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Jahrbuch für den Zeichen- und Kunstunterricht — 3.1907

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Des Jahrbuches vierter Teil. Überblick über den Stand des Zeichenunterrichtes in den verschiedenen Ländern
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Zweite Abteilung. Ausland
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Wüstenberg, Otto: Dänemark
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https://doi.org/10.11588/diglit.74115#0442

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13. Kapitel. Dänemark. I. Volksschulen.

indem sie dieselben auf der Wandtafel ausführen. Einzelne Aufgaben werden mit
Tusche ausgezogen.
Anm. 4. Als eine Vorbereitung zum Freihandzeichnen nach Körpern darf der
Lehrer anschauungsweise den Schülern die einfachsten Grundregeln der Perspektive
beibringen, und bevor das Zeichnen des einzelnen Gegenstandes begonnen wird,
darf er durch Erklären und Fragen den Schüler dahin zu bringen suchen, den
Gegenstand näher zu betrachten, um die Aufgabe verstehen zu können. Diese Er-
klärung darf der Lehrer durch Zeichnen auf der Wandtafel begleiten. Bei der
Ausführung darf der Schüler teils Ziel (Visier) maß, teils gedachte senkrechte und
horizontale Hilfslinien benutzen.
Anm. 5. Die Zeichnung wird auf losen Bogen mit aufgedruckten Einteilungen
ausgeführt; jede Zeichnung soll den Namen des Schülers und das Datum tragen,
danach wird sie in die dazu bestimmten Mappen gelegt.



Nr. 168. Bleistiftzeichnung. 10 x 20. (2. Stufe.) (Zum Artikel: Schottland.)

Diesem Unterrichtsplan gemäß sind die Pläne für den Unterricht in den Städten
Dänemarks, doch wird die Zeit, die zum Zeichnen nach Vorzeichnungen benutzt
wird, mehr und mehr eingeschränkt; und zufolge des ministerialen Zirkulars an
sämtliche Schuldirektionen außer Kopenhagen vom 22. Nov. 1900 darf sie sich nur
über ein Jahr erstrecken.
Das Zirkular lautet so:
Der Zweck des Zeichenunterrichtes der Kinderschule ist, vor allen Dingen durch
Übungen in Beobachtung und Wiedergeben (sowohl mündlich wie durch Zeichnen)
die natürlichen Gaben des Kindes zu sinnlicher Wahrnehmung der Formenwelt zu
entwickeln und zu schärfen.
Der Unterricht muß deshalb zu jeder Zeit ein solches Ziel im Auge haben;
man darf sich niemals mit dem äußeren Erfolg, der durch ein einfaches Kopieren
von Vorzeichnungen erreicht werden kann, begnügen; aber man muß immer daran
arbeiten, den Kindern eine keimfähige Grundlage der zukünftigen Selbstentwicklung
der Auffassungsgabe zu geben. Der Unterricht muß auf allen Stufen darin bestehen:
1. mündliche Lektionen, 2. Zeichenübungen, so daß die Schüler in den Zeichen-
stunden durch eine vernünftige Untersuchung jedes zum Wiedergeben gewählten
Gegenstandes sich gewöhnen, ihre Auffassung logischerweise zu bilden, während
von jedem geistlosen Nachzeichnen in „Zeichenheften" sehr abzuraten ist.
 
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