, insbesondere den Atter-
see. Oft hatte ich an seinen Ufern geweilt und manches
Ding gefunden, das mir so primitiv wie ein* Pfahl-
bauerzeugnis vorkam. Mein Freund, der nachmalige
Minister Graf Gundaker W u r m b r a n d, warf »so
kühn, zu behaupten, dass im Attersee ein Pfahlbau ge-
standen haben müsse und liess einen erfahrenen
Fischer vom pfahlbaureichen Bielersee aus der Schweiz
kommen. Wir begannen mit Schellnetzen zu fischen
—- und siehe da, der Fischfang glückte über Erwarten.
Gleich am ersten Tage machten wir reiche Funde. Die
Ehre meines geliebten Attersees war gerettet und meine
auch. 'Was die Luftschiffahrt betrifft, so hat es damit
folgende Bewandtnis: Ich habe keine Luftschiffahrt unter-
nommen, um in der Luft zu sammeln; mein Freund,
Graf Hugo Kalnoky, hat mir nur aus Dankbarkeit
für eine Einladung zur Teilnahme an einer lustigen
Ballonfahrt nach glatter Landung im Marchfeld eine
von mir lange vergeblich umworbene Waffe seiner
Sammlung verehrt, einen Schwert- oder Pilgerstock
(Brandistocko), der sich heute in Kreuzenstein befindet.

Eine neue ScFiicH’of-JEHtion.

Der Quartalsauktion, die sich sehr gut einführte,
lässt Leo Schi dl of wieder eine Versteigerung grös-
seren Stils folgen.'Diese Auktion, die am 23. Februar
ihren Anfang nimmt und mehrere Tage dauern wird,
umfasst eine reiche Auswahl erstklassiger Oelgemälde
alter und moderner Meister, Aquarelle, Miniaturen,
Gläser, Porzellane, Arbeiten in Gold und Silber, Kunst-
mobiliar etc.
Aus der Abteilung „Gemälde alter Meister“
möchten wir in erster Linie eine Serie von zehn Bil-
dern aus dem Nachlasse des berühmten Porträtisten
Antoine P e s n e, des Hofmalers Friedrichs des Grossen,
herausheben. Fünf dieser Bilder sind von der Meister-
hand Pesnes selbst und stellen Mitglieder seiner Fa-
milie dar, seine Töchter Marie und Helene, seinen
Schwiegersohn De Rege und seinen Schwiegervater
Du Buisson, der sich als Blumenmaler einen Namen
gemacht hat. Die fünf anderen Gemälde stammen von
namhaften französischen Malern derselben Epoche. Diese
zehn Bilder waren durch viele Jahre als Leihgabe im
Grazer Landesmuseum Joanneum ausgestellt; wieder-
holte Versuche, die der Museumsverein unternahm, um
die Bilder dauernd dem Museum zu sichern, scheiterten
an dem Widerstande der Nachkommen, die sich von
ihnen nicht trennen wollten. Nun haben sie sich eines
andern besonnen und bringen die kräftig modellierten
und schönfarbigen Porträts bei Schidlof zur Verstei-
gerung.
Neben Pesne sind es vorwiegend Holländer, die
un-s in der Abteilung alter Meister auffallen. Besonders
die beiden prachtvollen Molenaer, die Gesellschafts-
szene von Janssen und der Berchem-Schüler Karel
D u j a r d i n, der sich in einer Harlekinszene von der
launigsten Seite zeigt.
Unter den Gemälden moderner Meister
brilliert ein Hauptwerk Wenzel von Broziks „Der
Handkuss“: ein Kavalier, der sich galant über die Hand
einer Dame beugt. Man erkennt in der Dame die Gattin
des Künstlers, die eine Tochter des bekannten Pariser
Kunsthändlers Sedelmeyer ist. Ein berühmtes Früh-
werk Munkacys (sign. 1865) ist dessen „Oster-
begiessung“, die uns mit einem alten magyarischen

Brauch der Begiessung junger Mädchen durch die
Burschen (Schneck—Ostern nennt man den Brauch in
den deutschen Gebieten Ungarns) vertraut macht. Das
Werk ist durch seine Reproduktionen weitesten Kreisen
bekannt geworden: es war übrigens Ende der Sieb-
zigerjahre anlässlich der Munkacsy-Ausstellung in Wien
exponiert. Aus dem Nachlasse des Hofburgschauspielers
A n s c h ü t z rühren einige gute Familienbilder her, die
teils von Schrotzberg, teils von Anschütz’ Sohn
gemalt sind, der erst vor kurzem gestorben ist.
Das Aquarell ist vorzugsweise von Rudolf von
Alt bestritten, doch finden wir auch gute Ranftl,
G a u e r m a n n s und Arbeiten des Münchener Hugo
K a u f f m a n n, der unter den deutschen Aquarellisten
einen hohen Rang einnimmt. Unter den Miniaturen
dominieren die Engländer, die mit ihren besten Namen
vertreten sind. Wir sehen ein Selbstbildnis von Engle-
heart, Porträts von Robertson, Newton und
R o ch ar d, der trotz seines französischen Namens dazu
gehört. Hübsche Miniaturen zieren auch viele der vorhan-
denen Dosen. So zeigt eine ein männliches Bildnis von
Dominico B os s i, eine andere eine Damenminiatur vom
vortrefflichen Isabeyschüler Mansion. Aubrys
glänzende Porträtkunst kann man auf einer Dose be-
wundern, die Joachim Murat, den Schwager des ersten
Napoleon, vorführt. Die Wiener Schule ist durch Daf-
finger, Robert und Albert T h e e r, Johann Ender,
Kriehuber und Peter ausgezeichnet repräsentiert.
Eine kleine Abteilung bilden die Gläser, unter
denen wir ein Stangenglas aus dem Jahre 1715, Doppel-
gläser etc. finden. Schöne Porzellane der Wiener
und der deutschen Manufakturen (darunter zwei Alt-
wiener Krinolinenfiguren) leiten zu den Arbeiten in
Edelmetallen hinüber, unter denen eine prunkvolle
Vermeillekanne, wie deutsche Silbergeräte aus dem 17,
Jahrhundert, hervorzuheben wären.
Den Schluss der Objekte bildet vortrefflich erhal-
tenes altes K u n s t m o b i 1 a r.
• Der Auktion geht eine Ausstellung voraus,
die am 18. Februar beginnt und bis einschliesslich
22. Februar währt.
 
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